Schloss Pless (poln. Pszczyna) war im 19. und frühen 20. Jahrhundert ein
Adelssitz in Oberschlesien, einer Grenzregion, in der sich tiefgreifende
politische, kulturelle und soziale Umbrüche im östlichen Mitteleuropa in
der Zeit des Ersten Weltkriegs beispielhaft studieren lassen.
Nationalitätenkonflikte, die industrielle und soziale Revolution sowie nicht
zuletzt kriegerische Konflikte wirkten sich auch auf das Leben der
Menschen aus, die im Schloss tätig waren und in dessen Umgebung
arbeiteten. Besonderes Augenmerk kommt hierbei dem
Magnatengeschlecht Hochberg zu, einer fürstlichen Familie, die in Preußen
wie in ganz Deutschland und Europa eine gesellschaftlich wie ökonomisch
exponierte Stellung einnahm. Auch diese Familie erlebte allerdings in der
Zeitspanne zwischen 1850 und 1950, verstärkt durch die politischterritorialen
Veränderungen im deutsch-polnischen Grenzraum nach dem
Ersten Weltkrieg, ein außergewöhnliches Auf und Ab. Ihr Leben glich
einem „Tanz auf dem Vulkan“.
Unter diesem Titel – der einem in den 1920er Jahren verfassten
autobiographischen Text der Fürstin Daisy von Pless entnommen ist – wird
aktuell eine deutsch-polnische Ausstellung vorbereitet, an deren
Konzeption die Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit der
Universität Stuttgart beteiligt ist. Der Kurator der Ausstellung, Dr. Roman
Smolorz (Regensburg), wird im Rahmen des Lehrstuhl-Kolloquiums am
6.12.2023 Eckpunkte, Zielsetzungen und Probleme des bilaterialen
Unternehmens vorstellen.
Dr. Roman Smolorz ist Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Wirtschafts- und
Sozialgeschichte der Universität Regensburg sowie Research Fellow am
Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg.