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Phillip Mönch

Philipp Mönch

 

Das " büch der stryt vnd buchßen " ist in seiner Art keine seltene Erscheinung, denn im 15. Jahrhundert lassen sich verschiedene Beispiele für Traktate über die Kriegskunst wie das "Feuerwerkbuch von 1420" und der "Bellifortis" des Konrad Kyeser finden, welche in zahlreichen Abschriften verbreitet waren. Das Einführungsbild vom " büch der stryt vnd buchßen " beinhaltet verschiedene Elemente, welche wertvolle Informationen über die Handschrift und über ihren Autor liefern.

Auf der Kopfseite des Titelblattes erscheint in großen Ziffern das Datum 1496. Dieses Datum wird auf dem Bandspruch im Titelbild wiederholt, wobei mitgeteilt wird, dass die Handschrift im Jahr 1496 entstanden ist. Auf dem Band, welches die Hauptfigur des Titelbildes umrahmt, ist der Titel der Handschrift, " büch der stryt vnd buchßen ", vermerkt .

Der Spruch auf dem Medaillon - "philibs moench der pfalcz buchsenmeister" -

liefert möglicherweise Informationen zum Beschäftigungsverhältnis des Philipp Mönch zur Zeit der Abfassung der Handschrift, wahrscheinlich im Dienst der Pfalz unter Philipp dem Aufrichtigen (1476-1508).

Im Zusammenhang mit dem Bandspruch stellt der Spruch auf dem Medaillon eine enge Verbindung zwischen der Handschrift und dem Büchsenmeister Philipp Mönch der Pfalz her. Dem zu Folge ist Philipp Mönch der Urheber dieser Handschrift.

Wenn sich die zwei auf dem Kopf stehenden handschriftlichen Notizen vom Blatt 40r der Handschrift, über den Tod des Vaters am 28. September 1477 und über die Heirat mit einer Konnigott im Jahr darauf, auf Philipp Mönch beziehen, so lässt sich seine Geburt um das Jahr 1457 vermuten. Demnach hätte Philipp Mönch die Handschrift im Alter von 39 Jahren verfasst.

Fest steht aber, dass die Handschrift, laut einem lateinischen Vermerk, "liber anonimus", auf der ersten der Originalseiten der Bildhandschrift, bereits beim Abtransport nach Rom im Jahr 1622 als anonym eingestuft wurde.

Die Welt der Büchsenmeister

Philipp Mönch wird auf der Titelseite, in dem Spruch auf dem Medaillon, als Büchsenmeister bezeichnet. Dieser Beruf war im Spätmittelalter im deutschsprachigen Gebiet weit verbreitet, wie man anhand der zahlreichen überlieferten Dienstverträge und Leistungsnachweise seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts belegen kann. Eine Entwicklung dieses Berufes aus dem metallverarbeitenden Gewerbe oder aus dem Umfeld der Glockengießer ist sehr wahrscheinlich.


Buch der Stryt und Büchsen: Titelbild, Detail, Medaillon, cpg 126, fol. 1v

Sicherlich hat sich dieser Berufszweig durch die Sammlung eines Spezialwissens entwickelt, was auch einen gewissen Bildungsgrad der Büchsenmeister voraussetzte, damit sich diese das umfangreiche zum Teil in schriftlicher Form vorhandene Wissen über Pyrotechnik aneignen konnten. Die wesentlichen Inhalte der beruflichen Praxis wurden aber nicht in schriftlicher Form mitgeteilt, denn die Büchsenmeister mussten sich vor ihren Konkurrenten schützen. Also wurde das Know-how der professionellen Büchsenmeister im Wesentlichen mündlich als geheime Lehre den eigenen Gesellen weitergegeben.

Möglicherweise werden die Büchsenmeister anfänglich ihr Beruf als Wandergesellen ausgeübt haben, in dem sie ihre Dienste dem Meistbietenden verkauften. Schnell aber erkannten die Kriegsherren, dass erfolgreiche Kriegführung nur unter kompetenter Entwicklung und Anleitung einer Streitmacht verwirklicht werden konnte.

In Briefen und Urkunden von 1399 ist ein solcher erfolgreicher Einsatz von Büchsenmeistern bei der Belagerung der Raubritterburg Tannenberg als entscheidende Maßnahme für den Sieg bestätigt.

Die Erkenntnis, man könnte sich durch den Einsatz von Büchsenmeistern Vorteile in der Kriegführung verschaffen, führte dazu, dass die Fürsten versuchten sich durch Festanstellung und durch eine großzügige Honorierung die Dienste eines Büchsenmeisters zu sichern.

Philipp Mönch wird in dem Spruch auf dem Medaillon als "philibs moench der pfalcz "bezeichnet, was möglicherweise für eine Festanstellung beim Pfalzgrafen bei Rhein,Philipp der Aufrichtige ( 1476-1508 ) zur Zeit der Abfassung des Buches spricht.

Büchsenmeister waren, bedingt durch ihren Dienst bei einem Kriegsherrn mit welchem sie in vertraglicher Bindung standen, im Besitz von vertraulichen Informationen über die Stärken und Schwächen einer bestimmten Streitmacht. Sie waren also Träger eines militärischen Geheimwissens, welches sie auf keinem Fall preisgeben durften.

Der Beruf des Büchsenmeisters barg etliche Gefahren in sich, vor allem durch den Umgang mit dem Schwarzpulver, mit den Büchsen und durch die Beschäftigung in Kampfesnähe. Gefährlich war auch die Tatsache, dass Büchsenmeister als Geheimnisträger einer bestimmten Streitmacht unter Beobachtung standen und leicht des Verrats bezichtigt werden konnten. Außerdem wurde die Beschäftigung mit der Alchemie auch im Spätmittelalter nur allzu gern mit der Hexerei verbunden.