Objekte

Objekte Oral History

Objekte spielen eine wichtige Rolle in unserem Leben. Sie sind eine Brücke zu individuellen und gemeinsamen Erinnerungen. Dabei ist die individuelle Erinnerung die Erinnerung einer bestimmten Person an ein Objekt. Die kollektive Erinnerung beeinflusst die individuelle Erinnerung und ist ausschlaggebend dafür, wie ein Gegenstand in der Gesellschaft gesehen wird. Der Volksempfänger erscheint heute in der kollektiven Erinnerung als eine Propagandamaschine der Nationalsozialisten, in der individuellen Erinnerung hingegen meist als ein „einfaches Radio“. Im späteren Verlauf der Geschichte wandelt sich dieses Objekt in der kollektiven Erinnerung zum Aufklärungs- und Informationsinstrument.

Die Erinnerung an den Volksempfänger wird aufgrund des Missbrauchs der Nationalsozialisten mit einem schlechten Ruf bzw. einer schlechten Erinnerung verbunden. Der uns als „Käfer“ bekannte KdF-Wagen hingegen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg umgedeutet und zum Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs. Ursprünglich jedoch wurde der Käfer für die nationalsozialistische Gesellschaft entworfen und sollte zum Massenautomobil werden. Die Beispiele Volksempfänger und Käfer zeigen, dass Erinnerungen sich mit der Zeit wandeln bzw. sich verändern, unter anderem auch durch die Gesellschaft (gesellschaftliche Konvention, Wertewandel und Umdeutungen). Erinnerungen werden häufig rekonstruiert und basieren auf situativen Empfindungen. Die Wahrnehmung eines Zeitzeugen muss von unserer eigenen Perspektive unterschieden werden, da jede Person eine andere Wahrnehmung hat. Objekte und Ereignisse werden immer aus unserer zeitlichen Perspektive wahrgenommen. Dabei dienen Objekte als Auslöser der Erinnerungen. Ein Objekt ist auch Symbol einer bestimmten Epoche oder Zeit, mit dem bestimmte Erinnerungen verbunden sind.

Erinnerungen haben für Menschen einen emotionalen Wert, der meist höher als der materielle Wert ist. Solche Objekte werden oft den Museen angeboten. Das moderne Konzept der Musealisierung zieht inzwischen die Lebensgeschichte des jeweiligen Gegenstandes in Betracht. Dabei wird die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Objekt untersucht und in Szene gesetzt. Vielleicht wurde das Objekt lange Zeit für einen anderen Zweck benutzt oder es wurde anderweitig modifiziert. Dieses Konzept scheint das Objekt an sich für den Besucher interessanter zu machen, denn Objekte werden nicht mehr nur als reine Funktionsträger gesehen. Das Objekt ist oft Träger einer unsichtbaren Bedeutung, die man erst durch Erzählungen des Besitzers des Objekts entschlüsseln kann.

Literatur:

  • Andersen, Arne: Der Traum vom guten Leben. Alltags- und Konsumgeschichte vom Wirtschaftswunder bis heute. Frankfurt a. M. 1999, S. 83.
  •  

    Objekte Oral History

    Letzte Änderung: 29.04.13 - DO