„Der Natoplastikbomber – das war ein Ding“

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Ein weiteres Beispiel für Erinnerungsobjekte ist das von Frau Bernhard liebevoll „Natoplastikbomber“ genannte Familienauto. Als Fahrzeug gehört dieses Objekt auf den ersten Blick zum Thema Mobilität und nicht zum Haushalt, jedoch fanden wir, dass es eine sehr wichtige Rolle im Familienleben spielte. Somit ist es nicht nur ein Objekt der Mobilität, es stellt ebenfalls ein Teil des Haushalts dar.

Bei dem „Natoplastikbomber“ handelte es sich um einen Lloyd mit sechs Sitzen, dessen Karosserie aus Holz gefertigt war. Er wurde vom Vater im Jahr 1956 als Neuwagen gekauft.

16.01.2013; 00:51–00:52

Bernhard:
"Aber wir hatten nen Sechssitzer Lloyd. Kennt ihr das Auto noch. Ne, ne?! Ein Sechssitzer Lloyd hieß der. Da waren außen die, die Außenrum, das war alles Holz. Und vorne so einfaches Lenkrad und die Schaltung. Da war keine unten, das war so, vorne die Kupplung [zeigt es mit Handbewegungen]. Da hatten wir Kinder alle Platz, ne klar. Drei Kinder, zwei Erwachsene."

Bei Betrachtung der Fotos des alten Lloyds erinnerte sich Frau Bernhard vor allem an die Wochenendausflüge, die sie mit ihrer Familie unternommen hat.

16.01.2013; 00:54–00:55

Bernhard:
"Ich hab da noch ein Bild vom „Natoplastikbomber“. Da sitze ich drin und ess’ grad Brot. Wir sind ja keine halbe Stunde gefahren, da haben alle drei Kinder alle wieder Hunger gekriegt, ne."

Aus heutiger Sicht waren für sie die kurzen Familienausflüge besonders wichtig, da die Familie nur sehr wenig Zeit gemeinsam verbringen konnte. Dies war durch die Arbeit der Eltern bedingt. Bei den Familienausflügen wurde das Auto kurzfristig zum Lebensmittelpunkt der Familie. In ihm wurde gegessen, gelacht und gespielt. Zu hinterfragen wäre, ob sie die Wichtigkeit des Fahrzeuges bereits als Jugendliche wahrgenommen hat oder erst viel später.

16.01.2013; 01:52:25–01:25:42

Bernhard:
"Und wenn wir dann sonntags nen Ausflug gemacht haben. Das haben wir an und für sich gern gemacht. Aber wenn der Vater dann so oft knatschig wurde, war es weniger [leiser]. Hat die Mutter den Topf voll Kartoffelsalat gemacht und Würstchen, belegte Brote und alles, des damit wir dort nichts kaufen musst. Du hachsch, du warsch kaum ne Viertel Stund mim Auto unterwegs, hasch Hunger gekriegt [lacht]."

Der Lloyd war ein Auto, in dem die ganze Familie Platz hatte, somit knüpft Frau Bernhard an dieses Objekt die positiven Erinnerungen des Familienlebens. Dies erklärt, warum sie sich sehr stark auf dieses Fahrzeug konzentriert, wenn es um das Thema Familie geht. Denn in diesem Fahrzeug verbrachten sie die viel Zeit zusammen. Vor dem Lloyd gab es lediglich ein Motorrad und Fahrräder für die fünfköpfige Familie.

16.01.2013; 01:53:04–01:53:10

Bernhard:
"Aber des war ein tolles Auto, ja. Da sind wir als Familie. Sonst konnt ja immer nur einer mit dem Motorrad mitfahren, ne."

Sicherlich hat der Lloyd auch die Nachbarn und Bekannten der Familie beeindruckt, da es in den 1950er und 60er Jahren teuer und ungewöhnlich war, ein Auto, zudem einen Neuwagen, zu besitzen. Vermutlich waren die Menschen damals davon überzeugt, dass jemand, der sich ein Auto leisten konnte, wohlhabend sein müsse. Dementsprechend bedeutete ein Auto für die Familie einen gesellschaftlichen Aufstieg.

 

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Letzte Änderung: 29.04.13 - DO