„Holla die Not“

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Im Gegensatz zu Herrn Zimmermann erinnerte sich Herr Lange genau an eigenhändige Reparaturen am Fernsehgerät der Familie:

23.01.2013; 13:35–13:38 Uhr

Lange:
"Na zunächst mal ist das immer wie mit allen Haushaltsgegenständen. Das ist erstmal ?ne Katastrophe. Is ja beim Mixer, beim Kühlschrank oder beim Herd genau das Gleiche. Wenn der ausfällt, ist ja u holla die Not. War beim Fernseher natürlich genau das Gleiche, aber äh was da interessant war, ich kann mich erinnern, dass mein Vater, der hat da öfter mal hinten das Ding abgeschraubt, die Klappe hinten . Wenn man da reinguckt, im Gegensatz zu heute war dann alles noch voll von diesen großen Röhren, weiß gar nicht, ob ihr die noch kennt, diese keine Transistoren oder nur wenig Transistoren, hauptsächlich noch Röhren, die auch relativ warm geworden sind. Hat dann an der einen oder anderen mal rumgeschraubt oder rumgewackelt und hat erkennen können, ach die ist so braun, die ist defekt und dann hat man die ausgetauscht. Es gab Dinge, die waren dann wohl öfter kaputt, da hatte man dann so ?ne Reserve zuhause."

Augenstein:
"Also ihr habt dann auch, dein Vater hat also richtiggehend auch selber repariert."

Lange:
"Ja, aber."

Augenstein:
"Also kleine Eingriffe eben, okay."

Lange:
"Ja, also das hat sogar oft funktioniert." [Gelächter]
"Weil’n Fernsehtechniker kommen zu lassen, äh ich kann mich überhaupt nicht erinnern, dass da jemals einer da gewesen wäre. Das war teuer."

Lehnhoff:
"War das der Normalfall?"

Lange:
"Also, ich weiß von Leuten, dass also auch von meiner Verwandtschaft heraus, die ham alle selber rumgeschraubt. Die ham alle nur beachtet, dass sie mit ihren Händen nicht die Bildröhre berührt haben und dass der Strom nicht angeschlossen war, dass sie halt keine gewischt bekamen, wie’s so schön heißt. [Gelächter] Aber ansonsten ham die sich alle selber versucht. Also ich kann mich da nicht daran erinnern, dass da einer den Fernsehtechniker nach Hause gerufen hat. Man muss allerdings auch dazu sagen. Die Fernseher waren auch sehr haltbar. Es kam wirklich mal vor, dass ?ne Röhre kaputtging, aber ist die, wie bei ?ner, bei ?ner Glühbirne ist die quasi zu heiß geworden. Und das hat man dann gesehen, ich weiß nicht, habt ihr schonmal so’n Fernseher von innen gesehen, diese Röhren?"

Beim Thema Fernsehreparatur zeigte sich dreierlei: Erstens wurde nach Aussage beider Interviewpartner, ein Ausfallen des Fernsehgerätes früher ähnlich „dramatisch“ empfunden wie vielerorts heutzutage. Umgekehrt war jedoch zweitens eine eigenhändige, kostengünstige Reparatur im Gegensatz zu heute aufgrund des andersartigen Geräteaufbaus oft noch möglich und üblich. Über diesen Punkt sprachen wir im Besonderen mit Herrn Lange. Zuletzt legten beide Interviewpartner Wert auf die Feststellung, dass Fernsehgeräte – wie auch Haushaltsgeräte allgemein – zu früheren Zeiten länger haltbar gewesen seien als heute; angegeben wurden Größenordnungen von bis zu zwei Jahrzehnten. Als problematisch in dem hier dargestellten Interviewabschnitt wie auch allgemein erwiesen sich unbeabsichtigt intendierte Fragen seitens der Gruppe, wodurch eine korrekte Auswertung des Interviews erschwert wird. Unbewusster Grund für solche Fragen war zumeist der Versuch, eine gewisse Gesprächskontrolle oder Bestätigung für eine erwartete Antwort bzw. Hypothese zu erhalten. Näher eingegangen wird auf u.a. diesen Aspekt auch auf der Seite „Erfahrungsbericht“.

 

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Letzte Änderung: 29.04.13 - DO