Carl Friedrich von Weizsäcker

Anders Jaspers Jungk Weizsäcker

Biographie

Carl Friedrich von Weizsäcker wurde am 28 Juni 1912 in Kiel geboren. Er war ein bedeutender Physiker und Philosoph. 1933 promovierte er bei Werner Heisenberg. Anschließend arbeitete der Atomkernphysiker unter anderem mit Heisenberg sowie Otto Hahn am deutschen Uranprojekt. 1945 gehörte von Weizsäcker zu den in England internierten deutschen Wissenschaftlern. Nach dem zweiten Weltkrieg widmete er sich der Ethik und Verantwortung in den Naturwissenschaften. 1970 bis 1980 war von Weizsäcker Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der ''wissenschaftlich-technischen Welt'' in Starnberg. Zudem galt er als Friedensforscher, dessen Zielsetzung ein Weg für dauerhaften Frieden war. Carl Friedrich von Weizsäcker starb am 28. April 2007.

''Der bedrohte Friede'' (4. Auflage)

Als 1945 die Atombombe über Hiroshima fiel, befand sich Carl Friedrich von Weizsäcker mit neun weiteren Chemikern und Physikern in englischer Haft im Gutshaus Farm Hall.

''Die Nachricht von der Atombombe öffnete uns die Augen darüber, warum wir als so wichtige Personen angesehen wurden. Wir hatten das vorher nicht verstanden, denn wir hatten nicht vermutet, dass die Vollendung einer Atombombe irgendwo in der Welt schon so nahe sei.'' (Der bedrohte Friede 1981, S. 571)

In der Gefangenschaft waren Sonette eine weit verbreitete literarische Form zur seelischen Verarbeitung. Carl Friedrich von Weizsäcker verfasste zwölf, wovon eines ''Altes Japan'' lautete:

Altes Japan

In tiefem Sinne zwingt sein Herz der Fechter,
bis dass es ruht in seines Schwertes Spitze.
Die Stöße seien knapp und rein wie Blitze,
tödlich ein jeder, jeder ein gerechter.
Verschlossnes Land! Dich schützten dein Wächter
Vor deines eignen Bluts maßloser Hitze,
gläubig verehrend auf dem höchsten Sitze
göttlicher Ahnen ewige Geschlechter.
Die Grenze sprengten wir, die ihr gewahrt.
Not zwang euch unsere Waffen in die Hände.
Da riß euch hin der Rausch von Blut und Macht.
Nun blieb kein Leiden euch und uns erspart,
zum Himmel rauchen eurer Städte Brände -
wie sühnen wir, was wir an euch vollbracht.


(Der bedrohte Friede 1981, S.572)


Nach dem Atombombenabwurf

Für von Weizsäcker bedeutete der Atombombenabwurf auf Hiroshima ein gravierendes Ereignis in seinem Leben. Als Kernphysiker war er an der Entwicklung beteiligt, welche letzten Endes für den Bau der Atombombe verantwortlich war. Aus diesem Grund äußerte er fortan seinen Standpunkt zu politischen Fragen.

''Wenn diese einigen unter uns zweifelhaft geblieben sein möge, so kann es ihnen nach Hiroshima und Nagasaki nicht mehr zweifelhaft sein. Heute tragen wir, und zwar jeder von uns, der geholfen hat, die Kenntnis des Atomkerns zu fördern, mit an der Schuld am Tode von 90 000 Männern, Frauen und Kindern, an der Verwundung und Heimatlosigkeit von Hunderttausenden.'' (Der bedrohte Friede 1981, S.17)

Die Entwicklung der Atombombe hatte einen solchen Eindruck bei von Weizsäcker hinterlassen, dass er 1957 mit 18 weiteren Atomwissenschaftlern die ''Göttinger'' Erklärung unterschrieb. Der Anlass war die Bundeswehr mit Atomwaffen auszustatten, wogegen sich diese Erklärung richtet. Noch im selben Jahr hielt er einen Vortrag über ''Die Atomwaffen''. Darin äußerte er sich einerseits über die Verstrickungen der Wissenschaftler in wirtschaftliche und politische Zusammenhänge. Andererseits beschäftigte ihn aber auch die auf den Physiker moralisch auferlegte Verantwortung. Zudem sprach er sich eindeutig gegen eine atomare Rüstung aus, da er in ihr keinen Schutz sah. Für ihn lag die eigentliche Gefahr nicht im bloßen Besitz der Bombe, so wie es Günther Anders empfand. Die wirkliche Bedrohung waren nach Weizsäcker, diejenigen, die die Bombe besitzen und nicht nur damit drohen, sondern tatsächlich bereit sind, sie einzusetzen. Weiter zeigt sich ein Gedankengang Weizsäckers, der sich, verglichen mit Günther Anders, ins positive Kehrt. Anders, der eine permanente Bedrohung durch die Existenz der Bombe sah, hielt an einem jederzeit eintretenden Ende der Menschheit fest. Carl Friedrich von Weizsäcker war ebenfalls der Meinung, dass es unmöglich sei, das Atom aus unserer Welt zu verbannen. Demnach ist das Atom symbolisch für unser Zeitalter. Doch vertritt er die Ansicht, dass man an dem Atom lernen müsse, wie man es ändert.

''Nur die Atomwaffen abschaffen zu wollen, um im übrigen wieder Krieg führen zu können wie bisher, das wäre so, als wollte man morgens den Wecker zum Fenster hinauswerfen, damit man nicht aufwachen muss.'' (Die Atomwaffen 1957, S.41)

So veröffentlichte im Mai 1958 Carl Friedrich von Weizsäcker seinen Artikel ''Mit der Bombe leben''. Hierbei ging es um die atomare Situation nicht nur in Deutschland sondern weltweit. Es müssen politische Formen gefunden werden, in denen die Menschheit leben kann, die nun in der Lage ist, atomare Waffen herzustellen.
Carl Friedrich von Weizsäcker hat durch Hiroshima gesehen, welche vernichtende Wirkung atomare Waffen auf unsere Welt haben. Deshalb hatte er mit seinen politischen Reden und Vorträgen versucht auf die Öffentlichkeit Einfluss zu nehmen.

 

Anders Jaspers Jungk Weizsäcker

Letzte Änderung: 12.01.12 - DO