Universität Stuttgart Abteilung Wirkungsgeschichte der Technik, Seite 1

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Erster Masseneinsatz des Giftgases Chlor im Ersten Weltkrieg erweist sich als schreckliche Waffe,
die auf beiden Seiten zu weiteren Eskalationen führt.

Der Erste Weltkrieg begann am 4. Aug. 1914 mit der deutschen Invasion Belgiens durch eine Serie von Vorstößen über Belgien bis nach Frankreich. Der Angriff kam 48 km östlich von Paris zum Stillstand. Bei der Schlacht um den Fluss Marne Anfang Sep. 1914 siegten die Alliierten. Der deutsche Generalstabschef Moltke veranlasste daraufhin einen allgemeinen Rückzug in Richtung des Flusses Aisne. Moltke wurde daraufhin am 14. Sept. 1914 durch Erich von Falkenhayn ersetzt. Danach bewegten sich beide Seiten in Richtung Norden zum Meer. Falkenhayn wollte die Häfen am Ärmelkanal unter seine Kontrolle bringen. Dabei kam es zu erbitterten Kämpfen mit vielen Opfern auf beiden Seiten.

Es kam zur ersten großen Flandernschlacht vom 19. Okt. bis 22. Nov. 1914, bei der das Britische Expeditionskorps (BEF) die Deutschen aus Ypern verdrängte. Bis zu diesem Zeitpunkt, fünf Monate nach Kriegsbeginn, gab es bereits 1.8 Mio. getötete, verletzte oder vermisste Männer, davon aus Belgien 50.000, Frankreich 995.000, Deutschland 677.000 und Großbritannien 75.000.1

Die Soldaten beider Seiten hatten genug von den blutigen Kämpfen: Am Ersten Weihnachtsfeiertag 1914 kletterten sie aus ihren Schützengräben und verbrüderten sich.2 Der Krieg ging danach aber trotzdem weiter.

Wie kam es zum Gaseinsatz?3

Schon im Herbst 1914 war die Westoffensive der Deutschen in den Schützengräben des Stellungskriegs erstarrt. Das Militär suchte nach neuen Waffen. Major Max Bauer, Leiter der Sektion II (Schwere Artillerie und Munition) in der Operationsabteilung der Obersten Heeresleitung (OHL) schlug dem Generalstabschef Von Falkenhayn vor, den Einsatz von chemischen Waffen im Grabenkrieg zu prüfen. Nach Weisung von Falkenhayn stellte Bauer eine Kommission aus Wissenschaftlern (Walter Nernst, Nobelpreis für Chemie 1920), Offizieren und Industriellen (Carl Duisberg, Chemiker und Generaldirektor der Bayer Werke) zusammen, um geeignete chemische Verbindungen zu prüfen.

Auf der Basis von Dianisidinsalz wurde ein Augen und Atemwege reizendes Niespulver entwickelt und von Bayer Leverkusen hergestellt. 3000 Schrapnellgeschosse, mit Dianisidinsalz gefüllt, wurden an der Front bei Neuve-Chapelle eingesetzt, aber ohne Erfolg. Bauer zog dann weitere Chemiker hinzu, so auch Emil Fischer, Fritz Haber und Hans Tappen.


1 Vgl. Westwell, Ian: Der Erste Weltkrieg. Fränkisch- Crumbach. 2012. S. 43
2 Vgl. Hahn, Otto: Mein Leben. München. 1986. 6. Auflage .S. 116.
3 Vgl. Szöllösi- Janze, Dr. Margit: Fritz Haber. 1868- 1934. Eine Biographie. München. 1998. S. 321- S.324.

Martin Gutmann


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