Ritter der Lüfte


Max Immelmann From: http://www.gwpda.org/photos/greatwar.htm
Death letter by the British Flying Corps , ©Lt. Richard Paul Unger
Der Beginn des Ersten Weltkrieges liegt nun 100 Jahre zurück. Flugzeuge waren bis dahin nur versuchsweise als Waffen benutzt worden. Im Laufe des Ersten Weltkrieges hatten die neu geschaffenen Fliegertruppen jedoch einen spürbaren und wachsenden Einfluss auf die Kriegführung und schufen eine neue Art von Soldat. Die Piloten lernten, mit moderner Technik zu kämpfen. In der Öffentlichkeit wurden sie jedoch entsprechend älterer Ehrvorstellungen als ehrenvolle und noble „Ritter der Lüfte“ wahrgenommen. Das Bild der Jagdpiloten als „Ritter der Lüfte“ spielt auf ältere soldatische Tugenden, Ehrvorstellungen und gegenseitige Anerkennung an, die an sich nicht mit der Realität des Ersten Weltkrieges mehr in Einklang zu bringen waren.

Das folgende Projekt beschäftigt sich mit einem Ritual, das Einblicke in die Mentalität der Piloten und ihren Umgang mit dem Tod eröffnet. Wer von „Ehre, Herren und Ritterlichkeit“ spricht, denkt normalerweise nicht an den Ersten Weltkrieg. Das industrialisierte Kriegsgeschehen und die damit einhergehenden hohen Verlustzahlen waren mit herkömmlichen soldatischen Ehrvorstellungen und Tugenden kaum mehr zu vereinbaren und machten ein neues Kriegerbild notwendig. Bilder aus der Zeit vermögen zu zeigen, wie erbärmlich die Bedingungen in den Gräben waren. Soldaten in Matsch begraben. Ihre Gesichter sind gezeichnet von den Dingen, die sie gesehen haben und erfahren haben.

Welche Bedeutung und Funktion hatten in diesem Zusammenhang des industrialisierten Tötungshandelns Geschichten und Erzählungen von Kameradschaft und auch Respekt zwischen den Feinden? Das wahrscheinlich bekannteste Ereignis in diesem Zusammenhang war die Feuerpause zwischen englischen und deutschen Truppen an Weihnachten 1914. Dies ist allerdings nicht das einzige Beispiel. Englische Soldaten berichteten darüber, mit ihren Bewachern etwas getrunken zu haben. Besonders im Grabenkrieg war es nicht ungewöhnlich, dass man vom Bewacher innerhalb von Tagen oder sogar Stunden zum Gefangenen werden konnte. Auch verwundete Piloten erhielten von gegnerischen Sanitätern medizinische Versorgung. Im Todesfall war es üblich, dass die feindlichen Soldaten beerdigt wurden, wo immer dies möglich war. Insbesondere berühmte Kampfflieger wurden mit Respekt behandelt. [1]  

Der hier zu lesende Brief [siehe unten] ist ein Beispiel für die gegenseitige Anerkennung der Piloten.

Fragen:
1) Welche Merkmale und Funktion hatte das öffentliche Bild Immelmanns?
2) Wie und warum brachten die Alliierten nach dem Tod Immelmanns ihre Anerkennung zum Ausdruck?
3) Welche Wert- und Moralvorstellungen lässt seine Beerdigung erkennen?
Der hier abgebildete Brief [siehe unten] wurde hinter den deutschen Linien vom British Flying Corps, zu Ehren von Leutnant Immelmann abgeworfen, obwohl dieser ein gefürchteter Gegner mit 15 bestätigten Abschüssen war. Weshalb riskierte der Pilot Allister H. Hiller sein Leben und das Leben seines Beobachters, als er über die feindlichen Linien flog, um den Respekt des British Flying Corps zu bekunden?

Dies war nicht der einzige Fall gegenseitiger Ehrbekundung. Anlässlich des Todes des berühmten Manfred von Richthofen , auch bekannt als der Rote Baron, zeigte die australische Armee ebenso ihre Anerkennung und Respekt.

Kapitel:

Erstellt von Henrik Feldmann und Richard Paul Unger.

[1] http://www.express.co.uk/news/uk/422689/Meeting-the-enemy-Tales-of-extraordinary-camaraderie-between-British-and-German-soldiers


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