Der Soldat an der Westfront – Der Einsatz von Flammenwerfern
Quelle 2: Thukydides: Der Peloponnesische Krieg

Der Gedanke, brennbare Flüssigkeiten, welche am Ziel anhafteten und nicht gelöscht werden konnten, im Krieg als Waffe einzusetzen, war nicht neu. Erstmals 673 n. Chr. wurde das sogenannte „Griechische Feuer“ genutzt, um die arabischen Schiffe zu verbrennen, welche Konstantinopel belagerten. Diese Waffe beruhte auf einer naphtha-basierten Mischung, welche unter Druck gesetzt und mit einer Handpumpe über Metallröhren versprüht werden konnte. Damit war dieses Waffensystem der erste Flammenwerfer im modernen technischen Sinn, wobei das Grundprinzip bis dahin auch nicht völlig unbekannt war. Bereits Thukydides berichtet, dass schon im Peloponnesischen Krieg 424 v. Chr. eine ähnliche Apparatur bei der Belagerung der Stadt Deleon genutzt wurde.

„Und die Böoter, welche sogleich von dem Melischen Meerbusen her Lanzenträger und Schleuderer kommen ließen, und denen nach der Schlacht 2.000 korinthische Hopliten so wie die aus Rifäa ausgezogenen Peloponnesischen und Megarischen Besatzungstruppen zu Hülfe gekommen waren, zogen gegen Delion und bestürmten das Bollwerk theils mit anderweitigen Versuchen, theils wandten sie folgende Maschine an, welche die Einnahme bewerkstelligte. Sie sägten einen großen Balken auseinander und höhlten ihn durchweg aus, fügten ihn dann wieder genau zusammen wie eine Röhre, befestigten am Ende desselben einen Kessel mit Ketten und in diesen geneigt ging eine eiserne Blasebalgröhre von dem Balken hinunter, und auch ein großer Theil des Holzbalkens war mit Eisen beschlagen. Diese Maschine brachten sie von weitem auf Wagen an die Mauer, wo diese am meisten von den Reben und dem Holzwerk erbaut war; sobald sie nun nahe war, setzten sie große Blasebalge in das ihnen zugekehrte Ende des Balkens ein und bliesen. Der Luftstrom aber, welcher durch den verschlossenen Raum in den mit glühenden Kohlen, Schwefel und Pech angefüllten Kessel ging, brachte eine gewaltige Flamme hervor und zündete an der Mauer, so daß Niemand mehr darauf blieb, sondern Alle sie verließen und die Flucht ergriffen und auf diese Weise das Bollwerk eingenommen wurde. Von der Besatzung nun wurde ein Theil getötet, 200 aber wurden zu Gefangenen gemacht; die Masse der Uebrigen bestieg die Schiffe und fuhr nach Hause.“

Thukydides IV, 100

Thukydides’ Geschichte des peloponnesischen Kriegs, Leipzig 1852


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