3.3. Krieg in der Luft

Versetzen Sie sich mit Hilfe des folgenden Textes in die Situation eines Jagdfliegers vor dem Kampf. An was erinnern Sie die Schilderungen von Bishop und Richthofen? Bei welchen Ihnen bekannten Tätigkeiten kommt es zu ähnlichen inneren Abläufen?

„William Bishop schrieb: „Ich empfand das alte Gefühl der freudigen Erregung, das mich während keines einzigen Kampfes verließ.“ Auch Richthofen war über die Monate „süchtig“ nach Luftkämpfen: „Es ist das der nervenkitzelndste Augenblick, das Anfliegen an den Gegner, wenn man den Feind schon sieht, und noch einige Zeit hat, bis man zum Kampf kommt. Ich glaube, ich werde dann immer etwas bleich im Gesicht, aber ich habe leider noch nie einen Spiegel mitgehabt. Ich finde diesen Augenblick schön, denn er ist überaus nervenkitzelnd, und all so etwas liebe ich. Man beobachtet den Gegner schon von weitem, hat das Geschwader als feindlich erkannt, zählt die feindlichen Apparate, wägt die ungünstigen und günstigen Momente ab.“ Richthofen hatte demnach sogar eine besonderes Gefallen daran, nervlich extrem angespannt zu sein und gleichzeitig einen kühlen Kopf bewahren zu müssen.“

Quelle: Joachim Castan, Der Rote Baron –Die ganze Geschichte des Manfred von Richthofen, Klett-Cotta, Stuttgart, 2. Auflage 2007.

“ […] nähern wir uns, aufeinander schießend. Im letzten Augenblick merke ich noch, daß ich getroffen habe. Ein lichterloh brennendes Flugzeug saust auf mich zu. Ich reiße meine Maschine herum und mache so eine scharfe Kurve, daß ich zu drei Vierteln auf dem Rücken fliege. Haarscharf an mir vorbei saust das Feuermeer in Gestalt des Engländers. Der Beobachter ist aufgestanden und stiert in die Flammen. Die englische Maschine macht noch, völlig brennend, eine Kurve. Die beiden Insassen steigen unterwegs aus. Die Reste der Maschine flattern in der Luft.”

Quelle: Manfred von Richthofen, Der rote Kampfflieger, Deutscher Verlag, Berlin 1933.

Versetzen Sie sich in die geschilderte Situation. Einmal in den Piloten der siegreichen Maschine und einmal in die der Insassen der brennend abstürzenden Maschine. Die untere Aufnahme zeigt die Reste eines brennend abgeschossenen Flugzeuges.
Übrigens, die Insassen der brennend abstürzenden Maschine standen vor der Entscheidung während des Absturzes bei lebendigem Leibe zu verbrennen, da die Gleiteigenschaften der Maschinen im Ersten Weltkrieg den Absturz verlangsamten aber meistens dennoch tödlich waren oder ihren Tod durch den Sturz aus dem Flugzeug zu finden. Sie entschieden sich, wie es damals gängige Praxis war, für den Sturz. Es war der Schrecken eines jeden Piloten brennend abgeschossen zu werden.
Karl Bodenschatz, Jagd in Flanderns Himmel – Aus den sechzehn Kampfmonaten des Jagdgeschwaders Freiherr von Richthofen, Verlag Knorr & Hirth, München, 6. Auflage 1941
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                              3. Psychische Dimension
Erstellt von Achim Messer.


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