Ergebnisse

Was ist nun das Ergebnis unseres Seminars? Am Anfang stand die Hypothese, dass technische Artefakte oder Objekte, die materiell vorhanden sind, eine Erinnerung auslösen. Nach unseren Interviews und deren Auswertung müssen wir diese Hypothese allerdings verfeinern.

In den meisten Fällen löste das Objekt nicht eine spezifische Erinnerung aus, sondern diente vielmehr als Vermittler oder Auslöser für eine Reihe von Erinnerungen, quasi der Schlüssel zu vielen Teilen, die Elemente einer Kette sind. Dies kann durchaus auch dann geschehen, wenn der Gegenstand nicht (mehr) materiell präsent ist; das bloße Ansprechen genügt, um eine Erinnerung auszulösen. Ob nun der Zeitzeuge das Artefakt selber besitzt oder nicht, scheint nicht entscheidend zu sein. Diese Ergebnisse beziehen sich vor allem auf die individuelle Erinnerung einer Person. Anfangs hatten wir angenommen, dass die Erinnerung an ein Objekt gleichermaßen auch im gemeinsamen Gedächtnis existiert. Wir mussten aber feststellen, dass dieser Aspekt weit weniger häufig in den geführten Interviews auftauchte. Nur in der Gruppe Mobilität, die zwei Zweitzeugen gleichzeitig interviewten, trat die Thematik der gemeinsamen Erinnerung auf. Festzustellen ist, dass das individuelle Gedächtnis weit präsenter ist als das gemeinsame Gedächtnis, das vielleicht nur durch die eben genannte Gesprächssituation zustande kam. Dennoch waren alle Ergebnisse der Interviews für das Seminar zufriedenstellend.

Die vorher erlernte Methodik war rückblickend eine gute Vorbereitung auf die Zeitzeugengespräche. Zum Training wurden jede Woche Texte über Objekte, Erinnerung und die Methodik der Oral History von einem Studenten vorgestellt und dann ausführlich in der Gruppe diskutiert. Besonderer Wert wurde auf die Vorteile, aber auch auf die Gefahren der Oral History gelegt. Da die Studenten ungeübt in dieser Methodik waren, sind anfangs teilweise Fehler, wie intendierte Fragen, unterlaufen, die aber mit zunehmender Anzahl an geführten Interviews weniger wurden.

Die Kombination aus theoretischer Besprechung und praktischer Durchführung hat uns die Methode der Oral History anschaulich und verständlich näher gebracht. Aus Sicht der Studierenden war dieses Seminar sinnvoll aufgebaut. Die offene Gestaltung in der Form, dass die Dozentin (Dr. Sonja Petersen) den Studenten die Gruppenbildung und deren Themenfindung selbst überließ, förderte die Beteiligung und Integration eigener Ideen der Studenten.

Zu guter Letzt war unser Projektseminar aus unserer Perspektive ein gelungenes und positives Seminar, das viel Spaß gemacht hat.

 

Letzte Änderung: 29.04.13 - DO