Objekte als Schlüssel zur Erinnerung

„[Die] erste Rakete wo [...] zum Mond gefahren [ist]“ „Einladung zum Glas Wein und [einer] Diashow“ Resümee Fragenkatalog

In unserem Interview zeigte sich, dass die Objekte zum Schlüssel wurden, die den Zugang zur eigentlichen Erinnerung erst möglich machte. Dabei ging es in den Erzählungen dann meist kaum um das eigentliche Objekt, sondern um die mit diesem verknüpften Erinnerungen.

Die beiden Interviewten berichteten von einer Schiffsreise, sowie einer Reise in die damalige Sowjetunion, dabei ging es vor allem um individuelle Erinnerungen. Bezeichnend ist, dass sich beide, angesprochen auf die verwendeten Kameras, zwar kaum an beispielsweise den Kameratyp oder die aufgenommenen Motive erinnerten, aber sehr detailliert von der jeweiligen Reise berichteten. Auch muss das Objekt – hier die besagte Kamera – nicht unbedingt materiell vorliegen, um eine Reihe von Erinnerung auszulösen, wenn man etwas über dieses Artefakt fragt.


20.1.2013; 26:08–26:40
C. 	     [hehehe] 	      Ham se die, wissen sie noch was des für ne

Z. 				       eine [...] also in Russland [...] hat ich so
C. 	Kamera war, die sie da hatten?

H. 						            'ne Nizo
Z. 	'ne Filmkamera dabei    [...] ähäh und des war ähh       noi [...] also
M. 			     mhh

Z. 	die Filmkamera kann ich nimmer sage, was des war
M. 							    mh, wissen sie noch, wissen

      sie noch, nach welchen Kriterien sie ihre Bilder, also Bilder gemacht haben
      oder so [leiser] wissen sie noch, welchen Kriterien sie Bilder gemacht
      haben?

Z. 		  bitte

M.     Aufnahmen [lauter]        ihre Frau oder ihre [haha]
Z.              also des weiß man [unverständlich] nein nein [haha] nein nein
H.                                                             [haha]
C. 									[haha]

H. 	[unverständlich]    [hahaha]
Z. 		      Frau is [haha] ja [...] ne des war, des war net des
C. 			 [hahahahahahaha]

Z.     interessante, des war des alles drumrum, was man da erlebt hat und ähh.

Hier wird die Erinnerung an die Schiffsreise über die mitgenommene Kamera zugänglich. Dabei rückt vor allem der materielle Wert des Objektes in den Vordergrund. In Verbindung mit diesem, erinnert sich der Zeitzeuge dann an den genauen Typ der Kamera.


M. 							[haha, die Frage war nach, ob sie
	da ihre Kamera dabei hatten und ähm
H. 				[Achso richtig ja, auf dieser Reise, des war also
	grad 60, äh [...] da han ich dann äh 'ne neue Filmkamera 'ne Nikon
	Videomatik, aber ja, die hab ich mir grad vom Mund abgespart, die hat
	damals, i glaub äh, 800 DM gekostet, 'ne und des war also
M. 						 mmh
H. 	'ne Riesenanschaffung [...] und ähm die hat ich dabei und hab auch sehr
	[...] viel auf der Schiffsreise, da ham sich die Motive natürlich
	angeboten, net, a vom Schiff selber, von diesen großartigen Buffets.

In diesem Ausschnitt zeigt sich das Objekt, in diesem Fall wieder die mitgenommene Kamera, als Schlüssel zur Erinnerung fungieren. Die Erinnerung scheint intensiver zu werden, da der Sprecher stärker in Dialekt verfällt und die Erzählteile länger werden.


20.1.2013; 27:51––30:22
C. 				   gab’s denn dann in der, ähh, also da in der

C. 	 Sowjetunion waren, gab’s da die Möglichkeit, Filme nachzukaufen für ihre

H. 			    [unverständlich]
Z. 		 Neee
M. 		    Ham sie 		I han, i han Koffer von Filmen dabei ghabt
C. 	Kamera, 	      gab’s da

Z. 	aber da waren sie ja nie sicher ob se des durchbringe gell Mir sin zum
	Beispiel damals in Moskau vier oder fünf Stund’, sag mal, am Zoll
	gestandet des war einfach Kontrolle und die ham uns fünfmal von oben und
	von hinte und von vorne und dreimal mussten wir unsern Koffer aufmache und
	also des war scho schlimm. Da wo mer mal drin waren, da gings und [...]
	und au in Russland kann ebbes irgendwas ganz schnell gehen. Wir kamen
	zurück
C. 									mhhh

Z. 	aus [...] aus [Bukhara Usbekistan?], also aus der Gegend, ich weiß es
	nimmer ganz genau. Irgendwann hat der Flug, der hatte scho vier Stund’
	Verspätung und na kamen mer über [...] jetzt weiß ichs au nimmer, also auf
	jeden Fall kamen wir morgens um drei in Moskau an und der nächste Tag war
	der Heimflug und da hats geheiße, ja also mer künnet ausschlafe. Der
	Heimflug findet erst Nachmittag schtatt und mir liege morgens um halb acht
	noch selig im Bett und na kommt en Anruf, sie müssen sofort runter komme,
	äh, mir haben uns getäuscht, der Flug findet sofort schtatt.
H. 											hehe
M. 											Ohoho
C. 											hehe
Z. 	ähhähh [...] und die Taxis stehen mit laufenden Motor vor unserem Hotel
M. 	    oh

Z. 	also gut [...] unrasiert und fern der Heimat ham wir uns aufgemacht und
	des
H. 	aha

Z. 	wollt ich jetzt sage und so schnell bin ich noch gar nie in an Flugzeug
	nei komme.    Also und für Russland ganz was ganz besonders, mir sin durch
H. 		     haha
M. 		     haha
C. 		     haha
Z. 	kei Sperre durch kein Zoll, mir sin mit dem Taxi vorgefahre, raus und
	sofort ins Flugzeug nei[abgehackt,betont], 	   des wisse mer net, des
H. 				  und wie war des zu erkläre? 	      Aha

Z. 	Mir waren dann froh, wo da [unverständlich] eingesetzt ham
M. 									   und dann ham se
C. 				     hehehe

Z. 							    ja des hab I alles heut no
M. 	aber ihre Fotos und so behalten dürfen, oder? 				Ahh

Z. 						  Ähhh [...] des waren also die Bilder.
M. 	Ham se 'nen Fotoalbum angelegt, oder so?

Z. 	waren damals Dias [...] und die hab ich noch, und na hab ich also wie
M. 			    mhhm, 			  ahh
C. 			    mhhm

Z. 	gesagt, nebenher gefilmt hab ich au noch
M. 							    ach die ham se dann als Film

Z. 				jaja jede Menge Fotomaterial und Bilder ähh
M. 	immer angeschaut.

Hier führt die Frage nach den Objekten zu einer mit diesen verknüpften Anekdote. In dieser geht es direkt um das Objekt an sich, da die Erinnerung in diesem Fall mit dem Umgang mit dem Objekt selbst zusammen hängt.


20.1.2013; 40:35–42:06
C. 	ham Sie, äh, Fotos oder mehr Dias gemacht?
H. 	Ne, ich hab eich vorwiegend gefilmt auf der Reise. [...] Ja [...]also
	Fotos, die kriegte man dann von Bekannten, die da mitgeknipst haben. Da
	hat mer sich dann nachher ausgetauscht.
M. 				      hehe
C. 				      hehe
Z. 				     [Also, also bei mir wars so, ich hab gfilmt, mei
	Frau hat fotografiert. Ja und [...] also der Foto war a Canon, äh
H. 				haha, 						ja
M. 				mhm, 						mhm
Z. 	Aber da mussten se also vorne nos Objektiv [...] wechseln, äh, wenn se da
H. 								ja (..)
M. 								mhm
Z. 	Tele aufsetzen wollten [...] oder Weitwinkel, je nach dem [...] und da,
	da erinner ich mich in Moskau [...] war mer auf der All-Union-Ausstellung.
	Da war zum Beispiel, äh, die erste Rakete, wo die, äh, da zum Mond gfahren
	Sin, äh und und und des Zeig, also des war so äh Luftschau, äh mit
	Flugzeugen und äh Raketen und solches Zeig, und des isch ja riese
	Gebiet gwesen, mit mit Wasserläufen und, und, und Fontänen, also, also
	ganz toll und also i hab gfilmt. Meiner Frau hab i den Foto ind Hand gäba,
	etzt wollt se, etzt wollt se s Objektiv wechsla, ond dodran isch se etwas
	gescheitert an dem Wechseln vom Objektiv und im Nu standen mindeschtens
	20, 30 Russen um sie rum und
M. 				  hehe
Z. 	wollten ihr helfen und na hat se gsagt, und du, du bisch hindergstande
M.                  hehe
Z. 	und hasch koi Wort gsagt, dass du au dazu ghörsch.

 

„[Die] erste Rakete wo [...] zum Mond gefahren [ist]“ „Einladung zum Glas Wein und [einer] Diashow“ Resümee Fragenkatalog

Letzte Änderung: 29.04.13 - DO