Fußballgeschichte

Ein Projekt zur Kulturgeschichte der Fußballbundesliga.

Kulturgeschichte der Fußball-Bundesliga (1963 bis 1995)

Fußball ist mehr als ein Sport – nämlich auch eine kulturelle Praxis, in die außersportliche Sinnbezüge einfließen. Damit verfügt der Fußball über eine enorme Vergemeinschaftungskraft, die gerade in Deutschland sowohl auf regionaler wie auf nationaler Ebene zur Stiftung kollektiver Identität eingesetzt wird. Eine solche geschichtliche Lesart der deutschen Fußballgeschichte steht im Zentrum der Forschungsinteressen von Wolfram Pyta, der hierfür auch engen Kontakt mit einer historisch ausgerichteten Sportwissenschaft pflegt.

Wolfram Pyta im Fußballstadion
Der Sporthistoriker in der Mercedes-Benz-Arena, Stuttgart

Einer der Forschungsschwerpunkte der Abteilung für Neuere Geschichte liegt in der Übertragung allgemeinhistorischer Fragestellungen auf den Sport. Denn Sport ist ein Feld sozialer Praxen, das nicht allein in der performativen Dimension einer Produktion von Präsenz aufgeht, sondern mit Sinnbezügen aufgeladen werden kann, die historisch gewachsen sind und tiefe Einblicke in kulturelle Dispositionen gewähren. Daher sind solche Sportarten für den Historiker von besonderer Relevanz, die als Träger solcher Deutungsmuster eine einzigartige expressive Potenz besitzen und damit zugleich als kulturelles Faszinosum wirken. Keine Sportart ist daher als Untersuchungsgegenstand geeigneter als der Fußball.

Als Projektionsfläche außersportlicher Sinnbezüge kommt dem Fußball als der weitaus populärsten Sportart in Deutschland eine bedeutende Rolle bei der Konstruktion kommunikativ vermittelter kollektiver Identität zu. Das Projekt wählt daher einen dezidiert kulturhistorischen Zugriff, um die Vergemeinschaftungskraft des Fußballs in demjenigen Zeitraum der westdeutschen Nachkriegsgeschichte zu untersuchen, in dem sich kulturelle Grundausstattung, mediale Rahmenbedingungen und sportorganisatorische Strukturen einschneidend veränderten. Es hebt darauf ab, daß alle drei Komponenten in einem dynamischen Interaktionsverhältnis standen: Der Fußball fand auf je eigene Weise Anschluß an diverse im Umlauf befindliche Deutungsofferten zur Stiftung von Gemeinschaft; und er vermochte dies auch deswegen, weil er durch seine mediale Aufbereitung in ästhetische Formen überführt wurde, die ihn zum medial omnipräsenten Sinngenerator machten. Diese Bedeutungssteigerung hing entscheidend damit zusammen, daß seit der Einführung der Bundesliga im Jahre 1963 das sportliche Niveau des Ligabetriebs enorm gesteigert wurde.

Es geht in dem von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierten Forschungsprojekt mithin darum, die sportliche Erfolgsgeschichte der Fußball - Bundesliga in eine Kulturgeschichte des Fußballs einzubetten. Dabei gilt das Hauptaugenmerk der organisatorischen und wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesliga, wobei dies anhand von ausgewählten Vereinen veranschaulicht werden soll, welche in typischer Weise diese Entwicklung zum Ausdruck bringen.

Projektleiter

Mitarbeiter

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