Die Käthe-Kruse-Puppen – Erinnerungen an eine traurige Kindheit

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Nicht alle Erinnerungen, die mit Spielzeug verbunden sind, sind gut. Für Frau Fitz scheint der Verlust des Lieblingsspielzeugs ein trauriges Ereignis zu sein.

Für unsere Zeitzeugin Frau Fitz war die Kindheit, wie sie selbst andeutete, nicht die beste Zeit ihres Lebens. Die Erinnerung an die Scheidung ihrer Eltern, an den Stiefvater und die Stiefgeschwister, sowie die Unterkunft bei den Großeltern lösten während des Interviews eher eine betrübte Stimmung aus. An den Mangel von Spielzeug, der mit der schweren finanziellen Lage der Familie verbunden war, erinnert sich Frau Fitz mit trauriger Stimme. Dabei spielten Käthe-Kruse-Puppen* für sie im Interview eine wichtige Rolle und schafften uns den Zugang zu der Erinnerung an ihre Kindheit.
*(von ihr im Interview Käthe-Kollwitz-Puppen genannt)

10.01.2013; 1:42–1:47

Fitz:
"Du, ich hab´n, ich hab zwei Puppen gehabt, eine große Puppe und zwei kleine […]."

10.01.2013; 3:35–4:17

Fitz:
"Die eine von meiner Mudder und die andere vo mein, von meiner Oma noch damals, [kurze Pause] war ja gebraucht. [Pause]"

Bubenova:
"Also die, die haben des gehabt und dann hast du praktisch diese Puppen geerbt, oder wie?"

Fitz:
"Mmmh nee, die hat meine Mutter mir damals gekauft, weil ich ja bei meiner Tante groß geworden bin eigentlich, bin ja dahoim groß gworden, wo ich in Braunschweig gelebt hab [Pause], da war ich ja daheim bei meiner Oma, und die hat mir die eine besorgt, also was heischt hier? Meine durch meine Mu, Mutter, meine Oma hat sie besorgt und meine Mu, Mutter hat sie mir gegeben, weil ich halt immer da [kurze Pause] bleiben musste und meine Mutter hat ja noch gearbeitet tachsüber. War unter der Woche ganz wo anders und ich hab bin eigentlich derweil bei meiner Tante und bei meiner Oma groß geworden. […]"

Die Erinnerung an die Puppen erfolgte relativ schnell. Die Puppen wurden von der Oma gekauft und durch die Mutter geschenkt. Für Frau Fitz scheint es ein wichtiges Detail zu sein, dass die Oma die Puppen kaufte und ihre Mutter sie ihre schenkte.

10.01.2013; 4:52–5:03

Schröder:
"Hast du die Puppen heute auch noch?"

Fitz:
"Nein! Die hat meine Mu Schwester kaputt gemacht. [in Gedanken] [Pause] Leider [laut, traurig] was schö äh Kähte-[Kruse]-Puppen. […]"

10.01.2013; 5:10–6:24

Schröder:
"Waren die so aus Porzellan, oder?"

Fitz:
[Trinkpause] "Mmhh [schüttelt den Kopf], des war kein Porzellan, das war so ’ne ganz spezielle [Pause], die habn [kurze Pause] so ganz glatte Haare, also was heißt? Naja das war die Puppe der Kopf war alles gleich, aber das war so eine bestimmte Sorte, so wie heute Schildkrötpuppen. Das wird ja auch dementsprechend, [5:32 Wort nicht verstanden] dass sie damals Käthe Kruse geheißen."

Maurer:
"Aber wenn die so wertvoll waren, durftest du dann überhaupt damit spielen, oder?"

Fitz:
"Ha ja klar! Die durfte normalerweise kei keine a anlangen, die Puppen, weils waren wirklich nur meine, die habe ich auch gehütet und gepflegt, gä [?] bis meine Schwester dann so weit war, dann war alles im Eimer, die erste hat nen Loch im Kopp gehabt, die hab ich dann natürlich weggeschmissen, meine Schwester habe ich verdagt, die hat den Arsch voll kriegt ohne Ende [lacht laut]. Dann hat ich so ne große gekriegt damals, das war die von meiner Mutter oder von meiner Oma eigentlich, die war, ja, anderthalb Meter hoch. Das war mein Heiligtum, das war wie meine, ja, meine Schwester da mal, wo ich noch die andere nicht hatte. Das war wie, ja die habe ich dann angezogen, so meine Mutters Brautkleid und äh Schleier auf ähm die hat immer bei mir auf dem Bett gsessen, eigentlich so weisch? ja mein Heilichtum kannst sagen, weil die habe ich gehegt und gepflegt. Wie gesagt, bis dann meine Schwester mal älter warn, [Schmatzt verbunden mit Pause] alle weg."

Die Puppen waren nicht nur materiell viel Wert. Frau Fitz schien wichtig zu sein, dass es ihre Puppen waren. Sie erinnerte sich an die Puppen, uns würde es nicht wundern, wenn sie ein geistiges Bild vor sich hatte, als sie uns das Aussehen beschrieb. Die Puppen wurden gut gehütet, waren sie doch wie eine Schwester, doch leider reichte der Schutz nicht aus, denn sie wurden von ihrer Stiefschwester kaputt gemacht, was schließlich dazu führte, dass Frau Fitz die Puppen wegwarf.

 

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Letzte Änderung: 29.04.13 - DO