Forschung

Forschungsthemen und -projekte aus der Geschichte der Naturwissenschaften und Technik

Forschungsgebiete

Kreisel haben große Bedeutung für zahlreiche moderne Alltags- und Schlüsseltechnologien wie Smartphones oder Navigationssysteme im Auto. Das Ziel des zum 1. Oktober 2017 genehmigten BMBF-Fördervorhabens „Gyrolog - Aufbau einer digitalen Kreiselsammlung für historische und didaktische Forschung" ist es, die in Deutschland einzigartige Kreiselsammlung der Universität Stuttgart sowie ausgewählte flankierende Objekte zu digitalisieren und so einer fachübergreifenden wissenschaftlichen und didaktischen Nutzung zugänglich zu machen. Als Hilfsmittel der Digitalisierung werden neueste Techniken der Computer Vision und Computergraphik, Ontologien und semantischen Modellierung, Photogrammetrie, Computertomographie und des Serious Gaming eingesetzt.

  1. Zentrales Ergebnis: Eine virtuelle Sammlung der Kreiselinstrumente:

https://digibus.ub.uni-stuttgart.de/viewer/kreiselsammlung/

  1. Rohdaten-Repositorium, das die Möglichkeit einer Nachbearbeitung oder weiteren Verwendung der entstandenen Digitalisate bietet:

https://darus.uni-stuttgart.de/dataverse/gyrolog

  1. Offizieller Schlussbericht:

https://www.tib.eu/de/suchen/id/TIBKAT:1768094594/

  1. Ausführliche Publikation zu Methoden und Ergebnissen des Vorhabens:

https://www.mdpi.com/1424-8220/21/3/957

  1. Überblick über das Projekt durch die Pressestelle der Universität Stuttgart.

https://www.uni-stuttgart.de/universitaet/aktuelles/meldungen/gyrolog-kreiselgeraete/

Diese Datenbank umfasst mittlerweile 4212 Datensätze von Maschinenbauern an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, ohne Beschränkung auf eine spezielle Sparte des Maschinenbaus. Sie berücksichtigt dabei auch Grundlagendisziplinen des Maschinenbaus, wie z.B. die Strömungsmechanik oder die Technische Thermodynamik. Mit einem weiterführenden Einblick, welcher je nach Quellenlage über den rein biografischen Grunddatenbestand zu Einzelakteuren hinausgeht, sollen mit dieser prosopographisch angelegten Datenbank, weitergehende Informationen für Recherchen zu Maschinenbauer, vorzugsweise für die historische Netzwerkforschung, für Historiker und Interessenten des deutschen Maschinenbau bereitgestellt werden. Der zeitliche Erfassungsbereich der Datenbank wurde mit den Jahreszahlen 1825 und 1970 begrenzt. Die Datenbank schlüsselt die biographischen Angaben der Maschinenbauer in folgende Teilangaben auf: Vor- und Nachname, Akademischer Titel, Lebensdaten (mit Ortsangaben), Studienfach, Lehraufträge und Assistenzen, weitere berufliche Stationen, sowie Mitgliedschaften in Vereinen, Fachgremien und Parteien. Alle Teilangaben können separat über die jeweiligen Suchfelder abgefragt werden. Nach Auflistung der Suchergebnisse und Auswahl des jeweiligen Akteurs, werden dessen Daten kompakt in einem Ausgabenfeld dargestellt. Die Angaben in der Prosopographischen Datenbank von Maschinenbauern wurden im Rahmen des Dissertationsprojektes: Soziale Netzwerke im Maschinenbau an deutschen Hochschul- und außeruniversitären Forschungseinrichtungen 1920-1970 von Andreas Haka erstellt und seit dem Projektabschluss kontinuierlich erweitert. Die in der Datenbank hinterlegten Daten zu den Maschinenbauern wurden grundlegend den Personal- und Vorlesungsverzeichnissen der im Katalog genannten technischen Ausbildungs-einrichtungen und Hochschulen entnommen. Darüber hinaus wurden biographische Angaben zu verschiedenen Maschinenbauern im Rahmen des Dissertationsprojektes in Hochschul- , Landes- und Akademiearchiven gesichtet und ausgewertet, sowie mit einer Reihe von privaten Nachlässen und gedruckten Quellen verglichen bzw. ergänzend bearbeitet. Perspektivisch ist, neben der Aufnahme weiterer Akteure in die Datenbank, die Bereitstellung bzw. Verknüpfung der Maschinenbauer mit Bilddokumenten, deren wissenschaftlichen Publikationen und Archivquellen, sowie die Darstellung bedeutender technischer Artefakte und maschinentechnischer Wirkprinzipien angedacht.

Bei Rückfragen oder Vorschlägen für weitere Ergänzungen kontaktieren Sie bitte Dr. phil., Dipl.-Ing. Abdreas Haka M.A. 

 

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Die von der GNT aufgebaute Database of Scientific Illustrators 1450-1950 (DSI) hat mittlerweile fast 11650 Einträge von Zeichnern u. Malern, Kupferstechern u. Lithographen, Moulageuren und 3D-Modellmachern aus über 95 Ländern beisammen. Hier (mit link auf den flyer in pdf-Form) ein aktueller Flyer mit einer Zusammenfassung und Benutzer-Kurzanleitung, alles weitere dann auf den Seiten der DSI.

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Auf der Stufe eines eingereichten DFG-Antrags befindet sich die Vorbereitungen eines Forschungsprojekts zur Geschichte der Anwendungen von Lasern in Naturwissenschaft, Industrie und Medizin. Research technologies sind in der Definition von Terry Shinn (Paris), der ebenfalls in dieses Netzwerk eingebunden wird, generische Forschungstechniken wie die Erzeugung hoher Vakua, hoher Magnetfelder oder großer Drücke, aber auch Windtunnel, Spektroskopie oder NMR etc. wie sie in vielen verschiedenen Disziplinen und Forschungsgebieten zum Einsatz kommen. Speziell solche Forschungstechnologien, die in Stuttgart zum Einsatz kamen und kommen, werden Gegenstand zukünftiger Studien der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Klaus Hentschel sein.

Zur Einführung: Bernward Joerges & Terry Shinn: Instrumentation between Science, State and Industry, Dordrecht 2000 sowie die Rez. dieses Buches durch Klaus Hentschel in NTM N.S. 10 (2002), S. 59-61.

Laufende und abgeschlossene Abschlussarbeiten:

Reforming separation: chromatography from liquid to gas to high performance liquid
(Im Jan. 2014 an der Norwegian University of Science and Technology (NTNU); Trondheim, abgeschlossene Dissertation von Apostolos Gerontas; Betreuer: Associate Professor Annette Lykknes, Trondheim, Prof. Dr. Klaus Hentschel, Stuttgart)

Zur Geschichte der Laseranwendungen in der Zahnmedizin
Dr.med Thilo Munz

Die Geschichte der Gaschromatographie.
Sebastian Lares

On the history of high-performance liquid chromatography (HPLC) as a research technology.
Apostolos Gerontas

Die Entwicklung des IBM Systems /360 und seine Akzeptanz bei Kunden.
Peter Bellof

Ein Interesse an Materialien und ihren spezifischen Eigenschaften ist so alt wie die Menschheit. Eigentliche Materialforschung als eine systematische Erkundung und Messung von Materialeigenschaften sowie die gezielte Erzeugung neuer Materialien aufgrund chemischer und physikalischer Kenntnisse ist jedoch jüngeren Datums. Für viele Jahrhunderte wurde praktisches Wissen über die Erzeugung und Modifikation von Materialien als Geheimwissen betrachtet, das nur vom Meister zum Schüler weitergegeben wurde - eine Verschriftlichung setzte in Einzelbereichen im ausgehenden Mittelalter, ansonsten erst in der frühen Neuzeit ein. In der Aufklärungszeit begannen Réaumur, Böttger, Tschirnhaus u.a. mit systematischen Experimenten zu Stahl bzw. zu Porzellan u.a. Keramiken. Materialdefekte wirkten sich fatab aus beim Bau von Eisenbahntrassen und Brücken sowie im Dampfkesselwesen - erste Materialprüfungsanstalten und -ämter entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (zuerst in England, dann auch in Deutschland und der Schweiz. Werkstoffwissenschaften werden seit dem ausgehenden 19. Jh. an etlichen Technischen Hochschulen und Universitäten gelehrt, aber eine voll-entwickelte Disziplin "materials science" entsteht erst nach dem zweiten Weltkrieg. Für einen Überblick über die weiteren Institutionalisierungsschritte "Von der Werkstoffforschung zu materials science" siehe den Aufsatz von Klaus Hentschel zu diesem Thema in NTM 2011.

Weitere Beiträge zu diesem Thema finden sich in dem von Klaus Hentschel und Carsten Reinhardt herausgegebenen Sonderheft "Zur Geschichte der Materialforschung" der Zeitschrift für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik NTM 19,1 (2011).

Einer der Doktoranden der GNT, Herr Dipl.-Ing. Andreas Haka M.A., erforscht in einem Langzeit-Projekt speziell die Geschichte der Faserverbundwerkstoffe, die mittlerweile sowohl in Luft- und Raumfahrt wie auch im Fensterbau sowie in anderen Anwendungen zunehmend Eingang in unsere Lebenswelt finden. Für nähere Informationen dazu siehe den Beitrag über "Flügel aus 'Schwarzem Gold'", in NTM 2011. Eine Habilitationsschrift von Dr. phil. Dipl.-Ing. Andreas Haka mit dem Titel "Konstruierte Stabilität - werkstofftechnische Entwicklung und konstruktive Anwendung von Hybridwerkstoffen im 20. Jahrhundert" ist in Vorbereitung.

Seit Sommer gibt es eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe an der Universität Stuttgart, die eine SQ-Lehreinheit zum Rahmenthema "Geschichte der Materialforschung" vorbereitet. Schwerpunkte werden dort die Geschichte der Materialprüfungsanstalt Stuttgart, die Geschichte der Supraleitung und Supraleiter, sowie die Geschichte der Flüssigkristalle und ihrer Anwendungen in Bildschirmtechnik sein. Seitens der GNT sind dieses Lehrprojekt neben Klaus Hentschel als Koordinator auch die GNT-Promovenden Dr. phil. Dipl.-Ing. Henryk Ditchen sowie Dipl.-Ing. Josef Webel einbezogen.

Unter der Herausgeberschaft von Prof. Dr. Klaus Hentschel und Dipl.-Ing. Josef Webel erscheint 2016 im Verlag für Geschichte der Naturwissenschaft und Technik der Sammelband: Geschichte und Praxis der Materialforschung
an den Beispielen Materialprüfung und Materialprüfungsanstalt (MPA) Stuttgart,
Flüssigkristalle und Bildschirmtechnik sowie Supraleitung. 

Die Wissenschafts- und Technikgeschichte Stuttgarts und der Region ist seit Bestehen der Professur immer wieder in vielfältigen Facetten untersucht worden.
Da ist zunächst die Geschichte der eigenen Hochschule zu nennen, an deren Erforschung Studierende, Promovierende und Dozent/inn/en beteiligt waren und sind. Beate Ceranski hat anläßlich des 175jährigen Jubiläums der Stuttgarter Universität in einem Projektseminar über mehrere Semester eine elektronische Präsentation zur Geschichte der Universität Stuttgart erarbeitet, die heute Teil des Webauftritts der Universität ist: http://www.uni-stuttgart.de/impulse/

Ab dem Sommer 2007 bereitet Klaus Hentschel mit Studierenden sowie Kolleg/inn/en benachbarter Fächer eine Darstellung zur Geschichte des Campus der Universität Stuttgart vor, die als historische Begleitbroschüre eines Campuspfades mit Karte zur Erkundung des Universitätsgeländes einlädt.
In Magisterarbeiten und Dissertationen wurden einzelne Persönlichkeiten wie der Chemiker Hermann Fehling oder der Mathematiker und Musikwissenschaftler Bernhard Gugler erforscht. Die enge Kooperation mit dem Archiv der Universität Stuttgart ist für diese Arbeiten von grundlegender Bedeutung.

Über Stuttgart hinaus ist auch die technikgeschichtlich so bedeutsame weitere Region vielfach untersucht worden. Das Themenspektrum reicht von der Automobilindustrie über Pharmazie, Eisenbahnbau und Luftfahrt bis zur Kalk- und Zementindustrie der Schwäbischen Alb. Neben branchen-, objekt- und problemgeschichtlichen Untersuchungen entstehen in diesem Zusammenhang immer wieder auch Firmengeschichten wissenschaftlich-technisch orientierter Unternehmen.

Hier nur eine kleine Auswahl der Beiträge zur Wissenschafts- und Technikgeschichte im südwestdeutschen Raum:
Helmuth Albrecht (Hg.): Kalk und Zement in Württemberg: Industriegeschichte am Südrand der Schwäbischen Alb. Ubstadt-Weiher 1991. (Sammelband aus einem Projektseminar)
Andor Trierenberg: Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger (1765-1831) und das Gyroskop. (Magisterarbeit)
Uwe Albrecht: Feuerländer und Eisbären. Bürgerliche Stuttgarter Tiergärten im 19. Jahrhundert. (Magisterarbeit)
Volker Ziegler: Die Familie Jobst und das Chinin: Materialwarenhandel und Alkaloidproduktion in Stuttgart 1806 - 1927. Berlin / Diepholz 2003 (Dissertation)
Klaus Wendel: Für die Mathematik begabt - Zum Lehren berufen - Von der Musik begeistert. Der Mathematiker und Musikwissenschaftler Bernhard von Gugler (1812 - 1880). Münster 2006 (Dissertation)
Detlev Baumgarten: Die Entwicklung der Luftschiffmotoren von Daimler zu Maybach. (Magisterarbeit)
Hebisch, Andreas: Die Stahlbetonbauten der Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen in Stuttgart. (Magisterarbeit)
David Seyffer: Entwicklung, Fertigung und Kriegseinsatz der Messerschmitt Me 262 im Zweiten Weltkrieg. (Magisterarbeit)
Helmut Maier: Forschungsräte, Amerikabomber und "Holländer" - Das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart im forschungs- und rüstungspolitischen Kontext 1930-1945. In: 75 Jahre FKFS - Ein Rückblick. FKFS, Stuttgart 2005, 73-108.
Henryk Ditchen: Die Beteiligung Stuttgarter Ingenieure an der Planung und Realisierung der Reichsautobahnen unter besonderer Berücksichtigung der NEtzwerke von Fritz Leonhardt und Otto Graf
Hartmut Knopp: Leben und Werk von Johann Jakob Zimmermann, ein Theologe, Mathematiker und Astronom der frühen Neuzeit
Dr. rer. nat. Dr. phil. Bernd Kröger: Hermann Haken und die Anfangsjahre der Synergetik. Promotionsprojekt 2013. (nähere Informationen hier)

Laufende und abgeschlossene Abschlussarbeiten zum Thema:

"Universitätsmechaniker, Hofmechaniker und Mechaniker in Württemberg im frühen 19. Jahrhundert (1793-1848)"
(Anfang 2013 abgeschlossene Dissertation; Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
Andor Trierenberg, M.A.
Die Dissertation ist ab sofort auch online verfügbar.

Die Geschichte der Bildschirmtechnologie nach 1950 unter besonderer Berücksichtigung der Forschung in Baden-Württemberg
(Ende 2012 abgeschlossene Dissertation; Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
Dipl. Ing. Josef Webel


Die Dissertation ist mittlerweile auch in Buchform erschienen; weitere Informationen.

Die Geschichte des Höchstleistungsrechnens unter besonderer Berücksichtigung der Beiträge aus dem Großraum Stuttgart und Karlsruhe
(Dissertationsprojekt an der Abteilung GNT, Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
Wolfgang Brand

Die Geschichte der Bildschirmtechnologie nach 1950 unter besonderer Berücksichtigung der Forschung in Baden-Württemberg
(Dissertationsprojekt an der Abteilung GNT, Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
Josef Webel

Die Geschichte der Maschinenfabrik Gustav Wagner in Reutlingen
(Magisterprojekt an der Abt. GNT, Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel, Stuttgart, und Anke Baechtiger M.A. Reutlingen)
Anton Jenke

Universitätsmechaniker, Hofmechaniker und Mechaniker in Württemberg im frühen 19. Jahrhundert (1793-1848)
(Dissertationsprojekt an der Abteilung GNT, Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
Andor Trierenberg, M.A.

Von der "Internationalen Uhrenfabrik" zur Manufaktur für Luxusuhren. Uhrenfertigung in Schaffhausen am Beispiel der Unternehmensgeschichte der INTERNATIONAL WATCH CO. 1868 - 1978
(Dissertationsprojekt an der Abteilung GNT, Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
David Seyffer, M.A.

Die Beteiligung Stuttgarter Ingenieure an der Planung und Realisierung der Reichsautobahnen unter besonderer Berücksichtigung der Netzwerke von Fritz Leonhardt und Otto Graf
(Dissertationsprojekt an der Abteilung GNT, Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
Henryk Ditchen

In einer Reihe von Fallstudien haben sich Mitarbeiter der Abt. GNT mit der Analyse sozialer Strukturen um singuläre Figuren der Wissenschaftsgeschichte wie etwa Albert Einstein, Niels Bohr, Charles Darwin oder Antoine Lavoisier bemüht. Dabei geht es nicht um die Biographie dieser allzu oft hagiographisch überhöhten Naturwissenschaftler, sondern um deren soziales Umfeld. Zuerst am Beispiel Einstein, später dann aber auch an anderen Fällen fiel Klaus Hentschel auf, daß es unter seinen Anhängern eine kleine Gruppe gibt, die als dessen Stellvertreter in zahlreichen Debatten und Kontroversen fungierten und von Einstein selbst auch in dieser Rolle bestätigt wurden. Es entwickelten sich regelrechte Netzwerke um Einstein, dem diese Verteidiger Arbeit und Ärger abnahmen, während letztere umgekehrt durch ihre Verteidigerrolle am Ruhm Einsteins teilhatten. Analoge Studien zu anderen Zentralfiguren der Wissenschafts- und Technikgeschichte sind geplant. Ferner werden derzeit zusammen mit dem Universitätsarchiv der Universität Stuttgart zwei einschlägige Projekte vorbereitet, in denen es um die Erfassung der Netzwerke der Alumni dieser Universität in der umliegenden Industrie sowie um die Verzahnung mit Wissenschaftlern und Technikern der ehemaligen Technischen Hochschule mit der Organisation Todt während der NS-Zeit gehen soll. Auch allgemeinere Aspekte wissenschaftlicher Netzwerke sollen an diesen Beispielen herausgearbeitet werden.

Literaturhinweise: Klaus Hentschel:
Interpretationen und Fehlinterpretationen der speziellen und der allgemeinen Relativitätstheorie durch Zeitgenossen Albert Einsteins , Basel: Birkhäuser, 1990 ( Science Networks Series, Bd. 6; 700 S., 18 figs., 3200 bibl. refs.). sowie Ders.: Einstein und seine Exegeten: Inanspruchnahme und Deformation der Relativitätstheorie durch ihre frühen Verteidiger', in Philipp W. Balsiger & Rudolf Kötter (eds.) Die Kultur moderner Wissenschaft am Beispiel Albert Einstein, Heidelberg: Spektrum 2006, S. 69-95 sowie dort jeweils genannte weiterführende Texte.

Einschlägige Tagungsorganisationen von Prof.Dr. Klaus Hentschel:
Netze des Wissens: Netzwerk als Methode oder Metapher? (Univ. Bern 2004)

Laufende sowie abgeschlossene Abschlussarbeiten zum Thema:

Netzwerke frühneuzeitlicher Astronomen
(Dissertationsprojekt an der Abteilung GNT, Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
Hartmut Knopp M.A.

Andreas Haka M.A.: „Personelle Strukturen und Netzwerke in der Maschinenbauforschung zwischen 1920 und 1970 in Deutschland“
(Dissertationsprojekt, Betreuer Hentschel)

E-Mail an Dr. phil. Dipl.-Ing. (FH) Andreas Haka
Internetpräsenz Dr. phil. Dipl.-Ing.(FH) Andreas Haka M.A.

Netzwerke von Autoren, Sammlerkollegen, Verlegern und Illustratoren am Beispiel der Kupferbibel von Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733)
(Anfang 2014 abgeschlossene BA-Arbeit von Torsten Himmel; Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
Torsten Himmel

"Die Beteiligung Stuttgarter Ingenieure an der Planung und Realisierung der Reichsautobahnen unter besonderer Berücksichtigung der Netzwerke von Fritz Leonhardt und Otto Graf"
(Dissertationsprojekt an der Abteilung GNT, Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
 Henryk Ditchen

Moderne Wissenschaftshistoriographie analysiert typischerweise stark kontextabhängige, lokale Ausprägungen von Wissenskulturen, -stilen und praktischer Fertigkeiten (skills). In dieser vertieften und vereinzelnden Betrachtung geht häufig der Blick für durchgängige Muster verloren. Diesem Trend wollen Klaus Hentschel und einige seiner Mitarbeiter durch eine dezidiert vergleichend ausgerichtete Forschung begegnen, bei der am Ende der Analyse jedes Einzelfalls immer auch die Frage nach seiner Verallgemeinerbarkeit oder zumindest seiner Vergleichbarkeit mit anderen, ähnlich gelagerten Fällen steht.

Näheres zur Programmatik: Klaus Hentschel: Der Vergleich als Brücke zwischen Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie, Journal for General Philosophy of Science 34 (2003) S. 251-275.

Für zwei Beispiele sich abzeichnender Muster in völlig verschiedenen Themenfeldern siehe Klaus Hentschel: The interplay of instrumentation, experiment and theory: Patterns emerging from case studies on solar redshift 1890-1960, Philosophy of Science 64 (1998), S. 53-64 und: Einstein und seine Exegeten: Inanspruchnahme und Deformation der Relativitätstheorie durch ihre frühen Verteidiger, in Philipp W. Balsiger & Rudolf Kötter (eds.) Die Kultur moderner Wissenschaft am Beispiel Albert Einstein, Heidelberg: Spektrum 2006, S. 69-95.

Eine Monographie mit einer disziplinen- und periodenübergreifenden vergleichenden Geschichte visueller Wissenschafts- und Technikkulturen, verfaßt von Prof. Dr. Klaus Hentschel, erscheint im Okt. 2014 bei Oxford University Press unter dem Titel: Visual Cultures in Science & Technology - A Comparative History. 512 S., 126 SW u. 16 Farbabb., 60 Pfund.

Der langjährige Lehrbeauftragte der GNT und jetztige Mitarbeiter der WGT Dr. Thomas Schuetz veröffentlichte Mitte 2011 seine Dissertation mit einem Kulturvergleich islamischer und christlicher Baukunst im Mittelalter:
Baumeister und Muhandis: Technologietransfer zwischen Orient und Okzident

Zwischen 1700 und 1900 wurde eine Vielzahl neuer Typen von Strahlen entdeckt, darunter u.a. Wärmestrahlung (heute Infrarot genannt), chemische Strahlen (heute UV), x-Rays (die Röntgenstrahlen), und kurz vor 1900 noch a-, ß- und ?-Strahlung radioaktiver Körper, ferner auch etliche weitere Strahlen, von denen man heute nicht mehr annimmt, daß sie existieren, so etwa Blondlots N-Strahlen oder die sogenannten Moser-Strahlen. Anhand dieses Clusters von historischen Fallstudien untersuchte Klaus Hentschel während eines drei Jahre dauernden, von der DFG finanzierten Forschungsprojektes die Argumente, auf Grund derer Naturforscher sich bereit erklär(t)en, den vorhandenen Klassen von Objekten weitere, grundlegend neue hinzuzufügen. Er identifizierte 16 verschiedene taxonomische Argumente und wies diese in etlichen Tausend Primärtexten der wissenschaftlichen Literatur über Strahlen vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert nach. Die ca. 700 Seiten starke Monographie dazu wird hoffentlich im Jahr 2007 zum Druck gebracht.

Erste Übersichten zu den erhaltenen Ergebnissen liefern zwei bereits erschienene Fallstudien von Klaus Hentschel: "Why not one more Imponderable?: John William Draper's Tithonic rays", Foundations of Chemistry 4, 1 (2002), S. 5-59.

Macedonio Melloni über strahlende Wärme, , NTM International Journal of History & Ethics of Natural Sciences, Technology & Medicine, N.S. 13 (2005) S. 216-237.

Unsichtbares Licht? Dunkle Wärme? Chemische Strahlen? Eine wissenschaftshistorische und -theoretische Analyse von Argumenten für das Klassifizieren von Strahlungssorten 1650-1925 mit Schwerpunkt auf den Jahren 1770-1850 , Diepholz, Stuttgart & Berlin: GNT-Verlag, 2007 (hardcover, 665 S., 85 Abb.).

Nicht erst seit Paul Formans gescheitertem Versuch, die Ausprägung der philosophischen Interpretation der Quantenmechanik durch einige deutsche Physiker Mitte der 1920er Jahre auf eine Anpassung an den angeblich obwaltenden Zeitgeist der Weimarer Republik zurückzuführen, haben Mentalitätsgeschichte u.a. Versuche einer individuenübergreifenden Erfassung kollektiver Schichten von Bewußtsein bzw. von Handlungen ganzer Gruppen einen schweren Stand in derWissenschafts- und Technikgeschichte. Als Korrektiv gegenüber einer noch immer vorherrschenden Tendenz zum individualbiographischen Ansatz erscheint es Prof. Hentschel jedoch unabdinglich, auch das Agieren bzw. die Denkstrukturen und Diskurse ganzer scientific communities in den Blick zu nehmen. Besonders aufschlußreich ist es dort, wo diese dezidiert als Gruppe auftreten, wie dies z.B. für die Physiker nach dem 2.Weltkrieg der Fall war, die entscheidende Bedeutung für die Wissenschaftspolitik der Nachkriegszeit erlangten.

Eine erste Analyse eines Forscherkollektivs liegt bereits vor. Klaus Hentschel: Die Mentalität deutscher Physiker in der frühen Nachkriegszeit (1945-1949), Heidelberg: Synchron-Verlag, 2005 (= Studien zur Wissenschafts- & Universitätsgeschichte, Bd.11; in englischer Übersetzung The Mental Aftermath. The Mentality of German physicists 1945-1949 , 2007 bei Oxford University Press erschienen (205 S., 18 Abb.).

Eine geschlechteranalytische Perspektive auf die Geschichte der Naturwissenschaften und Technik wird vor allem von Beate Ceranski seit einigen Jahren verfolgt. Dabei geht es nicht nur darum, die Beiträge und Biographien von Naturwissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen zu erforschen - auch wenn hier spannende Geschichten geschrieben wurden und noch zu schreiben sind. Nachzulesen sind sie zum Beispiel in dem Buch von Beate Ceranski: 'Und sie fürchtet sich vor niemandem' - Die Physikerin Laura Bassi (1711-1778) (Frankfurt, New York 1996) oder in der hier entstandenen Dissertation 'Um mich nicht zu vergessen.' Hertha Sponer - ein Frauenleben für die Physik im 20. Jahrhundert von Marie-Ann Maushart. (Bassum 1997.)
Konzeptuell steht inzwischen vielmehr die Frage im Mittelpunkt, wo und inwiefern in der Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik jeweils gängige Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit zum Tragen kamen und kommen. Viele Themen offenbaren so erstmals oder ganz neu eine geschlechtsspezifische Dimension. Die Einordnung der Befunde in die politischen, sozialen und kulturellen Kontexte bindet die Geschlechtergeschichte der Naturwissenschaften und Technik an die allgemeine Geschichtswissenschaft zurück; durch entsprechende Lehrveranstaltungen wird auch den Studierenden der Zugang zu diesem Forschungsgebiet ermöglicht.

Publikationen:
Siehe zuletzt: Beate Ceranski: Transition towards Invisibility: Women's Scientific Activities around 1800. In: Gleixner, Ulrike u. Marion Gray (Hg.): Gender in Transition. Discourse and Practice in German-Speaking Europe, 1750-1850, University of Michigan Press, Ann Arbor 2006, 202-217, sowie für eine breiter gefächerte Sammlung von Fallstudien: Renate Tobies (Hg.): "Aller Männerkultur zum Trotz": Frauen in Mathematik und Naturwissenschaften. Frankfurt/ Main 1997

Lehrveranstaltungen:
Beate Ceranski: Die akademische Frau. Eigentlich: Von der Männlichkeit der Wissenschaft um 1900. (Seminar im Sommersemester 2005)
Beate Ceranski: Einführung in die Geschlechtergeschichte der Naturwissenschaften und Technik (Vorlesung und Übung im Sommersemester 2007)

Laufende Forschungsprojekte:
Die Förderung der gewerblichen Ausbildung der Frauen zu Beginn der Industrialisierung im Königreich Württemberg (Brigitte Nagel, Dissertationsprojekt)
Wissenschaftler als Helden? Die öffentliche Rezeption von Albert Einstein und Marie Curie im Vergleich (Beate Ceranski)

Während eine Historiographie 'großer Männer' in der Wissenschaftsgeschichte eine bis auf ihre Ursprünge in der von Naturwissenschaftlern selbst geschriebenen Fachgeschichte (Ostwald, Lenard, Matschoss) zurückreichende Tradition hat, der unlängst eine leider oft ebenso hagiographisch überzeichnete Gattung von Texten über 'Große Frauen' an die Seite gestellt wird, werden andere Personengruppen von großer Bedeutung für die Forschungspraxis durch Historiker und die breitere Öffentlichkeit oft ganz übersehen, getreu dem Brechtschen Motto: "Und die im Dunklen, die sieht man nicht." Eine von der Alltags- und Sozialgeschichte inspirierte Gegenbewegung wendet sich gezielt der Rolle dieses 'akademischen Unterbaues' zu. Der berühmte, aber manuell äußerst ungeschickte Direktor des Cambridger Cavendish Laboratories, J.J. Thomson, wäre ohne sein Laborfaktotum Ebenezer Everett und seinen Glasbläser aufgeschmissen gewesen. Im Falle des frühneuzeitlichen Naturforschers Robert Boyle kennen wir nur von einigen wenigen seiner zahlreichen Laborgehilfen überhaupt die Namen, darunter immerhin sowohl Denis Papin wie auch Robert Hooke. In etlichen Fällen waren auch Ehefrauen oder Lebenspartner in solche Arbeitsbeziehungen eingebunden. Ein in Stuttgart sowohl von Beate Ceranski wie auch von Klaus Hentschel verfolgter Forschungsbereich widmet sich der Erforschung und Kontextualisierung dieser ‚unsichtbaren Hände' u.a. vielschichtigen Arbeitsbeziehungen in Naturwissenschaft & Technik.

Weiterführende Texte dazu: Klaus Hentschel: Mythen um berühmte Experimente und Experimentatoren, Physik in unserer Zeit 34,5 (2003), S. 225-231; Gaussens unsichtbare Hand: Der Universitätsmechanicus und Maschineninspector Moritz Meyerstein -- Ein Instrumentenbauer im 19. Jahrhundert , Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2005 (=Abhandlungen der Göttinger Akademie der Wissenschaften, 2005, mathem.-physik. Klasse, Reihe 3, Nr. 52); Beate Ceranski et al.(Hrsg.): ''Auf den Schultern von Zwergen''. Essays an den Grenzen von Physik und Biographie, Berlin: ERS-Verlag, 2005; Klaus & Ann Hentschel: `An Engraver in Nineteenth-Century Paris: The Career of Pierre Dulos' , French History 15 [2001], S. 64-102.

Siehe ferner den call for papers der Jahrestagung der Fachgruppe Geschichte der Physik in Regensburg, 26/27. März 2007 zum Thema: 'Unsichtbare Hände', organisiert von Günter Dörfel & Klaus Hentschel.

Ein Tagungsband zur von Klaus Hentschel organisierten Tagung der DPG ist erschienen im GNT-Verlag:

Unsichtbare Hände. Zur Rolle von Laborassistenten, Mechanikern, Instrumentenmachern u.a. Amanuensi in der physikalischen Forschungspraxis, Stuttgart: GNT-Verlag 2008. Weiterführender Link.

Laufende Abschlussarbeiten zum Thema:

"Universitätsmechaniker, Hofmechaniker und Mechaniker in Württemberg im frühen 19. Jahrhundert (1793-1848)"
(Dissertationsprojekt an der Abteilung GNT, Betreuer: Prof. Dr. Klaus Hentschel)
Andor Trierenberg, M.A.

 

Während ältere Wissenschaftsgeschichtsschreibung die Rolle von Bildmaterial oft auf die von Begleitillustrationen beschränkte, hat die neuere Historiographie der Naturwissenschaft und Technik sich von der Kunstgeschichte (Svetlana Alpers) und Wissenschaftssoziologie (Latour) inspirieren lassen und visuelle Repräsentationen aller Art (von 3D-Modellen über Farbtafeln, Lithographien und Kupferstiche, Zeichnungen, bis hin zu Dioramen u.a. Museumsinszenierungen) als eigenständige Studienobjekte von hoher Komplexität erkannt, die eigene Methoden zu ihrer Bearbeitung erfordern. In der Abteilung GNT werden an ausgewählten Beispielen Funktion und Geschichte visueller Repräsentationen in der naturwissenschaftlichen Forschungspraxis, aber auch in der zugeordneten Ausbildung untersucht.

Abgeschlossene Buch-Publikationen zum Thema:

Klaus Hentschel:

Visual Cultures in Science & Technology - A Comparative History. , Oxford: Oxford Univ. Press, erscheint im Okt. 2014.

Mapping the Spectrum. Techniques of Visual Representation in Research and Teaching, Oxford & New York: Oxford Univ. Press 2002; Ders. & Axel Wittmann (Hrsg.)

The Role of Visual Representations in Astronomy: History and Research Practice, Frankfurt: Harri Deutsch, 2000 (= Acta Historica Astronomiae, Bd. 9).

Zwei pointiertere Beiträge: Zur technischen Konstituierung und historischen Analyse wissenschaftlicher Bilder, in: Martina Heßler(Hrsg.) Konstruierte Sichtbarkeiten. /Wissenschafts- und Technikbilder seit der frühen Neuzeit/, München: Fink, 2006, pp. 117-127. Zur Rolle der Ästhetik in visuellen Wissenschaftskulturen, in Wolfgang Krohn (Hrsg.) /Ästhetik der Wissenschaften/, Hamburg: Meiner, 2006, S. 233-256 u. Farbtafel IV.

Siehe auch das Programm der von Prof.Dr. Klaus Hentschel in Hamburg 2001 organisierten Tagung Vom Holzschnitt zum Feynman-Graphen (Jahrestagung des Fachverbandes Physikgeschichte in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft im Intern. Congress Centrum Hamburg).

Diejenigen, die oft mit großem Aufwand Bilder und Tafeln, Photographien und 3D-Modelle, Filme und Simulationen für Naturwissenschaftler, Mediziner und Techniker herstellen, sind oft historisch noch kaum untersucht. Seit 2011 wird an der Abteilung GNT von etwa 5 Personen eine internationale Datenbank aufgebaut, die dieser Forschungslücke Rechnung trägt, die international angelegte Database of Scientific Illustrators 1450-1950 (DSI) - es sind mittlerweile schon über 8600 Einträge zu Zeichnern u. Malern, Aquarelisten, Kupferstechern, Lithographen, Moulageuren und Modell-Machern aus 95 Ländern zusammengekommen.

Sind Experimente theorienbeladen? In welchem Sinn haben sie ein Eigenleben? Welche Bedeutung hat die Entwicklung und Verbesserung neuer Instrumente? Wie bilden sich Experimentalsysteme und -kulturen heraus und welche Faktoren bestimmen ihre weitere Entwicklung? Dies sind einige der Leitfragen, denen sich Klaus Hentschel seit 1992 widmet. In einer Kombination detaillierter wissenschaftshistorischer Fallstudien mit obigen wissenschaftstheoretischen und -soziologischen Fragestellungen bemüht er sich um eine auch für die Nachbarfelder der Wissenschafts- & Technik-Geschichte anschlußfähige, tiefenscharfe Analyse der Wissenschaftspraxis und ihres Zusammenspiels mit technisch-instrumentellen Komponenten.

 

Für eine detaillierte Analyse anhand von Fallstudien aus der Spektroskopie, Metrologie und Astrophysik des ausgehenden 19. und 20. Jh.s siehe Klaus Hentschel: Zum Zusammenspiel von Instrument, Experiment und Theorie: Rotverschiebung im Sonnenspektrum und verwandte spektrale Verschiebungseffekte von 1880 bis 1960, Hamburg: Verlag Dr. Kovac, 1998 (2 Bände, überarbeitete Fassung der Habilitationsschrift, 1995) sowie die Zusammenfassung einiger Ergebnisse in Ders.: The interplay of instrumentation, experiment and theory: Patterns emerging from case studies on solar redshift 1890-1960, Philosophy of Science 64 (1998), S. 53-64.

Im Auftrag der Sektion 23 der Nationalen Akademie der Naturforscher Leopoldina bereitet Prof. Dr. Klaus Hentschel derzeit den Antrag auf eine komplette online-Briefedition des Physikers, Physiologen und Philosophen Ernst Mach (1838-1916) bei der deutschen Akademie-Union vor. Details siehe hier.

Alexander Lippisch ist als Konstrukteur sehr erfolgreicher Segelflugzeuge in den 1920er und 1930er Jahren bekannt. Daneben hat er seit den 1920er Jahren das Konzept der schwanzlosen und Nurflügel-Flugzeuge entwickelt und propagiert. Schon vor dem Serienbau seines Raketenflugzeugs Me 163 hat er seinen Arbeitgeber Messerschmitt verlassen (müssen?). Nach dem 2. Weltkrieg wurden Lippischs Ideen zum Schnellflug in USA und in anderen Ländern aufgegriffen, jedoch ohne daß Lippisch selbst wesentlich an den betreffenden Entwicklungen beteiligt wurde und ohne daß die amerikanische Historiographie davon besonders Notiz nimmt. Auch mit seinen Ideen zu Bodeneffekt-Geräten und zum Senkrecht-Start drang Lippisch gegen den mainstream der Entwicklung nicht durch.

Dr. Reinhard Neunhöffer, der dieses Projekt bearbeitet, möchte genauer verstehen, warum Lippisch mit seinen unkonventionellen Ideen insgesamt so wenig Resonanz und Anerkennung fand. War er ein verkanntes Genie, dessen Konzepte ihrer Zeit zu weit voraus waren? War er ein Querkopf, der seine fixen Ideen auch in aussichtslosen Situationen nicht aufgeben konnte?

Erste Ergebnisse der Untersuchung Neunhöffers beruhen hauptsächlich auf der Auswertung von Lippischs Nachlaß, der bei der Iowa State University in Ames, Iowa, USA liegt.

Siehe Reinhard Neunhöffer: Alexander Lippisch, die Me 163 und der Deltaflügel, Universität Stuttgart: Themenheft Forschung Nr. 9 (2013), S. 92-103, online abrufbar hier.

Immer mehr führende Unternehmen legen heute Wert auf Tradition und Markengeschichte. Die Erstellung einer Unternehmensgeschichte ist Vertrauenssache und erfordert, gerade im wissenschaftsnahen und technischen Bereich, Professionalität und fachliche Kompetenz. Die Abteilung "Geschichte der Naturwissenschaften und Technik" der Universität Stuttgart bietet fundierte, wissenschaftliche Lösungen bei der Erarbeitung und Darstellung der Geschichte von Unternehmen, Produkten und Verfahren. Forschung und Innovation Ihres Unternehmens werden in den historischen Kontext eingebettet und auf diese Weise in ihrer herausragenden historischen Spezifität erkennbar. Mit einer wissenschaftlich aufgearbeiteten Unternehmensgeschichte verdeutlichen Sie Kunden, Geschäftspartnern, Mitarbeitern und Medien die Einzigartigkeit Ihrer Produkte und Marken. Nicht zuletzt erhalten Sie nach einer zusammen mit uns durchgeführten Aufarbeitung Ihrer Unternehmensgeschichte einen Überblick über Ihre interne Dokumentation sowie Leitlinien für die zukünftige Archivierung.
Die Abteilung für Geschichte der Naturwissenschaften und Technik am Historischen Institut der Universität Stuttgart blickt auf eine lange Tradition in der unternehmensgeschichtlichen Forschung zurück.

Gerne stellen wir Ihnen unsere Erfahrung und unsere technik- und wissenschaftshistorische Fachkompetenz zur Verfügung. Wir freuen uns über Ihre Anfrage an

Abt. für Geschichte der Naturwissenschaften und Technik
Universität Stuttgart, Historisches Institut
Keplerstraße 17 (K II), Stock 10a
D-70174 Stuttgart
Tel.: 0711 / 685-82312
Fax: 0711 / 685-82767

Abgeschlossenes Projekt:

"75 Jahre Hager + Elsässer"

Zwei Mitarbeiter der Universität Stuttgart, Abteilung für Geschichte der Naturwissenschaft und Technik untersuchen gegenwärtig die Geschichte der Firma Hager + Elsässer, einem mittelständischen Anlagenbauer, in Stuttgart - Vaihingen beheimatet, welche Systeme zur Wasseraufbereitung herstellt. Hager + Elsässer feiert im Jahre 2007 sein 75 - jähriges Bestehen. Das Forschungsprojekt wird von Hager + Elsässer finanziell und logistisch unterstützt.

Hager + Elsässer ähnelt in seiner Genese und sozialen Struktur den vielen schwäbischen mittelständischen Betrieben, die die industrielle Landschaft in Süddeutschland prägten und prägen. Bei den Produkte der Firma Hager + Elsässer handelte es sich um hochtechnologische Produkte, die immer auf dem aktuellen Stand der Technik waren und deren Entwicklung auf kontinuierlich Interaktion mit Universitäten basierte. Diese Produkte sind technische Artefakte, die einen hohen kulturzivilisatorischen Wert haben. Die Fabrikate förderten die Technizität im Alltag, indem sie nicht nur Wasseraufbearbeitungsanlagen für die Getränkeindustrie, Galvanikbetriebe und Energieversorger lieferte, sondern auch die unterschiedlichsten Systeme, von Kleingeräten zur häuslichen Wasserenthärtung bis hin zu Trinkwasseraufbereitungsanlagen für den arabischen Markt herstellte.

Zum Umfang der Forschungsarbeit für Hager + Elsässer gehört nicht nur die Erstellung einer Festschrift, sondern auch die umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der Unternehmensgeschichte anhand firmeninterner Quellen und anderen Archivalien sowie technischer Artefakte.

Ende 2012 wurde am Lehrstuhl GNT eine Promotion von David Seyffer zum Thema "Von der 'Internationalen Uhrenfabrik' zur Manufaktur für Luxusuhren. Uhrenfertigung in Schaffhausen am Beispiel der Unternehmensgeschichte der INTERNATIONAL WATCH CO. 1868 - 1978" abgeschlossen.

Kontakt

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Klaus Hentschel

Univ.-Prof. Dr.

Leiter der Abteilung GNT

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