Exkursionen

Das Mittelalter vor Ort - Exkursionen der Abteilung Mittlere Geschichte
[Foto: Th. W.]

Karlsruhe: Besuch im Generallandesarchiv und in der Badischen Landesbibliothek

Am 15. Februar 2024 war es so weit: Die Exkursion nach Karlsruhe fand im Rahmen der Übung „Die Ehre des Kaufmanns im Mittelalter“ bei Herrn Prof. Dr. Mark Mersiowsky statt. Endlich war es uns nun möglich in die Welt des Mittelalters und der Kaufleute in der mittelalterlichen Epoche einzutauchen, welche uns bis dato nur im Zuge unserer Übung vermittelt wurde. Nach ca. einer Stunde Zugfahrt zum Karlsruher HBF nahm ich die S-Bahn zum Mühlburger Tor, um von dort aus den sechsminütigen Fußweg zum Generallandesarchiv (GLA) auf mich zu nehmen.

Das GLA in Karlsruhe wurde 1803 als Zentralarchiv unter dem Namen „Badisches Generallandesarchiv“ gegründet. Es ist zuständig für das Schriftgut der Landesbehörden und Gerichte des Karlsruher Regierungsbezirks und der regionalen Bundesbehörden, welche sich im Raum Karlsruhe befinden. Aber auch klösterliche und bischöfliche Überlieferung und Urkunden befinden sich im GLA. Weitere Dokumentationsstellen des GLA sind der Rechtsextremismus und die archivalische Überlieferung der obersten Verwaltungsebene des Großherzogtums Baden aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Im GLA angekommen begann die Führung schließlich nach einer kleinen Willkommensrunde um ca. 10 Uhr. Dr. Rainer Brüning, Archivar, Historiker und seit ca. 25 Jahren im GLA tätig, begrüßte und führte uns in den Lesesaal. Im Lesesaal angekommen erzählte uns Dr. Brüning zunächst etwas über zwei sich in Bearbeitung befindende Projekte. Zum einen arbeitet das GLA unter anderem zusammen mit der Badischen Landesbibliothek an dem Projekt „1300 Jahre Reichenau“, wobei es sich um eine große Landesausstellung in Konstanz ab April 2024 handelt. Das GLA wird in Karlsruhe eine eigene Begleitausstellung anbieten. Das Interessante hierbei ist, dass der Fokus bei der Ausstellung nicht auf den sozialen Eliten liegen wird, vielmehr werden die Besucher mit Quellen über das einfache Volk im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit konfrontiert. Kriminalität wird im Mittelpunkt der Ausstellung stehen.

Ein weiteres Projekt, so erzählte Dr. Brüning, ist das Urkundenprojekt der Kurpfalz. Im Rahmen des Projektes haben sich für die Deutsche Forschungsgemeinschaft die vier Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern zusammengeschlossen. Konkret geht es darum, bis Mai 2025 eine Online-Plattform zu errichten, für die ca. 7000 Urkunden neu erfasst und ins Internet gestellt werden. Aufgrund der Zersplitterung der kurpfälzischen Überlieferung und der generell sehr schwer erforschbaren pfälzischen Geschichte gibt es eine große Forschungslücke, welche man nun versucht zu schließen. Da dies jedoch nicht in einem einzelnen Projekt möglich ist, wird zunächst die Epoche von 1449 bis 1508 bearbeitet. Betroffen hierbei ist die Regierungszeit Friedrichs des Siegreichen und Philipps des Aufrichtigen als Höhepunkt der politischen und kulturellen Bedeutung der spätmittelalterlichen Kurpfalz im europäischen Kontext.

Nach der Vorstellung der obengenannten Projekte zeigte Dr. Brüning uns Studenten ein originales Schriftstück der Ravensburger Handelsgesellschaft. Es handelte sich um einen Brief, der an Zöllner aus Lenzburg adressiert war. Wir sahen die Handelsmarke der Handelsfamilie Humpis und transkribierten das Schriftstück, welches uns auch in ausgedruckter Form ausgehändigt wurde, gemeinsam mit Dr. Brüning und Prof. Dr. Mersiowsky. Wir erfuhren, dass das Schriftstück wie eine Quittung behandelt wurde. Es wurde dem Zoll eingereicht und anschließend verrechnet. Schon im Mittelalter fanden also zu unserem Erstaunen Transaktionen ohne Bargeld statt. Als nächstes wurde uns in Originalform eine Rechnung von 1498 gezeigt und anschließend ein Verhörprotokoll, das den Diebstahl eines Fasses Safran (ca. 1000 Gulden wert) erfasste. Prof. Dr. Mersiowsky gewährte uns schließlich Einblicke in einige Bücher, welche diverse Briefe und Transaktionen enthielten. Wir sahen die zeitgenössische Schrift „humanistische Minuskel“, aufgelistete Konten und Schulden, Rechnungsunterlagen für Dokumentationszwecke und Informationsmemoranden. Auffällig war, dass der Inhalt der Bücher meist sehr durcheinander war. Durch Prof. Dr. Mersiowsky erfuhren wir zudem, dass die Rechnungsprozesse aus den Büchern teilweise nicht rekonstruierbar sind und dass nur Spezialisten der Paläographie mit diesen Schriften umgehen können. Das liegt daran, dass das Wirtschaftsgut aus dem Spätmittelalter aufgrund von vielen Abkürzungen, Umrechnungen, aber auch Verrechnungen nur sehr schwer zu lesen und verstehen ist. Auch zeigte uns Prof. Dr. Mersiowsky anhand der Bücher, wie es plötzliche Sprachänderungen gegeben hat, z.B. vom Deutschen ins Katalanische, oder wie „modernere“ Kaufmänner für ihre Berechnungen zwar arabische Rechenwege, aber römische Zahlen benutzten. Daraufhin zeigte uns Dr. Brüning eine Urfehde auf Pergament mit einem Siegel (16. Jh.), in der es um ein Schuldbekenntnis und die Begnadigung eines Teilnehmers des Bauernkrieges ging. Eine weitere Urfehde (16. Jh.) beinhaltete (durch vorsichtige Interpretation) die Dokumentation eines geistig-behinderten und angeblich vom Teufel besessenen kleinen Mädchens, das von ihren Eltern eingesperrt wurde und verhungerte. Die Eltern wurden vom Bischof begnadigt.

Nachdem wir den Lesesaal verließen und eine kurze Pause eingelegt wurde, fand eine kleine Führung durchs Archiv statt. Wir Studenten liefen durch das kühle Magazin, in dem rund 140.000 Pergamenturkunden lagern, viele davon aus dem Klosterarchiv Salem. Dr. Brüning erzählte, dass wertvolle Dokumente in klimatisierten Räumen lagern, wobei entsprechende Feuchtigkeits- und Luftverhältnisse eine wichtige Rolle spielen. Die vermeintlich älteste Urkunde des GLA stammt aus dem 7. Jh. und auch diese wurde uns bei der Führung gezeigt. Es handelt sich bei dem Exemplar um die angeblich vom fränkischen Hausmeier Karl Martell ausgestellte Gründungsurkunde des Klosters Reichenau. Bei der Urkunde handelt es sich allerdings um eine Fälschung aus dem 12. Jh. Das macht man an der Rasur des ursprünglich auf dem Pergament stehenden Textes fest und an der Tatsache, dass um das Siegel herum geschrieben wurde. Auch die Schrift der Urkunde weist typische Merkmale der Schreibweise des 12. Jhs. auf. Mit den abschließenden Worten von Dr. Brüning, dass Archivare nach ihren eigenen Maßstäben mit Dokumenten umgehen und sich nicht von Politikern bestechen lassen, endete unser Besuch im GLA. 

Unsere Mittagspause ging von 13.30 Uhr bis 15 Uhr. Wir trafen uns schließlich vor dem Badischen Landesmuseum und Dr. Mersiowsky erzählte uns zunächst etwas über die Planstadt Karlsruhe und deren rationalistische Gestaltung in der Epoche des Barocks. Wir erfuhren, dass es im Mittelalter, anders als in der Epoche des Barocks, Parzellen gab und keine geometrische Anlage von Städten. Zudem erfolgte die Verortung mündlich, denn offizielle Straßennamen gab es nicht. Auch sprachen wir über die Jagd im Mittelalter, welche nur für den Adel bestimmt war. Nach einem Rundgang um das Schloss Karlsruhe herum sahen wir dessen englischen Landschaftsgarten und machten uns schließlich auf den Weg zur Badischen Landesbibliothek (BLB). Die BLB ist eine über 500 Jahre alte zentrale Institution der Informationsinfrastruktur für Bildung und Wissenschaft Baden-Württembergs. Wir liefen schließlich über den Marktplatz und sahen uns die Karlsruher Pyramide an. Die Karlsruher Pyramide ist das Grabmal des Stadtgründers Karl Wilhelm von Baden-Durlach. In der Badischen Landesbibliothek angekommen begann unsere Führung um ca. 16 Uhr. Dr. Annika Stello, Referentin für die historischen Bestände der BLB und Leiterin der Abteilung „Sammlungen“, begrüßte und führte uns in den Lesesaal. Mit einer kleinen Einführung über die Stadt Karlsruhe und die BLB erzählte sie uns voller Begeisterung, dass sich eine Donaueschinger Nibelungenliedhandschrift (eine der frühesten deutschen Literaturschöpfungen) in der BLB befindet.

Schließlich gewährte uns Dr. Stello einen Einblick in ein Fragment eines liturgischen Textes aus dem Reichenauer Kloster. Wir lernten etwas über verschiedene Bucheinbände (wie beispielsweise Koperteinbände für Schüler, reisende und weniger vermögende Menschen im Mittelalter) und wie schwer sich die Paläographie damit tut Texte des Frühmittelalters genau zeitlich einzugrenzen. Ortsangaben und Hinweise auf Datierungen können hierbei eine ausschlaggebende Rolle spielen, durch die puzzleweise Vergleiche hergestellt werden können.

Daraufhin zeigte uns Dr. Stello ein Buch, bezüglich dessen Schrift vermutet wird, dass sie zwar aus Nordfrankreich (9. Jh.), aber von irischer Hand stammt. Die mögliche Erklärung hierfür sind irische Missionare, die das Christentum auf dem europäischen Festland weiter verbreiten wollten. Ferner lernten wir, dass es im Mittelalter immer wieder Veränderungen der Schrift gab. Auch zeigte uns Dr. Stello bemerkenswerte Layouts mittelalterlicher Bücher, welche mit dem heutigen Blocksatz verglichen werden können. Wir sahen zudem Blindlinien, welche durch Griffel erzeugt wurden. Prof. Dr. Mersiowsky erklärte uns, dass Lichtverhältnisse bei Handschriftenuntersuchungen eine fundamentale Rolle spielen, manches kann beispielweise nur durch Schrägbeleuchtung erkannt werden. Durch verschiedene derartige Methoden untersuchen unter anderem Altgermanisten, wie alt die deutsche Sprache ist. Dr. Stello erzählte anschließend, dass die BLB über 5000 Handschriften aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit besitzt. Sie klärte uns daraufhin darüber auf, dass das Klischee, dass Frauen im Mittelalter überwiegend ungebildet waren, falsch sei und dass Frauen, gerade in Klöstern, durchaus sehr gebildet waren. Dr. Stello meinte, dass wir das Bild, das wir vom Mittelalter haben, durchaus überdenken sollten. Zu guter Letzt betrachteten wir einige Faksimile-Ausgaben mittelalterlicher Bücher. Wir Studenten erfuhren unter anderem, dass in mittelalterlichen Büchern interessante Phänomene vorkommen wie bildliche Darstellungen von den eigenen Bucheinbänden. Auch erzählte Dr. Stello, dass mittelalterliche Landkarten zwar nicht immer authentisch waren, aber durchaus authentische Merkmale aufwiesen, wie beispielsweise Schiffdarstellungen, von denen die Kunstgeschichte profitieren kann. Dr. Stello beendete die Führung mit dem Hinweis, dass man sich als angehender Historiker durchaus darüber Gedanken machen kann in der Bibliothek beruflich tätig zu werden. Nach einem langen Tag voller Eindrücke ging unsere kleine Zeitreise in die Welt der Kaufleute im Mittelalter um ca. 17.30 Uhr zu Ende und erschöpft machten wir Studenten uns auf dem Weg zurück nach Stuttgart, um den ganzen Informationsfluss zu verarbeiten.

Rida Jaffari

Im Rahmen des Proseminars „Von der Grafschaft zum Herzogtum: Württemberg im Spätmittelalter“ fand am 10. Juli 2023 unter Leitung von Dr. Anja Thaller ein Stadtrundgang zur spätmittelalterlichen Geschichte Stuttgarts statt. Auf dem Programm standen die ehemalige Dominikanerkirche (heute Hospitalkirche) in der nach der Mitte des 15. Jahrhunderts ausgebauten Reichen oder Turnieracker-Vorstadt sowie der mittelalterliche Stadtkern mit seinen zentralen Orten von Herrschaft, Verwaltung und Repräsentation, der Stiftskirche, dem Schloss und dem heutigen Schillerplatz mit seinem Gebäudeensemble wie der Alten Kanzlei und dem Fruchtkasten. Immer wieder wurden dabei auch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und die Wiederaufbaumaßnahmen thematisiert. Der Abend klang in kleiner und geselliger Runde in einer Gaststätte im Alten Waisenhaus aus.

Anja Thaller

Am 10. Juli 2023 fand der zweite Teil der Exkursion im Rahmen der Übung „Fürst(inn)en und ihre Bibliotheken“ statt, der uns in die Handschriftensammlung der Württembergischen Landesbibliothek führte.

Um 11.30 Uhr machten wir uns gemeinsam in Richtung WLB auf. Dort wurden wir von Dr. Kerstin Losert, Leiterin der Handschriftensammlung, willkommen geheißen, die eine Einführung in die historischen Bestände der WLB gab und uns wertvolle Handschriften aus dem Umfeld des württembergischen Hofes im 15. Jahrhundert zeigte.
In der Einführung wurde zunächst die Entstehung und Entwicklung der 1765 durch Herzog Carl Eugen von Württemberg gegründeten WLB und die Bedeutung der Handschriftensignaturen erläutert, die auf die Ursprünge der Bestände hinweisen. So steht HB für Hofbibliothek und Cod. mit Formatangabe für eine Herkunft aus anderen Bibliotheken. Durch die Säkularisierung gelangten auch zahlreiche Klosterbestände in den Besitz der WLB.

Im Anschluss konnten wir einige ausgewählte Handschriften genauer betrachten: Wir sahen ein dem Besitz Graf Ulrichs V. von Württemberg zugeschriebenes Exemplar von Heinrich Münsingers „Bůch von den falcken, hebichen, sperbern, pferden vnd huenden“ (Cod. cam. et oec. qt. 52) aus den 1460er Jahren sowie ein Exemplar von Konrad von Megenbergs „Buch der Natur“ aus der elsässischen Werkstatt von Diebold Lauber (Cod. med. et phys. fol. 14), das nicht nur mit kolorierten Federzeichnungen, sondern auch zahlreichen eigenhändigen Einträgen Graf Heinrichs von Württemberg aus der Zeit seiner burgundischen Gefangenschaft (1474–1477) beeindruckte.

Darüber hinaus sahen wir zwei deutsch-lateinische Sammelhandschriften: Die Handschrift HB V 86 mit fiktionalen Reiseberichten, historiographischen und literarischen Texten enthält am Ende auch eine Geschichte der Grafschaft Württemberg. Eine lateinische Übertragung von Marco Polos Reisebericht bietet die Handschrift Cod. hist. qt. 10, aber auch eine deutsch-lateinische Liste von Kräutern und Pflanzen sowie eigenhändige Notizen Graf Heinrichs von Württemberg. Hier findet sich auch ein persönliches Zeichen Heinrichs als Rosenkranzritter: die Abkürzung MTRH wird als Mariae totus rosarius Henricus gedeutet.

Das Widmungsexemplar von Augustin Tüngers „Fazetien“ für Graf Eberhard im Bart (HB V 24a) konnten wir ebenfalls bestaunen, bei dem wir die in der ersten Initalie angebrachten Palme als Signet Eberhards erkennen konnten. Als „Zugabe“ wurde uns freundlicherweise noch ein kleines Büchlein gezeigt, dass sich als ein Exemplar der Schrift „De comparatione solis ad deum“ erwies, welche der Humanist Marsilio Ficino 1492 Graf Eberhard im Bart widmete (HB XV 65) und mit Eberhards Palme und Wahlspruch (Attempto) verzieren ließ.

Es wurde rege diskutiert: über Gebrauchsspuren, Randbemerkungen, Eigenhändigkeit, Layout, Schriftträger, Schreibfedern und Einbände genauso wie über Kriegsverluste oder die Verwendung von Handschuhen zum Blättern.
Für die Organisation der Exkursion und der Vorstellung der Handschriften bedanken wir uns bei Frau Dr. Thaller und bei Frau Dr. Losert.

Fiona Lätzel, Daniel Dessi, Ann-Sophie Kaiser

Unsere Exkursion im Rahmen der Übung „Fürst(inn)en und ihre Bibliotheken“ begann am 30. Juni 2023 um 9.25 Uhr auf dem Bahnsteig von Gleis 9 des Stuttgarter Hauptbahnhofes. Für die 14 Teilnehmer*innen und Frau Dr. Anja Thaller ging es mit dem IC los in Richtung Heidelberg. Dabei hatte der Zug nur eine Minute Verspätung, obwohl es sich um einen Zug der Deutschen Bahn gehandelt hat! Nach etwa 45 Minuten Zugfahrt trafen wir am Heidelberger Hauptbahnhof ein.

Mit dem Bus ging es dann weiter zum Universitätsplatz und dann zu Fuß zur nahegelegenen Universitätsbibliothek. Dabei handelt es sich um einen stattlichen Bau, der 1905 eröffnet wurde und momentan renoviert wird. Die beeindruckende Architektur wurde sofort leicht ironisch von einem Kommilitonen kommentiert: Die Bibliothek sei fast so schön wie unsere UB in Stuttgart (aber nur fast)! Frau Dr. Karin Zimmermann, die Leiterin der Historischen Sammlungen der Bibliothek, nahm uns in Empfang und führte uns in den Handschriftenlesesaal. Sie ist seit 1996 dort tätig und führte auch die Katalogisierung der deutschsprachigen Palatina-Handschriften durch.

Zunächst erhielten wir eine Einführung in die Geschichte der Bibliotheca Palatina. Diese erwuchs aus der Zusammenführung dreier Büchersammlungen Mitte des 16. Jahrhunderts durch Kurfürst Ottheinrich: den Beständen der Bibliotheken der Universität Heidelberg, (übrigens die älteste wissenschaftliche Bibliothek im deutschsprachigen Raum), der fürstlichen Sammlung aus der Schlossbibliothek sowie den Beständen der Stiftsbibliothek der Heiliggeistkirche.

Während des Dreißigjährigen Krieges, im September 1622, nahmen Tillys katholische Truppen Heidelberg ein. Infolgedessen wurde die Bibliotheca Palatina im Winter 1622/23 als Kriegsbeute in den Vatikan verschleppt. Für den einfacheren Transport in Kisten und auf Eseln wurden größtenteils die Einbände der ca. 3.600 Bücher und 13.000 Drucke von den Codices abgenommen und zerstört bzw. verbrannt – mit Ausnahme der Einbände mit Provenienzmerkmalen –, um das Gewicht der Bücher zu reduzieren. Nach der sechsmonatigen Reise 1623 von Heidelberg, mit einem Zwischenstopp in München, über die Alpen nach Rom, erhielten die Werke im Vatikan neue, einheitliche Einbände. Dort wurden die deutschsprachigen sowie die lateinischen und griechischen Handschriften und Drucke als Sammlung aufgestellt, während die hebräischen und anderssprachigen Werke in den vatikanischen Bestand integriert wurde.

Erst nach den napoleonischen Kriegen, auf dem Wiener Kongress 1816, wurden 848 deutsche Handschriften in die Bibliotheca Palatina zurückgegeben, die sich heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg befinden. Trotz immer wieder aufkommender Wünsche nach Restitution weiterer Handschriften der Bibliotheca Palatina, liegen diese Bestände immer noch im Vatikan.

Im Anschluss erhielten wir die Möglichkeit, zehn dieser Handschriften genauer zu begutachten. Frau Dr. Thaller zeigte uns neun Handschriften auf Papier und eine auf Pergament. Bei letzterer handelt es sich um Cod. Pal. germ. 205, der pseudo-augustinische Texte und Gebete enthält. Er wird dem Besitz Graf Eberhards im Bart von Württemberg (1445–1496) zugeschrieben und zeigt unter anderem goldene und farbige Illuminationen mit Ranken, Blumen und Tieren sowie eine Initiale mit Eberhards Zeichen, der Palme.

Unter den Papierhandschriften, die wir einsehen konnten, befanden sich auch vier Codices, die aus dem Besitz der Margarethe von Savoyen, Gräfin von Württemberg von 1453 bis 1479, stammen. Bei diesen handelt es sich um höfische Unterhaltungsliteratur wie „Lohengrin“ und „Friedrich von Schwaben“ (Cod. Pal. germ. 345), „Die Heidin“ (Cod. Pal. germ. 353), „Pontus und Sidonia“, eine Übersetzung aus dem Französischen (Cod. Pal. germ. 142) sowie eine von nur zwei erhaltenen illuminierten Handschriften des wichtigen Prosatexts „Der Ackermann aus Böhmen“ des Johannes von Tepl (Cod. Pal. germ. 76).

Ein weiteres Highlight stellt Cod. Pal. germ. 340 dar, der die beiden aus dem Niederländischen übersetzten „Empörer-Epen“ „Malagis“ und „Reinolt von Montelban“ vereint und dem Besitz Mechthilds von der Pfalz (1419–1482) zugeschrieben wird. Vermutlich schenkte sie die Handschrift an ihren Sohn Eberhard im Bart anlässlich seiner Hochzeit mit der Markgräfin Barbara Gonzaga aus Mantua. Dies liegt nahe, da das Jahr der Hochzeit (1474) und Eberhards Wahlspruch Attempto zu Beginn der Handschrift eingetragen wurden.

Es war für uns eine sehr eindrückliche Erfahrung, viele der Handschriften, die wir das Semester über in den Sitzungen besprochen haben, selbst sehen zu können. Es bestand große Einigkeit darüber, dass es doch einen gewaltigen Unterschied macht, ein Werk wirklich vor sich zu sehen oder nur das Digitalisat verfügbar zu haben. Aufgrund vieler Nachfragen zu den Codices verließen wir die Unibibliothek schließlich sogar eine Viertelstunde später als geplant, um die Mittagspause in einem nahegelegenen indischen Restaurant zu verbringen.

Nach der Mittagspause wurden wir um 14.40 Uhr von Pfarrer Vincenzo Petracca vor der Heiliggeistkirche begrüßt. Die gotische Kirche wurde zwischen 1398 und 1410 unter Ruprecht III., Pfalzgraf bei Rhein, zur heutigen Form erweitert. Er schuf sich damit eine monumentale Grablege für seine Familie und gleichzeitig ein repräsentatives Gotteshaus. Zuvor gab es aber bereits Vorgängerkirchen: 1239 wurde erstmals eine Kirche an diesem Platz urkundlich erwähnt. In einer weiteren Vorgängerkirche wurde 1386 die Heidelberger Universität gegründet. Mit der Erweiterung durch Ruprecht erhielt also auch die Universität ein Repräsentationsgebäude.

Die Kirche war neben ihrer Funktion als Grablege gleichzeitig auch Universitätskirche. Im Chorraum konnten wir später anhand von im Boden eingelassenen Linien eindrücklich sehen, wie groß die jeweiligen Vorgängerkirchen gewesen waren. Nun führte uns Pfarrer Petracca an das Grabmal von Kurfürst Ruprecht III. bzw. König Ruprecht I. und seiner Gattin Elisabeth von Hohenzollern-Nürnberg. Darauf sind die beiden nebeneinanderliegend dargestellt: Zu den Füßen Elisabeths liegt ein Hund als Zeichen der Treue, zu den Füßen Ruprechts ein Löwe als Zeichen der Stärke. Ursprünglich befand sich das Grab in der Mitte des Chorraumes, nun befindet es sich im Nordschiff.

Nur wenige Schritte weiter erreichten wir die Grenze zwischen dem Kirchenraum und dem Chorraum. Es wurde geschildert, dass die Kirche von 1706 bis 1936 durch eine Mauer getrennt war und von beiden Konfessionen – Katholiken und Protestanten – genutzt wurde.

Anschließend beschäftigten wir uns mit der durchdachten Architektur des Chorraumes. Dieser wird von zwölf Säulen umrundet, zwischen denen es zwölf Bögen gibt. Außerdem befinden sich im Chorraum auch genau zwölf Fenster. Damit sollen die zwölf Tore des himmlischen Jerusalem symbolisiert werden. Innerhalb dieses Bereichs zwischen den zwölf Säulen befanden sich die Gräber der regierenden Kurfürsten und ihrer engen Familienangehörigen.

Zum Zweck der Herrschaftslegitimation musste der neue Kurfürst seinen Vorgänger in der Heiliggeistkirche bestatten lassen. Deshalb wurden ab Ruprecht III. bis ins 17. Jahrhundert alle regierenden Kurfürsten in dieser Kirche begraben. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Friedrich I., von 1451 bis 1476 Kurfürst von der Pfalz, wurde wegen seines umstrittenen Machtantritts durch die Arrogation seines Neffen nicht dort bestattet. Die anderen Kurfürsten aber wurden dort meist mit ihren Gattinnen, manchmal auch mit früh verstorbenen Söhnen, die Kurfürst geworden wären, begraben. Heute sind alle sterblichen Überreste, die in der Kirche gefunden wurden, in einem Doppelgrab hinter dem Altar versammelt. Danach betraten wir die Emporen der Heiliggeistkirche, wo bis zum „Raub“ der Bücher 1633 die Bibliotheca Palatina aufgestellt war. Die ungewöhnlich hohen Emporen ließ Ludwig III., von 1410 bis 1436 Kurfürst von der Pfalz, eigens dafür einbauen. Die Bibliothek war wohl eine Kettenbibliothek, die Bücher waren also angekettet und konnten nur an den Pulten gelesen werden.

Zum 500-Jahr-Jubiläum der Universitätsgründung 1986 gab es eine große Ausstellung zur Bibliotheca Palatina auf den Emporen. Dazu stellte der Vatikan eine Auswahl der wichtigsten Handschriften bereit. Aktuell werden die Emporen nicht genutzt, eine dauerhafte Ausstellung ist jedoch in Planung.

Nach dieser spannenden Führung hatten wir noch ein wenig Zeit, um Heidelberg zu besichtigen, einen Kaffee zu trinken oder ein Eis zu essen, bevor es mit dem IC und nur 15 Minuten Verspätung zurück nach Stuttgart ging, wo wir gegen 19.00 Uhr ankamen.

Für die Organisation der Exkursion und der Vorstellung der Handschriften bedanken wir uns bei Frau Dr. Thaller sowie für die finanzielle Unterstützung beim Verein der Freunde des Historischen Instituts herzlich im Namen aller Teilnehmer:innen.

Laura Socci, Sarah Jöchle, Victoria Benninger

Die Exkursion unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Mark Mersiowsky führte von 10. bis 15. Oktober 2022 durch die im lippischen Bergland in Ostwestfalen-Lippe gelegene Edelherrschaft Lippe, die sich aufgrund der besonders gut erhaltenen mittelalterlichen Hauptorte sowie eines reichen Bestands an Überlieferung als Modellfall eines „kleinen Territoriums“ eignet.

Die Gruppe von acht Student:innen um Prof. Dr. Mersiowsky fuhr am 10.10.2022 gegen 7:30 Uhr von Stuttgart aus los und wurde durch Prof. Dr. Ellen Widder ergänzt. In Lippstadt angekommen, vermittelte ein Rundgang interessante Einblicke in die mittelalterliche Stadt. Dabei wurden nicht nur die Marienkirche, der St. Nicolaiturm sowie die Jacobikirche besucht: Auf dem Weg tauschte man sich mit einer Gruppe von Archäologen aus, besuchte das Stift Cappel sowie die Burg Lipperode.

Am Folgetag wurde das Reichsstift Herford, ein Nachbar und Konkurrent der Lipper, besichtigt. Pfarrer Johannes Beer führte die Teilnehmer:innen um und durch die Münsterkirche. Ein Highlight war der Besuch der aus Sorge um die dort befindliche Wandmalerei im Normalfall nicht zugängliche Gerkammer, die zugleich auch Aufbewahrungsort der letzten noch erhaltenen liturgischen Geräte – zwei Kelche und zwei Drachenleuchterpaare aus der Romanik – ist. Anschließend zog es die Gruppe in die Hansestadt Lemgo. Ein Rundgang führte durch die Altstadt am Rathaus vorbei zur Kirche St. Nicolai. Darauf folgte eine Besichtigung der Kirche St. Marien in der Lemgoer Neustadt. Im Stadtarchiv Lemgo gab der dortige Leiter Marcel Oeben mithilfe aus der Region stammender Quellen einen Einblick in die Archivarbeit mit allen ihren Aspekten. Im Anschluss ging es an ehemals wasserradbetriebenen Mühlen vorbei zum als steinerne Burg errichteten, mittlerweile mehrfach umgebauten Schloss Brake. Mit dem Besuch des Weserrenaissance-Museums, das sich im Inneren des Schlosses befindet, neigte sich der Tag zu Ende.

Am Mittwoch ging es nach Detmold zur Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs NRW. Dort beschäftigten wir uns intensiv mit mittelalterlichen Quellen, vor allem Urkunden und Rechnungen, von denen Univ.-Prof. Dr. Mark Mersiowsky durch seine intensiven Studien lippischer Rechnungen selbst ein paar Schmuckstücke vorstellen konnte. Der Archivleiter Dr. Johannes Burkardt und Dr. Wolfgang Bender informierten zu Aufgaben von Archiven sowie über den Beruf des Archivars/der Archivarin und den Arbeitsbereich von Restaurator:innen. In der nicht weit davon entfernten Landesbibliothek Detmold führte Dr. Christine Rühling die Teilnehmer:innen durch den Alt- sowie Neubau. Darüber hinaus wurden drei besonders schöne Handschriften aus dem Bestand präsentiert. Anschließend gab es eine fast dreistündige Führung durch das heute noch zum Teil privat genutzte fürstliche Residenzschloss Detmold. Dabei konnten außergewöhnliche Teppiche, Gemälde, Kronleuchter, Möbel und viele andere Dinge bestaunt werden, die wie Zeitzeugen über frühere Besitzer und die wechselhafte Geschichte von Schloss und Interieur berichten.

Am Donnerstag stand zunächst die Besichtigung der Externsteine auf dem Programm. Hier ließ sich ein Blick auf den Missbrauch der „germanischen“ Geschichte während der Zeit des Nationalsozialismus werfen. Anschließend führten Prof. Dr. em. Ulrich Meier und Dr. Heinrich Stiewe mit fachlicher Expertise und ausgezeichneten Ortskenntnissen durch Blomberg, beginnend mit einem Besuch der Burg Blomberg, über die Martinikirche, weiter zur Klosterkirche und zum Rathaus. Beleuchtet wurde dabei nicht nur die Zerstörung der Stadt in der Soester Fehde, sondern es wurden auch aktuelle Probleme der Burgerhaltung, der Abriss von denkmalschutzwürdigen Fachwerkbauten oder Blomberg als Pilgerstätte diskutiert. Beim Besuch des Klosters Falkenhagen wurde der Blick nicht nur auf Architektur und ihre Symbolik gerichtet, sondern auch das in der Region häufig wiederkehrende Problem von Fehden besprochen. Dieser Ort eignete sich ebenfalls für den Vergleich von Expansionsansätzen: So wurde hier auf die Gründung eines Klosters und nicht einer Stadt mit Anziehungskraft für den Handel gesetzt.

Der vorletzte Tag begann mit einem Stadtrundgang durch Horn. Nach einem Stadtrundgang mit einem kurzen Stopp am jüdischen Friedhof war ein kurzer Abstecher zum Hermannsdenkmal eingeplant. Anschließend ging es zum LWL Freilichtmuseum Detmold. Kompetent erläuterte die stellvertretende Leiterin Gefion Apel die historischen Gebäude mit originalgetreuer Einrichtung. So konnten diese Häuser „zum Anfassen“ einen Eindruck davon vermitteln, wie Menschen aus der Region früher lebten und arbeiteten. Dabei kam man ins Gespräch über didaktische Vermittlungskonzepte, Aufgaben, (Finanzierungs-)Probleme, Wünsche von Besuchern und Verantwortlichen, Kritik und vieles mehr. Im Anschluss führte Frank Huismann die Gruppe durch den Wald den Berg hinauf zur Falkenburg. Er berichtete von der Entdeckung der Burgreste, denkmalpflegerischen und finanzierungstechnischen Schwierigkeiten, von Fehden und Belagerungen. Besonders authentisch wurde das Höhenburgerlebnis durch immer stärkeren Wind und Regenfall. Zu guter Letzt besuchten wir das Schloss Rheda. Über eine Brücke ging es über den Burggraben durch den Innenhof in die atemberaubende romanische Doppelkapelle. Anhand der Baustruktur und architektonischen Elementen wurde dabei auch die Verteidigungsfunktion erläutert. Abschließend ging es durch den Barockbau des auch heutzutage noch privat genutzten Anwesens.

Wir bedanken uns herzlich bei Prof. Dr. Mersiowsky, der uns mit hervorragenden Ortskenntnissen, Expertise und Witz sehr engagiert durch das straffe Programm, das manchmal sowohl mental als auch körperlich eine Herausforderung war, geführt hat. Die Exkursion nach Lippe war höchst bereichernd und hat allen sehr viel Freude bereitet.
Gzim Mustafa

Am 7. Juli 2022 fand der erste Teil einer zweiteiligen Exkursion im Rahmen der Übung „Ordnungen, Briefe, Inventare – Hof und Schrift“ statt.

Mittelalterliche Höhen und Tiefen Stuttgarts

Zum Abschluss der Übung „Ordnungen, Briefe, Inventare – Hof und Schrift“ machten die Studierenden unter Leitung von Frau Dr. Thaller eine Exkursion, die sie auch zu den „höchsten“ und „tiefsten“ Punkten der mittelalterlichen Geschichte der Stadt Stuttgart führte. Auf dem Programm stand als Höhepunkt die Besichtigung der Stiftskirche im Zentrum der Stadt, die auch schon im Hochmittelalter neben dem Schloss einen zentralen Ort mittelalterlichen Lebens darstellte. Daneben wurden das Alte Schloss sowie die Dominikanerkirche (heutige Hospitalkirche) und der Schillerplatz mit seinen umliegenden Gebäuden besichtigt. Start und Treffpunkt der Exkursion war die Jubiläumssäule auf dem Schlossplatz. Nach einer kurzen Einführung zum Programm führte Frau Thaller die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer über die Königsstraße, deren oberer Abschnitt im Hochmittelalter schon außerhalb der Stadtmauer lag und den „Großen Graben“ bildete, zur Hospitalkirche.

Graf Ulrich V. ließ hier zunächst ab 1471 eine Kirche errichten, bald darauf entstand hier das erste Kloster Stuttgarts. Es wurde vom Dominikanerorden übernommen. Bei einem Rundgang um das Kirchengebäude sowie auch beim Betreten des Kirchenraumes wurden die Studierenden über das Ausmaß der Zerstörung der Hospitalkirche im Zweiten Weltkrieg informiert. Der Chor wurde wiederhergestellt, das Chorgestühl ist im originalen Zustand erhalten geblieben und befindet sich heute in der Leonhardskirche. Die für den Friedhof der Leonhardskirche geschaffene Kreuzigungsgruppe im Altarbereich wurde nach Kriegsende wiederum in die Hospitalkirche transportiert, in der Leonhardskirche steht heute eine Kopie dieser alten Steinmetzkunst, bei der die Dramaturgie in der Mimik der Gesichter besonders beeindruckend ist. Der Taufstein, der an seinem historischen Platz wieder aufgestellt wurde, steht nun außerhalb des neuaufgebauten Kirchenraums im Innenhof und erinnert unter anderem an die ehemalige Größe des Gebäudekomplexes vor den Bombenzerstörungen. In einem Seitenraum konnten die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer noch den vom Ritter und württembergischen Rat Jörg von Sachsenheim Ende des 15. Jahrhunderts gestifteten Altaraufsatz bewundern. Der Stifter ließ sich als Ritter mit betenden Händen mittig zwischen Maria und seinem Wappen darstellen. Wichtiger und interessanter Hinweis von Frau Thaller war für die zeitliche Einordnung die Mode zu beachten, denn der Stifter ließ sich mit langen Haaren sowie spitz zulaufenden Schuhen ganz im Modestil des ausgehenden 15. Jahrhunderts abbilden.

Anschließend erfolgte die Besichtigung der „Höhen“ und „Tiefen“ des mittelalterlichen Stuttgart. Die uns von Stiftspfarrer Matthias Vosseler versprochene Aussicht vom 60 m hohen Westturm der Stiftskirche mussten sich die Studierenden allerdings unter muskulärer Anstrengung erst verdienen. So führte zunächst eine 140-stufige steinerne Wendeltreppe in die erste Etage, danach folgten mehreren Holztreppen zur zweiten Etage, wo sich auch die besonders große und schwere Osanna-Glocke von 1520 befindet. Ihr Klang ist aufgrund der Holzaufhängung besonders markant und satt, wie Pfarrer Vosseler stolz und in ansteckender Weise begeistert bei seiner Führung erzählte. Nach insgesamt über 200 Treppenstufen konnten wir die einzigartige Aussicht über Stuttgart und den gesamten Kessel genießen. Von hier oben zeigte Pfarrer Vosseler aber auch die Wunden, die der Zweite Weltkrieg in Stuttgart in die historisch gewachsene Gebäudeensembles geschlagen hat und die durch klobige Zweckbauten in den 1950er und 1960er Jahren wieder geschlossen worden waren. Von diesem höchsten Punkt der Kirche, dem Westturm des spätgotischen Kirchenbaus, ging es zum tiefsten Punkt der Kirche, der sogenannten Unterkirche. Sie wurde 2003 als Gemeinderaum eingerichtet, man sieht dort noch Teile der Pfeilerbasen des Vorgängerkirchenbaus. Neben dieser Unterkirche ruhen in einer Gruft die Gebeine der württembergischen Herrscherfamilie. Allerdings ist diese nicht als Schaugruft, wie in anderen vergleichbaren Kirchen gedacht gewesen, denn sie war nach der letzten hier erfolgten Beisetzung eines Württembergers um spätestens 1865 geschlossen worden. „Die Toten sollten hier tatsächlich nun ihre Ruhe haben“, so Pfarrer Vosseler. Durch eine Glastür konnte dennoch ein Blick auf die zahlreichen Särge aus Holz, Blei und Zinn, teils prunkvoll verziert, geworfen werden. Der Legende nach befindet sich dort auch in einer Metallbehälter ein Stück des Bartes von Graf Eberhard „im Bart“, der 1482 die beiden Teile der Grafschaft (Urach und Stuttgart) wieder vereinte.

Wieder auf Erdniveau wurden im Anschluss die in Stein gehauenen, überlebensgroßen Figuren der württembergischen Grafenstandbilder im Altarraum der Stiftskirche betrachtet. Frau Thaller wies hierbei etwa auf die Löwen hin, die jedem Grafen als Zeichen für Kraft, Mut und Stärke beigegeben wurden. Nachdem die Kenntnisse der Studierenden in der Heraldik aufgefrischt worden waren, zog es die Exkursionsgruppe in Richtung Altes Schloss mit dem davorliegenden Schillerplatz. Dieser war als ehemaliger Schlossplatz mit seinen umliegenden Gebäuden, wie dem Fruchtkasten als Getreidespeicher und der Alten Kanzlei, der Kern der mittelalterlichen Stadt Stuttgart gewesen. Das Alte Schloss, das natürlich erst als „alt“ bezeichnet wurde, nachdem für Herzog Carl Eugen ein neues Barockschloss erbaut worden war, stand als letzter Punkt auf dem Besichtigungsplan.

Nachdem die Problematik der angeblich von Herzog Liudolf von Schwaben im 10. Jahrhundert angelegten Burg zum Schutz des „Stutengarten“ angesprochen worden war, besichtigten wir die freigelegten Mauerreste des Vorgängerbaus, die über den heutigen Prunkuhrenturm erreicht werden können. Ebenso zeichnen sich, noch heute sichtbar, ehemalige Gewölbe an den Mauern in der heutigen Glassammlung ab. Interessant ist dabei, dass der „Dürnitzbau“ aus dem frühen 14. Jahrhundert eine andere Ausrichtung hatte als dessen Vorgängerbau aus staufischer Zeit. Im östlichen Tonnengewölbe daneben werden derzeit archäologische Grabungen durchgeführt, um so Aufschluss über die ehemalige Gestalt des Schlosses zu erhalten. Jedoch sind diese Räume bisher noch nicht für den Publikumsverkehr freigegeben.

Zum Abschluss der Exkursion wurde der mittelalterliche Teil der Ausstellung „Legendäre Meisterwerke“ im zweiten Stock des Landesmuseums Württemberg besichtigt und selbstverständlich auch ein Gruppenfoto mit der in der Übung durch zahlreiche Briefe und Dokumente immer wieder thematisierten Margarethe von Savoyen geschossen. Das Ende der Exkursion läutete ein letzter Rundgang um das Schloss ein. Hier betrachteten die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer die Wiederaufbaumaßnahmen des Alten Schlosses, nachdem es bei einem Brand 1931 und im anschließenden Zweiten Weltkrieg stark gelitten hatte und konnten die heutige Form mit älteren Darstellungen vergleichen.

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Nach dem gelungenen Stadtrundgang durch das spätmittelalterliche Stuttgart führte der zweite Exkursionsteil mit Dr. Anja Thaller die Gruppe in das Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Wir sollten hier die Aufbewahrung und die Sicherung mittelalterlicher Dokumente kennenlernen und auch einen Blick auf die in der Übung behandelten Originale werfen dürfen.

Von Archiven und Originalen – ein Besuch im Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Die Führung durch das Archiv leitete Dr. Erwin Frauenknecht, ebenfalls Lehrbeauftragter an der Universität Stuttgart, der zunächst die wichtigsten Informationen und allgemeinen Daten zum Landesarchiv Baden-Württemberg und zum Hauptstaatsarchiv in Stuttgart gab. So lagert in diesem Archiv auf über 27.000 Laufmetern eine unglaubliche Menge an Unterlagen von den Landesbehörden und Ministerien, die natürlich jährlich größer wird und damit zunehmend für Platzprobleme sorgt. Im Hauptstaatsarchiv werden zudem auch Nachlässe von Privatpersonen wie beispielsweise ehemaligen Politikern aufbewahrt. Durch die anwachsende Menge an digitalen Datenträgern als Archivgut werden auch CDs, USB-Sticks und Festplatten im Archiv aufbewahrt und so für die Zukunft haltbar und verwendbar beziehungsweise abspielbar gemacht. Filme und Tonträger lagern in einem eigenen audiovisuellen Archiv. Bei der Digitalisierung der schriftlichen Archivstücke ist das Landesarchiv Baden-Württemberg Archiven in anderen Bundesländern weit voraus, sodass durch den virtuellen Zugriff über das Internet die Nutzung des Archivgutes auch außerhalb des Archivgebäudes und seiner Öffnungszeiten in einer bemerkenswerten Breite an Beständen ermöglicht und die Arbeit mit den archivierten Beständen erleichtert wird.

Nach der kurzen Einführung in die Aufgaben von Archiven ging es in die unteren Stockwerke, die Depots. Auf insgesamt drei Stockwerken werden die Archivbestände bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufbewahrt. Archivmitarbeiterinnen und -mitarbeiter kontrollieren die Bedingungen in den Kellerräumen regelmäßig über Thermometer sowie Hygrometer. Herr Dr. Frauenknecht zeigte einige beeindruckend dicke Lagerbücher mit weitgehend noch originalen Einbänden, die im Laufe der Jahrhunderte je nach Gebrauch und Lagerung in den alten Klosterbibliotheken mehr oder weniger gelitten haben. Um Beschädigungen durch Säure zu verhindern, werden nach und nach alle Handschriften, Urkunden und sonstige Dokumente in neue, säurefreie Kartons und Umschläge. In metallenen Schubladen lagern in einem weiteren Raum des unterirdischen Archivs zahlreiche Urkunden. Auch hier konnten wir einige Beispiele, etwa Urkunden aus dem ehemals vorderösterreichischen Gebiet sehen.

Ein Stockwerk höher konnten wir im Kartenraum des Archivs, wo viele historischen Karten plangelegt in Schubladen lagern, schließlich einige Originale bestaunen. Anhand einiger Exponate zeigte Herr Dr. Frauenknecht zunächst verschiedene Schadfälle und den Umgang der Restaurierung damit auf. So war etwa ein Papierheft seitlich durch Mäusefraß zerstört worden: „Der Inhalt der Schrift ist im kleinen Magen der Maus verloren“, scherzte Herr Dr. Frauenknecht. Eine Handschrift mit Holzdeckel-Einband hatte unter dem Holzwurm gelitten, nicht nur der Buchdeckel, sondern auch die Seiten waren durchlöchert; nach der Beseitigung des Schädlings konnte es archiviert werden. Ein Lagerbuch zeigte sehr deutliche Spuren von Tintenfraß, der die Überschriften komplett zerstört hatte.

Nach dieser interessanten Einführung in Restaurierungstechniken konnten wir die in der Übung „Hof und Schrift“ behandelten und anhand der Digitalisate des Landesarchivs selbst transkribierten Schriftstücke im Original betrachten, darunter Quittungen, Inventare und Briefe des 15. Jahrhunderts. Darüber hinaus lag auch eine Auswahl weiterer interessanter Dokumente bereit: Urkunden der Päpste Innocenz III., Martin V. und Pius II., aber auch vom Stauferkaiser Friedrich I., König Sigismund oder Mechthild von der Pfalz sowie eine Klosterchronik und ein Kopialbuch.

Ein Höhepunkt war das Original des Kaiserprivilegs von Heinrich IV., mit dem er dem Kloster Hirsau 1075 Privilegien zusprach. Beeindruckend war das (restaurierte) große Wachssiegel des Kaisers. Zwar ist auch diese Urkunde digitalisiert im Internet abrufbar, aber ein fast 1000 Jahre altes Pergament mit seiner feinen Schrift im Original zu sehen, ermöglicht einen ganz neuen und intensiven Zugang zur mittelalterlichen Geschichte.

Für den interessanten Rundgang und die eindrückliche Besichtigung ausgewählter originaler Archivbestände sei Herrn Dr. Frauenknecht sehr herzlich gedankt. Der Besuch des Hauptstaatsarchivs Stuttgart war auf jeden Fall eine Bereicherung und ein gelungener Abschluss der Übung „Hof und Schrift“ bei Frau Dr. Thaller.
Martin Constien, Antonia Friedrich und Sheda Stefani Shah

Eine für den 4. Dezember 2021 im Rahmen der Übung „Festtag bei Hofe. Fürstenhochzeiten des Spätmittelalters“ von Dr. Anja Thaller geplante Exkursion in die ehemalige württembergische Residenzstadt Urach musste leider kurzfristig abgesagt werden.

Als Ersatzprogramm hielten die Studierenden ihre Präsentationen im Hörsaal. Zunächst wurden die geographische Lage und die natürlichen Bedingungen Urachs erörtert sowie die mittelalterliche Geschichte der Stadt skizziert. Ein virtueller Rundgang präsentierte uns die Stiftskirche St. Amandus mit ihrer Baugeschichte und ihren Besonderheiten in Architektur und Mobiliar (Betstuhl Eberhards des Älteren, Kanzel, Taufstein). Abschließend wurde die von Graf Eberhard nach Urach geholte geistliche Gemeinschaft der „Brüder vom gemeinsamen Leben“ vorgestellt. Unterstützt durch umfangreiches Bildmaterial konnten wir so trotz aller Einschränkungen einen guten Einblick in die Residenzstadt der württembergischen Grafen im ausgehenden Mittelalter gewinnen.

Ein besonderes Highlight war sicherlich, dass die Stuttgarter Alumna Janina Klaus als Expertin für einen Vortrag zum Residenzschloss Urach gewonnen werden konnte. Frau Klaus unterrichtet am Evangelischen Seminar in Blaubeuren Geschichte, Gemeinschaftskunde, Wirtschaft sowie Philosophie/Ethik und führt darüber hinaus als Schlossführerin durch das Residenzschloss Urach Angereichert mit zahlreichen eigens angefertigten Videos geleitete uns Frau Klaus fachkundig und kurzweilig vom Torturm mit dem Motto und Emblem Graf Eberhards („Attempto“ und Palme) über die weitläufige Dürnitz in den spätgotischen, freskenverzierten Palmensaal. Im zweiten Obergeschoss ging es über die Prunkschlitten-Sammlung weiter in den Goldenen Saal mit seinen prächtigen Portalen, einem kunstvollen Ofen und dem reich verzierten Renaissancebett. Sogar in den Dachboden durften wir einen Blick werfen, was bei Führungen vor Ort nicht möglich ist. Eine intensive Frage- und Diskussionsrunde schloss sich an, die von großem Interesse am Thema zeugte. Resümee: Urach ist unbedingt eine Reise wert!                                                                                  Anja Thaller

Eine Frau beschäftigt die Abteilung Mittlere Geschichte des Historischen Instituts der Universität Stuttgart seit mehreren Jahren: Margarethe von Savoyen (1420–1479). Margarethe war die Tochter Herzog Amadeus’ VIII. von Savoyen (1383–1451), des späteren Gegenpapstes Felix V. Sie besuchte in ihrem Leben viele verschiedene Orte, bis sie schließlich 1453 für ihre dritte und letzte Ehe mit Graf Ulrich V. (1413–1480) am Hof in Stuttgart landete.

Der 600. Geburtstag Margarethes im Jahr 2020 wurde deshalb sowohl vom Landesarchiv Baden-Württemberg als auch an der Universität Stuttgart zum Anlass genommen, um mehr über diese bis dahin unbekannte „europäische“ Fürstin zu erfahren. So beschäftigt sich Dr. Anja Thaller im Zuge ihres Habilitationsprojekts mit den Briefen Margarethes, die im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart aufbewahrt werden. Außerdem wurde ein gemeinsames Projekt mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dabei vor allem Prof. Dr. Peter Rückert (Hauptstaatsarchiv Stuttgart/Universität Tübingen) gestartet, das in einer international angelegten Wanderausstellung mündete.

Doch Frau Thaller wollte ihre Forschung nicht nur der Öffentlichkeit näherbringen, sondern auch gezielt ihren Student*innen an der Universität Stuttgart. Gemeinsam mit Herrn Rückert und der Universität Tübingen wurde deshalb für März 2020 eine Exkursion nach Savoyen geplant, um der Geschichte des Hauses Savoyen und speziell den Lebensstationen Margarethes in Savoyen nachzuspüren. Nachdem im Januar 2020 im Zuge eines Vortreffens die Vorfreude der Student*innen geweckt wurde, indem sie einen ersten Einblick in die bevorstehende Exkursion nach Savoyen gewinnen konnten, war die Enttäuschung umso größer, als die Exkursion aufgrund der Corona-Pandemie erst in den Herbst verschoben und schlussendlich leider abgesagt werden musste.

Um den interessierten Student*innen doch noch einen Einblick in die Landschaft und Geschichte Savoyens geben zu können, veranstaltete Frau Thaller im Dezember 2020 eine virtuelle Exkursion. Mit Hilfe von aufwändig gestalteten Präsentationen und verschiedenen Videobeiträgen konnten die Teilnehmer*innen in die Welt Margarethes eintauchen. Zusätzlich hielten mehrere Teilnehmer*innen auf dieser „Reise“ durch Savoyen Vorträge zu einzelnen Stationen. So wurde die virtuelle Exkursion mit einer Präsentation eröffnet, die in anschaulicher Art und Weise den Teilnehmer*innen die Alpenpässe im Raum Savoyen wie den Mont Cenis oder den Großen St. Bernhard und ihre bedeutende Rolle für Wirtschaft und Politik vorstellte: Die Savoyer profitierten von der zentralen Lage ihrer Territorien und förderten dementsprechend gezielt ihre Handelswege. Dabei spielte auch der Genfer See eine bedeutende Rolle, denn er ermöglichte einen Anschluss der savoyischen Territorien an die europäische Flussbinnenschifffahrt.

Margarethe von Savoyen wurde 1420 in Morges am Genfer See geboren. So bot sich Morges dann auch als erste Station der Exkursion an. Anhand eines virtuellen Rundgangs lernten die Teilnehmer*innen die Stadt kennen. Verschiedene Internetangebote ermöglichten zudem sehr eindrückliche Einblicke in das Schloss. Entsprechend verlief die Reise auch in den Orten Annecy und Chambéry – Städte, die als Residenzen der Herzöge von Savoyen große Bedeutung hatten.

Weiter ging die virtuelle Reise nach Turin, wo das Hausarchiv der Savoyer sowie ein Teil ihrer Bibliothek verwahrt werden. Wir besuchten das Staatsarchiv, den Dom mit der Kapelle der Sacra Sindone, des Turiner Grabtuchs. Ein Stadtrundgang vermittelte abermals einen ersten Eindruck dieser Stadt, die ab dem 16. Jahrhundert die Hauptstadt Savoyens war.

Nach einem Zwischenstopp bei der Burg Fénis im Aosta-Tal mit ihren herausragenden Fresken landete die Gruppe virtuell in der Benediktinerabtei St-Maurice d’Agaune, dem ältesten durchgehend bestehenden Kloster des Abendlandes. Es beherbergt einen herausragenden Klosterschatz. In einer zweiten Präsentation wurde die Mauritiusverehrung des Hauses Savoyen vorgestellt – der heilige Mauritius war der Schutzheilige der Dynastie, weshalb das Kloster von den Savoyern besonders begünstigt wurde. Nachdem Margarethes Vater, Herzog Amadeus VIII./Papst Felix V., 1434 den Mauritiusorden gründete, zog er sich mit den Ordensbrüdern in sein Schloss Ripaille am Südufer des Genfer Sees zurück. Dorthin führte der nächste Halt auf der virtuellen Exkursion. Anschließend wurde auch noch das Schloss in Chillon besichtigt, bevor sich die Exkursion dem Ende zuneigte – sie schloss mit der digitalen Besichtigung der Stadt Bern mit ihrer mittelalterlich geprägten Altstadt. Die dritte Präsentation legte abschließend die komplexen Ereignisse rund um den Burgunderkrieg (1474–1477) dar, der den burgundischen Herzog Karl den Kühnen – Margarethes Großcousin – die Eidgenossen wie den deutschen Südwesten in jenen Jahren in Atem hielt.

Dieser schöne und interessante Abend war ein gelungener Ersatz für die ausgefallene Exkursion. Er ermöglichte den Teilnehmer*innen, wichtige Stätten der historischen Landschaft Savoyen trotz räumlicher Distanz hautnah zu erleben. An dieser Stelle sei Frau Thaller herzlich gedankt, die in das Projekt viel Zeit und Energie gesteckt hat!

Fabienne Füß und Melanie Schray

Am Dienstag, den 18. Februar 2020 veranstaltete die Abteilung Mittlere Geschichte unter Leitung von Prof. Dr. Mark Mersiowsky eine Tagesexkursion nach Bad Urach, an der 15 interessierte Studierende teilnahmen. Nach der Ankunft am Uracher Bahnhof erklärte Prof. Mersiowsky zunächst die geographische Lage Urachs als Verkehrsknotenpunkt der Schwäbischen Alb, bevor er den Teilnehmern während eines Stadtrundgangs gewohnt unterhaltsam und kompetent die städtebauliche Grundanlage sowie einzelne spätmittelalterliche Fachwerkhäuser näher vorstellte. Ein besonderes Highlight bildete hierbei der spätgotische Marktbrunnen, der vermutlich von Graf Eberhard V. anlässlich seiner Herzogserhebung 1495 gestiftet wurde. Anschließend wurde noch die ehemalige Stiftskirche St. Amandus besichtigt, in der unter anderem ein Chorstuhl Eberhards zu sehen ist.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant „Ratsstube“ folgte eine Führung durch das Uracher Schloss, das während der württembergischen Landesteilung nach 1442 der Linie Württemberg-Urach als Residenz diente. Bemerkenswert sind dort vor allem die durch ein spätgotisches Gewölbe geprägte Dürnitz, der Palmensaal mit den Darstellungen der Wappen der Vorfahren Eberhards V. sowie der Goldene Saal, einer der schönsten Renaissance-Säle Süddeutschlands. Besonderes Augenmerk wurde auf die Ausstellung „Mechthild (1419–1482) im Spiegel der Zeit“ gelegt, die Schriftdokumente und Objekte zum Leben der bedeutenden württembergischen Gräfin zeigt und so an Persönlichkeit und biografische Stationen dieser politisch und gesellschaftlich sehr aktiven Fürstin erinnert. Nachdem jeder Teilnehmer mit einer „echten“ Schokoladen-Goldmünze Maria Theresias beschenkt worden war, trat die Gruppe die Heimreise nach Stuttgart an.

Für die Organisation und engagierte Leitung der Exkursion sei Dr. Anja Thaller und Prof. Dr. Mersiowsky im Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer herzlicher Dank ausgesprochen.
Rudolf Hertwig

Im Rahmen der Übung „Fürstinnenbriefe“ fand am 17. Mai 2019 unter der Leitung von Dr. Anja Thaller ein Besuch im Hauptstaatsarchiv Stuttgart statt.

Der erste Programmpunkt war bereits ein "Highlight": So durfte die Gruppe von 16 Studierenden die Korrespondenz der Margarethe von Savoyen (1420-1479) und weitere Urkunden im Original unter die Lupe nehmen und die Stücke aus dem 15. Jahrhundert hautnah erleben. Interessant waren dabei natürlich vor allem jene Briefe und Urkunden, mit denen sich die Studierenden im Rahmen ihrer Referate bereits intensiv auseinandergesetzt hatten. Besonders stach dabei ob ihrer Größe und Bedeutung die frisch restaurierte Heiratsurkunde Margarethes mit ihrem ersten Ehemann Ludwig III. von Anjou, Titularkönig von Neapel-Sizilien, heraus. Aber auch Briefe von René d'Anjou, Galeazzo Maria Sforza oder Ludwig I. von Savoyen beeindruckten auf ihre Weise.

Als zweiter Programmpunkt stand eine Führung durch die Ausstellung "Mechthild (1419-1482) im Spiegel der Zeit" durch den Kurator Prof. Dr. Peter Rückert auf dem Programm. Kurzweilig und informativ brachte er uns nicht nur  Person und Leben dieser bedeutenden südwestdeutschen Fürstin in ihren Verbindungen zwischen Pfalz, Württemberg und Habsburg näher, sondern auch ihre Interessen und ihr kulturelles Umfeld, vor allem den Rottenburger "Musenhof".

Die beeindruckenden originalen Schriftzeugnisse wie Urkunden, Briefe und prächtige Handschriften, sowie weitere Objekte, darunter wertvolle Kunstgegenstände, Stoffe, Münzen, sogar "Trippen" (hölzerne Unterschuhe), und ganz besonders die Multimedia-Installation ermöglichten eine auch die Sinne ansprechende Reise in das 15. Jahrhundert.
Anja Thaller

Am Montag, den 23. Juli 2018, fand im Zuge des Kolloquiums zum Hauptseminar „Die Burg im Spätmittelalter“ bei Prof. Dr. Mark Mersiowsky eine Exkursion zu Burgen im Neckartal statt.

Unter der Leitung von Prof. Mersiowsky startete die Gruppe am Tübinger Bahnhof mit Autos zur ersten Station, Schloss Kilchberg, das sich im gleichnamigen Ort, einem Stadtteil von Tübingen, befindet. Obwohl die Anlage der Öffentlichkeit, da im Privatbesitz von Freifrau Christa von Tessin, sonst nicht zugänglich ist, durften wir sie unter der Führung des pensionierten Lehrers Eugen Finkbeiner besichtigen. Herr Finkbeiner empfing uns vor der Martinskirche direkt neben dem Schloss, wo wir die Kirche (12. Jh.) samt angeschlossener Grabkapelle (um 1500) begutachteten. Hier machte er uns besonders auf die detailliert gearbeiteten Epitaphien der Ritter von Ehingen aufmerksam. Im Falle Burkhards von Ehingen wurde dessen Epitaph schon zu Lebzeiten in Auftrag gegeben, wodurch der Einfluss auf die eigene Darstellung sichtbar wird.

Beim kurzen Weg hinüber zum Schloss wurde das Engagement der Freifrau für dessen Erhaltung schon von außen deutlich. Der Grundriss des ursprünglichen stauferzeitlichen Baus, einer achteckigen Wasserburg, ist heutzutage noch durch die Umgebungsmauern erkennbar. Ende des 15. Jahrhunderts ging die Burg in den Besitz der Herren von Ehingen über, besonders unter Georg von Ehingen wurde die Anlage erweitert. Das heutige barocke Gebäude samt Schlossgarten stammt aus dem 18. Jahrhundert. 1779 erbten die Freiherren von Tessin die Herrschaft Kilchberg.

Unsere Führung umschloss die unterschiedlichen Bereiche des Schlosses mit Ausnahme der Wohnbereiche. Neben dem Jagdzimmer war besonders die sich über mehrere Stockwerke erstreckende Bibliothek beeindruckend, die von der Besitzerin aufwändig angelegt wurde. In der Kapelle sahen wir eine Kopie des in der Stuttgarter Staatsgalerie befindlichen Kilchberger Altars vom Ende des 15. Jahrhunderts, gestiftet von Georg von Ehingen und gemalt von Bartholomäus Zeitblom. Besonders stolz präsentierte uns Herr Finkbeiner den ebenfalls von Georg von Ehingen errichteten Archivraum unterhalb der Kapelle, dessen massive Türen nur unter Zuhilfenahme zweier großer Schlüssel geöffnet werden konnten. Prof. Mersiowsky erklärte uns die geschützte und feuerfeste Lage des Raumes und wies uns unter anderem auf die eisernen Klappen an den kleinen Fenstern hin, die im Falle eines Brandes geschlossen werden können. Wir erhielten faszinierende Einblicke in die Systematik des Archivs und vor allem in diverse noch unedierte Originaldokumente.

Darunter befanden sich Urkunden, ein Urbar, eine Handschrift samt Fragmenteinband und eine gezeichnete Karte des ursprünglichen Neckarverlaufs in Tübingen und Umgebung vor dessen Begradigung. Interessant war auch der Fund ungeordneter Stapel privater Dokumente eines Freiherrn von Tessin, die Herr Finkbeiner in einem Geheimfach eines Schranks entdeckt hatte. Hier ergänzte Prof. Mersiowsky, dass gerade Informationen aus solchen Egodokumenten aufschlussreich für das Wissen um alltägliches und privates Leben sein können. Nach einem Blick hinunter in das Verließ bestiegen wir den spätgotischen Turm und konnten die Aussicht auf die Umgebung des Schlosses genießen. Zum Abschluss wurden wir durch den barocken Schlosspark geführt, umrundeten das Schloss und machten einen kurzen Halt bei der Orangerie.

Bei einem entspannten Mittagessen im Restaurant „Goldener Löwe“ in Hirschau wurde die weitere Route geplant und so fuhren wir im Anschluss nach Obernau. In diesem Stadtteil von Rottenburg befindet sich noch heute der Bergfried einer im 13. Jahrhundert errichteten Wasserburg. Die Verwendung unterschiedlicher Steine ließ dabei verschiedene Baustufen des Turms erkennen. Dass die Burg Sitz der Herren von Ow war, ist auch der Grund für den Hartmann von Aue gewidmeten Gedenkstein, der angeblich dem Geschlecht derer von Ow angehört haben soll. Die Rekonstruktion dieser Zugehörigkeit allein aufgrund der Namensähnlichkeit ist aber mehr als vage.

Unser drittes Ziel war die Ruine der Weilerburg bei Rottenburg. Als Höhenburg errichtet und im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, war sie Sitz der Herren von Rotenburg, bis sie im 13. Jahrhundert an die Grafen von Hohenberg fiel. Die Funktionalität der Höhenburg machte sich sogleich beim Aufstieg durch den Wald bemerkbar. Prof. Mersiowsky zeigte uns vor Ort, woran man noch heute das Prinzip der Höhenburg erkennt. So ist im Wald noch ein ehemaliger Wall erkennbar und trotz der Umgestaltung der Ruine im 19. Jahrhundert, unter anderem durch den Bau eines Aussichtsturms, ist der ursprüngliche Platz zu erahnen, den die Burg früher eingenommen hat.

Nach einem kurzen Halt bei Schloss Bühl führte uns der Weg zu Schloss Hohenentringen. Die ursprüngliche Anlage des heute vorhandenen barocken Baus wurde wahrscheinlich im 12. Jahrhundert errichtet. Leider versperrte uns ein Tor den Weg zum Schloss, sodass wir weder das Schloss selbst sehen noch die Aussicht über den Schönbuch genießen konnten. Von hier aus traten die einen den Weg zurück nach Tübingen und Stuttgart an, während die anderen den Tag gemütlich ausklingen ließen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Prof. Mersiowsky für die engagierte Leitung und die vielfältigen Informationen zu den Burgen und Orten und bei Herrn Finkbeiner für seine ausführliche, informative und begeisterte Führung durch die Martinskirche und Schloss wie Archiv Kilchberg. Ebenso geht ein Dankeschön an Freifrau von Tessin, dafür, dass wir Einblicke in ihr Schloss bekommen konnten.
Marie Schmöger, Pia Preu

Am Freitag, den 22. Juni 2018, veranstaltete die Stuttgarter Mittelalterwerkstatt unter der Leitung von Prof. Dr. Mark Mersiowsky eine Exkursion in die Turmbibliothek in Nürtingen und in die Kirchenbibliothek Esslingen.

Nach einer kurzen Zugfahrt von Stuttgart nach Nürtingen führte uns ein kleiner Spaziergang vom Bahnhof zur Nürtinger Stadtkirche St. Laurentius. Dort empfing uns um kurz nach 9 Uhr Herr Albrecht Braun, der als Kustos sowohl für die Turmbibliothek in Nürtingen als auch für die Kirchenbibliothek in Esslingen zuständig ist. Zunächst führte uns Herr Braun in den Chorraum, in dem heute drei Gemälde aufgestellt sind, die ursprünglich als Türen an alten Bücherschränken montiert waren. Über den Chorraum gelangten wir in das Kirchschiff. Von dort aus kann man insbesondere den schmiedeeisernen Lettner aus dem 17. Jahrhundert bewundern. Bis auf einige Epitaphe unter der Empore ist das Kirchenschiff vor allem von verschiedenen modernen Gestaltungen geprägt. Dies ist unter anderem einem Brand im April 2000 zuzuschreiben, bei dem zwar die alte Orgel komplett zerstört wurde, die Turmbibliothek jedoch glücklicherweise vollkommen verschont blieb. Diese befindet sich, wie der Name bereits verrät, im Turm der Stadtkirche.

Da der heutige Eingang an der Außenfassade des Turmes angebracht ist, führte uns Herr Braun wieder aus dem Kirchenschiff hinaus und um den Kirchenbau herum. Nachdem er die alte hölzerne Tür aufgeschlossen hatte, erschien dahinter eine kleine aber sehr viel Charme versprühende Sammlung von Handschriften, Inkunabeln und Drucken aus dem 15. bis 19. Jahrhundert.

Dieser heutige Bestand setzt sich zu großen Teilen aus den Sammlungen der Kirche, des Pfarramtes, der Lateinschule und insbesondere des Spitals zusammen. In den folgenden zweieinhalb Stunden widmeten wir uns vor allem den handschriftlichen Überlieferungen, den in Drucken hinzugefügten handschriftlichen Notizen und den als Makulaturen benutzten mittelalterlichen Fragmenten.

Gegen Mittag verließen wir die Turmbibliothek und stärkten uns bei einem gemütlichen Mittagessen im „Schlachthof Bräu“ in Nürtingen. Anschließend ging es mit dem Zug weiter Richtung Esslingen, wo uns Herr Braun bereits vor dem Eingang zur Evangelischen Stadtkirche St. Dionysos erwartete. Die Bibliothek der Stadtkirche befindet sich heute in einem nicht öffentlich zugänglichen Bereich über der Sakristei, der eigens für die Aufbewahrung der Bestände sorgfältig renoviert wurde. Das gesamte Archivgut wird außerdem in säurefreien Kartons gelagert, um den Erhalt der Bibliothek weiterhin bestmöglich zu gewährleisten. 

Ein großer Teil des einstig reichen Bestands, so erklärte uns Herr Braun, wurde in verschiedenen Phasen veräußert. Daher besteht die Sammlung heute vor allem aus kirchengeschichtlichen und theologischen Drucken. Wir betrachteten hier insbesondere die mittelalterlichen Fragmente, die als Makulaturen verwendet wurden und interessanterweise auch im modernen Katalog meist keine Erwähnung finden.

Die vielen kleinen Schätze der beiden Kirchenbibliotheken in Nürtingen und Esslingen konnten wir vor allem durch Herrn Brauns engagierte und mühevolle Führung entdecken. Hierfür möchten wir uns auch nochmal an dieser Stelle ganz recht herzlich bedanken.
Sarah Lessig

Passend zum Proseminar „Das 15. Jahrhundert“ (Dr. Anja Thaller) fand am 12. Januar 2018 unter der Leitung von Dr. Anja Thaller ein Besuch der Ausstellung zum Reformationsjubiläum (Kunstgebäude am Schlossplatz, Stuttgart) statt.

Kundig und gut gelaunt führte der Kurator Prof. Dr. Peter Rückert eine Gruppe von rund 25 Studierenden durch die Ausstellung und legte den Fokus vor allem auch auf die Vorbedingungen der Reformation und die spätmittelalterliche Frömmigkeit im Herzogtum Württemberg. Die originalen Schrift- und Bildzeugnisse und weitere Objekte wie die Multimedia-Installationen veranschaulichten den Geist und die Ereignisse der Zeit in hervorragender und einprägsamer Weise.
Anja Thaller

Am 23. Juni 2017 fand im Rahmen des Proseminars „Der Investiturstreit – Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Macht“ (Dr. Anja Thaller) und des Lektürekurses „Quellen zum Investiturstreit“ (Jennifer Engelhardt M.A.) unter der Leitung von Dr. Anja Thaller eine halbtägige Exkursion zur Ausstellung „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“ (Reiss-Engelhorn-Museen) nach Mannheim statt.

Die Stuttgarter Gruppe, die neben zahlreichen Studierenden auch MitarbeiterInnen der Abteilung Mittlere Geschichte umfasste, erhielt eine interessante Führung durch die mehr als 300 Exponate umfassende Ausstellung – darunter einzigartige handschriftliche Überlieferung wie der Berliner Papst-Kaiser-Rotulus oder ein Fragment des Nicäischen Glaubensbekenntnisses, aber etwa auch die Pontifikalgewänder Clemens’ II. – und konnte so einen guten Überblick über rund 1.500 Jahre Geschichte des Papsttums von Petrus bis zur Renaissance und den Sacco di Roma 1527 erlangen.
Anja Thaller

Zum ausgehenden Wintersemester 2016/17 veranstaltete die Abteilung Mittlere Geschichte im Rahmen der „Stuttgarter Mittelalterwerkstatt“ von 10. bis 12. Februar 2017 eine Exkursion nach Paris. Einerseits sollte das Thema der Mittelalterwerkstatt, die Reichsstadt Esslingen als Ort von Schrift und Schriftlichkeit, durch Besichtigungen der Archives Nationales und der Kathedrale von Saint-Denis aufgegriffen werden, andererseits bot sich die einmalige Gelegenheit, die Ausstellung „Les Temps mérovingiens“ im Musée de Cluny mit nur selten im Original zu sehenden Stücken zu besuchen.

Nach früher Abfahrt am Freitagmorgen kamen wir rasch mit dem TGV in die Hauptstadt Frankreichs. Unser Weg führte uns direkt in die Archives Nationales, wo wir am Vormittag Einsicht in verschiedene Bestände nehmen durften. Darunter befand sich auch das Testament des Abtes Fulrad von Saint-Denis, einem der Ratgeber Pippins und Karls des Großen, aus dem Jahr 777, mit der indirekten urkundlichen Ersterwähnung Esslingens als cella [...] super fluvium Neccra, die Fulrad der Abtei Saint-Denis vermachte. Da das Testament in dreifacher Überlieferung vor uns lag, konnten wir unter Anleitung von Prof. Mersiowsky gemeinsam mit paläographischen und diplomatischen Methoden das Original, eine zeitnahe sowie eine spätere Kopie feststellen. Darüber hinaus durften wir auch zwei Schreiben der Ilkhane an den französischen König aus dem 13. und frühen 14. Jahrhundert auf Maulbeerpapier sowie den sogenannten „Kaiserbrief von Saint-Denis“, die älteste erhaltene byzantinische Kaiserurkunde des ersten Jahrtausends, bestaunen.

Am Nachmittag besichtigten wir im Zuge einer Führung die von Napoleon III. errichteten Depots der Archives Nationales. Unterwegs in den beeindruckenden Räumlichkeiten sahen wir weitere Zimelien, unter anderem mehrere Urkunden Ludwigs des Heiligen, und wurden über die Lagerung der Archivalien informiert. Am Abend erhielten wir noch etwas Zeit zur freien Verfügung, den einige für den Besuch des Musée du Louvre nutzten.

Der zweite Tag begann für uns etwas außerhalb des Stadtzentrums, in der Kathedrale von Saint-Denis. Diese war einst die Abteikirche des bedeutenden Reichsklosters, in dem auch Abt Fulrad gewirkt hatte. Besonders die Besichtigung der Krypta war faszinierend, da diese bereits zu merowingischer und karolingischer Zeit als herrscherliche Grablege genutzt worden war und bis in die Neuzeit als Bestattungsort der französischen Königinnen und Könige diente.

Nach kurzer Stärkung fuhren wir am Nachmittag zurück ins Zentrum von Paris, wo wir im Musée de Cluny die Ausstellung „Les Temps mérovingiens“ besuchten. Zahlreiche Handschriften und Urkunden, aber auch Schmuckstücke, Reliquien und Inschriften vom 5. bis zum 8. Jahrhundert waren dort in einer beeindruckenden Zusammenstellung zu sehen, die allerdings in ihrer musealen Aufbereitung leider nicht ganz optimal war. Abgerundet wurde dies durch die Besichtigung der beachtlichen Dauerausstellung dieses nationalen Mittelaltermuseums Frankreichs. Daraufhin war für die einen Stärkung in einer der zahlreichen Bars des Sorbonne-Viertels angesagt, andere wiederum waren noch nicht müde und erklommen den Eiffelturm. Beim gemeinsamen Abendessen im Restaurant „La Petite Périgourdine“ genossen wir die lukullischen Darbietungen der französischen Küche. Der Abend gestaltete sich in musikalisch-atmosphärischer Hinsicht - vor allem durch die Anwesenheit einer international zusammengesetzten Gruppe namens „fake scots“ - als besonders ausgelassen.

Der Sonntag war schließlich ganz den mittelalterlichen Kirchen der Stadt gewidmet. Unser erstes Ziel war die Sainte-Chapelle, die Palastkapelle der französischen Könige, die im 13. Jahrhundert unter Ludwig dem Heiligen auf der Île de la Cité erbaut worden war und bis zur Französischen Revolution mehrere bedeutende Reliquien, wie die (angebliche) Dornenkrone Christi, beherbergt hatte, und berühmt für ihre hochgotischen Glasfenster ist.

Ebenfalls auf der Île de la Cité findet sich wohl eine der berühmtesten Kirchen von Paris, die ab dem 12. Jahrhundert errichtete Kathedrale Notre-Dame, deren Vorgängerbau bereits zu merowingischer Zeit entstand. Nach einem Spaziergang durch das Sorbonne-Viertel, vorbei an der berühmten École des Chartes, an der Prof. Mersiowsky vor einigen Jahren eine Gastprofessur innehatte, und dem Panthéon, das wir aufgrund seiner merowingischen Ursprünge als Grablege der heiligen Genoveva und des Merowingers Chlodwig I. aufsuchten, ging es am Nachmittag noch in die beiden Kirchen Saint-Sulpice (nicht mehr mittelalterlich, aber interessant für Fans von Dan Browns „The Da Vinci Code“) und Saint-Germain-des-Prés. Diese heute aufgrund des U-Bahn-Baues „verstümmelte“ Kirche diente im 6. Jahrhundert als Grabstätte der Merowinger. Zudem befindet sich dort das Grab des Benediktiners und Begründers der Diplomatik, Jean Mabillon, neben den Grablegen von Bernard de Montfaucon, des Begründers der griechischen Paläographie, und von René Descartes. Nach diesem Besuch war dieses eindrucksvolle Wochenende leider schon wieder zu Ende und es war Zeit für die Rückkehr nach Stuttgart.

Die Teilnehmer der „Stuttgarter Mittelalterwerkstatt“ bedanken sich sehr herzlich bei Prof. Mersiowsky und Frau Dr. Thaller für die Organisation und Durchführung dieser spannenden und schönen Exkursion nach Paris! 
Patrizia Hartich, Anja Thaller

Im Wintersemester 2016/17 wurden unter der Leitung von Jennifer Engelhardt M.A. und Patrizia Hartich M.A. zwei Übungen angeboten, die sich jeweils mit den ehemaligen Reichsstädten Esslingen und Nürnberg beschäftigten. Dazu fanden mehrere gemeinsame Sitzungen sowie zwei eintägige Exkursionen in die jeweiligen Städte statt, um anhand des Stadtbildes sowie durch Einsicht in die Quellen einen Vergleich der beiden auf den ersten Blick doch recht unterschiedlichen Reichsstädte zu wagen.

Am 17. Januar 2017 fand die erste Exkursion nach Esslingen statt. Der erste Programmpunkt bestand aus einem Stadtrundgang, bei dem die Studierenden die bedeutendsten Plätze und Bauwerke vorstellten. Neben dem Marktplatz (ehemaliges Spital), der Stadtkirche St. Dionys, der Frauenkirche und dem alten Rathaus ist noch weitere mittelalterliche Bausubstanz unter anderem auf der sogenannten Burg zu sehen. Auch das Wirken der zahlreichen Klöster in und um Esslingen ist beispielsweise durch das Dominikaner- und das Franziskanerkloster, deren Kirchen noch erhalten sind, sowie durch die zahlreichen ehemaligen Pfleghöfe wie etwa den Speyrer Pfleghof (heute Sektkellerei Kessler) neben dem Stadtarchiv noch präsent.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen und gründlichem Aufwärmen führte unser Weg ins Stadtarchiv, wo wir durch eine Führung im und um das Archivgebäude über den historischen Kontext der städtischen Kanzlei informiert wurden. Daraufhin durfte die Gruppe Einsicht in die Quellen nehmen: Unter anderem konnten wir eine Bestallungsurkunde, ein Missivenbuch und eine Regimentsordnung bewundern.

Eine gute Woche später, am 27. Januar 2017, machte sich die Gruppe nochmals auf, um nach Nürnberg zu fahren. Hier starteten wir mit dem Besuch im Staatsarchiv, wo wir eine interessante Führung durch die Magazine erhielten. Als zweiter Programmpunkt im Archiv wurden verschiedene Nürnberger Quellen des Spätmittelalters für uns bereitgelegt. Auch hier durften wir die städtischen Briefbücher und unter anderem das Briefeingangregister sowie verschiedene Urkunden einsehen.

Nachdem wir uns mittags im Restaurant im Heilig-Geist-Spital mit Nürnberger „Schäufele“ gestärkt hatten, folgte ein Rundgang durch die Stadt. Bemerkenswert waren hierbei vor allem die Besichtigung der noch erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer, der beiden Hauptkirchen St. Sebald und St. Lorenz sowie der Frauenkirche, deren Uhr auf der Westseite mit dem „Männleinlaufen“ täglich an die „Goldene Bulle“ erinnert und von deren Empore aus in jedem Jahr der berühmte Christkindlesmarkt eröffnet wird. Nach dem Aufstieg zur Burg, die sowohl aus kaiserlichen als auch aus burggräflichen Gebäuden besteht, wurden wir mit einem Ausblick über Nürnberg belohnt.

Hinsichtlich des Stadtbildes beider ehemaliger Reichsstädte ließen sich die unterschiedlichen Entwicklungen, die unter anderem auf die finanziellen Mittel der Städte zurückzuführen sind, erkennen. Gemeinsamkeiten konnten jedoch anhand der städtischen Quellen festgestellt werden, die im Vergleich ähnliche Strukturen und Verwaltungsroutinen offenbarten. Insgesamt konnten auf der Exkursion spannende Eindrücke über das Kanzlei- und Schriftwesen unterschiedlicher Reichsstädte im Spätmittelalter sowie über den Einfluss von Größe, Finanzstärke und Führungseliten gewonnen werden.
Jennifer Engelhardt, Patrizia Hartich

Zum Semesterende veranstaltete die Abteilung Mittlere Geschichte im Rahmen der Übung „Einführung in die Arbeit mit mittelalterlichen Fragmenten“, geleitet von Prof. Dr. Mark Mersiowsky und Patrizia Hartich M.A., eine dreitägige Exkursion (25.-27. Juli 2016) zu verschiedenen Zielen im Allgäu und im Bodenseeraum. Zweck der Studienreise war es, Einblicke in die Geschichte und Gestalt mittelalterlicher Bibliotheken sowie deren Bestände zu bekommen und uns dort vor allem mit Fragmenten und ihrer Überlieferung zu beschäftigen.

Am 25. Juli 2016 startete der Bus mit 14 Passagieren gegen acht Uhr morgens in Richtung Buxheim. Dort besichtigten wir zunächst das in Teilen barockisierte Kartäuserkloster „Maria Saal“, dessen Gestalt noch heute von den Zellen der Brüder geprägt ist, von denen noch drei erhalten sind. Im Kloster erhielten wir Einsicht in die Handschriftenbestände und sahen zahlreiche mit mittelalterlichen Fragmenten versehenen Bände. Die Mittagspause verbrachten wir in Memmingen, wo auch ein kurzer Stadtrundgang folgte, bei welchem Prof. Mersiowsky uns anhand der Stadtgestalt die Bedeutung Memmingens als wichtigem mittelalterlichen Handelspunkt veranschaulichte.

Am Nachmittag ging es zur Benediktinerabtei Ottobeuren, die im 18. Jahrhundert umgebaut und im Zuge dessen stark barockisiert worden war, weshalb sie heute von beeindruckender Größe und Pracht ist. Aufgrund von Restaurierungsarbeiten mussten wir leider auf den Besuch der berühmten Klosterbibliothek verzichten; die Führung durch das Klostermuseum durch Prof. Mersiowsky mit dem prächtigen Kaisersaal als Höhepunkt war jedoch nicht minder interessant. Am Abend wurden wir in unserem Gasthaus, dem "Bayrischen Hof" in Lindenberg mit allerlei traditionellen Köstlichkeiten zum Abendessen verwöhnt.

Am nächsten Tag brachen wir früh nach Lindau am Bodensee auf, wo wir einen Termin mit dem Stadtarchivar Heiner Stauder hatten, der uns die Bestände der zu großen Teilen erhaltenen ehemals Reichsstädtischen Bibliothek und ihre außergewöhnliche Lagerung zeigte. Die Bibliothek im Alten Rathaus ist seit 2014 in einem für die optimale Aufbewahrung hergestellten Glaskasten öffentlich zugänglich; ihre reichen Bestände reichen thematisch von Philologie, Theologie und Geschichte bis hin zu literarischen Werken. Nach der Besichtigung durften wir im Stadtarchiv wieder einige Bände mit Fragmenten selbst in Augenschein nehmen.

Nach der Mittagspause fuhren wir weiter nach Isny, um dort das Highlight unserer Exkursion zu besuchen: Die Prädikantenbibliothek in der Nikolaikirche. Die einzigartige Bibliothek ist seit fast 600 Jahren nahezu im Originalzustand erhalten und wurde - bis auf die Installation zweier Rauchmelder - keinen modernen Neuerungen unterzogen. Zusammen mit dem mit Fresken geschmückten Kreuzgewölbe waren es besonders die Regale mit den bis heute dort aufbewahrten Handschriften und Inkunabeln, die uns in die Zeit des 15. Jahrhunderts zurückversetzten.

Während unseres Besuchs konnten wir zahlreiche Fragmenteinbände ausfindig machen. Nach dieser intensiven und eindrucksvollen Besichtigung entschieden sich einige für einen kurzen Stadtrundgang in Isny, während die anderen sich eine Kaffeepause gönnten. Abends kehrten wir zurück ins Hotel, wo wir wieder von den freundlichen Gastwirten reichlich versorgt wurden.

Am letzten Tag der Exkursion fuhren wir nach Überlingen, um dort einen Teil der Bestände der Leopold-Sophien-Bibliothek, einer wohl um 1500 gegründeten, ehemals städtischen Bibliothek zu sehen, die im 19. Jahrhundert durch die riesige Sammlung eines ehemaligen Stadtpfarrers stark erweitert wurde. Begleitet von Erläuterungen der Bibliotheksleiterin Roswitha Lambertz sowie Prof. Mersiowsky konnten wir zahlreiche Kodizes mit verschiedenen Fragmenttypen näher betrachten.

Nach einem unerwarteten Regenschauer während der Mittagspause ging es zum letzten Ziel unserer Reise: Auf die Insel Reichenau, deren Abtei bis heute besonders durch ihre reiche Buchmalerei bekannt ist. Hier sahen wir uns zuerst St. Georg in Oberzell, einen karolingisch-ottonischen Kirchenbau mit Fresken primär des 10., aber auch zum Teil des 9. Jahrhunderts an. Ausnahmsweise durften wir auch die spätkarolingische Krypta besichtigen. Danach besuchten wir St. Peter und Paul in Niederzell mit seinen wunderschönen Wandmalereien in der Apsis. Abgerundet wurde unser Besuch auf der Insel durch die Besichtigung der Abteikirche St. Maria und Markus in Mittelzell und ihrer Schatzkammer.

Wir bedanken uns im Namen der Studierenden für die spannenden Einblicke in diese einmaligen mittelalterlichen Schätze ganz herzlich bei Prof. Dr. Mark Mersiowsky, der einen Großteil der Führungen mit großem Engagement selbst gestaltet hat, und bei Patrizia Hartich M.A. für ihr organisatorisches Wirken. Unser besonderer Dank geht außerdem an den Verein der Freunde des Historischen Instituts der Universität Stuttgart, der unsere Exkursion mit einem finanziellen Zuschuss unterstützt hat.
Mingaile Litinskaite, Pia Preu

Die Abteilung Mittlere Geschichte veranstaltete in den Pfingstferien 2016 (14.-21. Mai 2016) eine Exkursion nach Nord- und Südtirol. Als Einstieg in die Themen unserer Exkursion diente ein am 29. April 2016 veranstaltetes Vorbereitungsseminar, in dem ausführlich über die mittelalterliche Landesgeschichte Tirols referiert und diskutiert wurde.

Am 14. Mai traten wir dann die Reise um 7 Uhr morgens an. Die Exkursionsgruppe setzte sich aus 21 Studierenden unter der Leitung von Prof. Dr. Mark Mersiowsky und Dr. Anja Thaller zusammen. Prof. Dr. Ellen Widder und Dr. Thomas Wozniak von der Universität Tübingen ergänzten die Exkursionsleitung.

Die erste Station der Exkursion bildete die Burg Ehrenberg im Außerfern, die uns – leider bei strömendem Regen – in einem Referat von Hanna Surjadi und Ortwin Köhler nähergebracht wurde. Weiter ging es über den Fernpass zum Zisterzienserkloster Stams mit der Grablege des Stifterpaares Meinhard II. von Görz und seiner Frau Elisabeth von Bayern. Auf der Weiterfahrt hielten Michael Seitz und Friedrich Veil ein Referat über die geographische Situation Tirols und deren Auswirkung auf Landwirtschaft und Besiedlung. Am späten Nachmittag kamen wir in Innsbruck an, bezogen unser erstes Quartier im Basic Hotel am Innrain und bekamen von Prof. Mersiowsky eine kleine Stadtführung, die uns unter anderem zum Goldenen Dachl und zur Hofburg führte.

Den folgenden Vormittag verbrachten wir im Tiroler Landesmuseum, dem Ferdinandeum, wo wir insbesondere die Antiken- und die Mittelaltersammlung besichtigten. Anschließend verließen wir das Mittelalter für einen Abstecher in die Frühe Neuzeit, indem wir das Jesuitenkloster besuchten. Weiter ging es durch die Stadt zum Zeughaus, das von Kaiser Maximilian I. erbaut wurde und heute als Museum der Kulturgeschichte Tirols dient. Zuletzt besuchten wir die Hofkirche, in welcher wir das imposante, aber leere Grabmal des Kaisers, umrahmt von den „Schwarzen Mander“, bestaunten.

Am Pfingstmontag verließen wir Innsbruck in Richtung Hall, wo wir von Bianca Held, Marc Lessner und Prof. Mersiowsky kenntnisreich durch die Stadt geführt wurden. Besonders beeindruckte uns die Friedhofskapelle mit dem ehemaligen Beinhaus, in dem ein beeindruckendes Fresko des Jüngsten Gerichts erhalten ist. Anschließend ging es weiter über den Brenner, wo Pia Preu und Svenja Riepen die geschichtliche Bedeutung des Brennerpasses für das mittelalterliche Tirol erläuterten. Nach einem Stadtrundgang und anschließendem Mittagessen in Sterzing besuchten wir am Nachmittag die Burg Reifenstein, wo wir auf Einladung der der Besitzerin der Burg, Ass.-Prof. Dr. Julia Hörmann-Thurn Valsassina Taxis, auch einige private, bei Führungen normalerweise nicht gezeigte, Gemächer besichtigen durften. Besonders interessant waren dabei die mittelalterlichen Betten und die beinahe original erhaltene Küche. Abends erreichten wir unser zweites Quartier, die aus dem 15. Jahrhundert stammende Zollstation Friedburg, wo wir auch an den folgenden Tagen in den Genuss von köstlichem und überreichlichem italienischem Essen kamen.

Am Dienstag besichtigten wir zunächst den Bischofssitz Brixen, wo wir von Juliane Bantle, Ivan Vidakovic und Prof. Mersiowsky durch den freskengeschmückten Kreuzgang geführt wurden. Daran schloss sich unser Besuch von Kloster Neustift an, ursprünglich ein Augustiner-Chorherrenstift aus dem 12. Jahrhundert, das heute unter anderem als Schule und Bildungshaus genutzt wird. Bei der Führung durch Stiftskirche und Bibliothek durch Dr. Ursula Stampfer konnten wir das Aufeinandertreffen verschiedener kunsthistorischer Epochen an den Gebäuden sowie einige mittelalterliche Handschriften bewundern. Den Abschluss des Tages bildete die Besichtigung der Burg Rodenegg und ihrer beeindruckenden Iwein-Fresken, wobei die Besitzerin Julia Hörmann-Thurn Valsassina Taxis höchstpersönlich die Führung übernahm.

Den Mittwochvormittag verbrachten wir auf Burg Runkelstein unter Führung von Mag. Armin Torggler. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den herausragenden Fresken, die mit ihren höfischen, von Sagen um die Ritter der Tafelrunde inspirierten Darstellungen die Vorstellungen und Ideale der mittelalterlichen „High Society“ widerspiegeln. An die Besichtigung Runkelsteins schloss sich ein Rundgang durch Bozen mit Besichtigung der ansonsten nicht zugänglichen Kirche St. Johann im Dorf an.

Auf den Fahrten von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten erhielten wir von Herrn Mersiowsky, Frau Widder und Frau Thaller weitere Informationen zur Tiroler Geschichte und Kultur. Hierbei wurde auch auf Tiroler Weinbaugebiete eingegangen. Neben dem Wein genossen wir auch das Essen, denn die Tiroler Küche weist sowohl alpine Einflüsse wie Speckknödel und Schlutzkrapfen (gefüllte Teigtaschen) als auch typische italienische Speisen auf.

Der verregnete Donnerstag begann mit einem Besuch in Schloss Moos-Schulthaus, einer kleinen Burg, die im 19. Jahrhundert von ihrem adeligen Besitzer aufgegeben werden musste und bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts von einer Bauernfamilie bewohnt wurde. Heute dient sie als Museum für mittelalterliche Wohnkultur. Entdecken kann man dort einige außergewöhnliche bildliche Darstellungen wie etwa den „Katzen- und Mäusekrieg“. Zu Mittag aßen wir im Plattenhof oberhalb von Tramin, wo wir unverhofft Gesellschaft aus Baden-Württemberg in Gestalt des ehemaligen Ministerpräsidenten, Erwin Teufel, bekamen, der seinen Urlaub in Tirol verbrachte.

Nachmittags ging es weiter zu der nur wenige Kilometer entfernten Kirche St. Jakob in Kastelaz, mit ihren einzigartigen romanischen Fresken, die Fabelwesen darstellen. Am frühen Abend besuchten wir noch die Kirche St. Prokulus bei Naturns, die uns ebenfalls mit herausragenden Fresken beeindruckte. Unser drittes und letztes Quartier bezogen wir im Hotel Krone in Glurns, einem 1291 gegründeten Städtchen, das sich sein mittelalterliches Erscheinungsbild bewahrt hat, denn die Stadt ist heute noch komplett von einer Stadtmauer umgeben. Am Abend gab es für Interessierte und noch nicht müde Gewordene eine kleine Stadtführung von Prof. Mersiowsky.

Am Freitag widmeten wir uns mit Schloss Tirol einem Zentralort der Landeswerdung und erhielten eine sachkundige Führung durch den Direktor des Südtiroler Landesmuseums für Kultur- und Landesgeschichte, PD Dr. Leo Andergassen. Nach einer kurzen Wanderung bei strahlendem Sonnenschein, welche die Kirche St. Peter ob Gratsch aus karolingischer Zeit zum Ziel hatte und herrliche Aussichten auf Schloss Tirol und die schneebedeckten Gipfel bot, ging es ein letztes Mal zurück nach Glurns.

Den Samstagvormittag begannen wir mit der Besichtigung der kleinen, aber kunsthistorische bedeutenden Kirche St. Benedikt in Mals und fuhren anschließend in die Schweiz, um in Müstair das noch heute von Benediktinerinnen bewohnte Kloster St. Johann, das aus der karolingischen Zeit stammt und heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, zu besichtigen. Zurück in Tirol besuchten wir noch die St. Johann in Taufers mit dem angegliederten Hospiz des Johanniterordens, bevor es am Reschensee entlang über den Reschenpass zurück nach Stuttgart ging.

Herzlich bedanken möchten wir uns zum Abschluss bei Prof. Mersiowsky, Dr. Thaller und Prof. Widder, die uns stets voller Engagement durch Tirol führten und sich viel Geduld und Zeit für unsere Fragen nahmen. Ein herzliches Dankeschön geht auch an den Verein der Freunde des Historischen Instituts, ohne dessen großzügige Unterstützung wir Tirol und seine Geschichte nicht aus eigener Erfahrung hätten kennenlernen können.
Sarah Lessig, Carola Moser, Pia Preu

Im Rahmen des Proseminars, das im Sommersemester von Natalia Pfau M.A. geleitet wurde und thematisch mittelalterliche Klostergeschichte behandelte, führte die Abteilung Mittlere Geschichte am 1. Juli 2015 eine eintägige Exkursion nach Alpirsbach und Maulbronn durch.

Die traditionsreichen Klöster im Schwarzwald – das im Jahr 1095 gegründete Benediktinerkloster Alpirsbach und die als Ableger des Klosters Neuburg im Elsass in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandene Zisterzienserabtei Maulbronn – haben bis heute ihr architektonisches Ensemble weitgehend bewahrt. Neben der Entwicklung der monastischen Bewegungen im Laufe der Jahrhunderte beschäftigte sich das Seminar mit einzelnen Elementen der Klosterkultur: Organisationsformen, Tagesablauf, Klöster als Träger von Schriftkultur und Bildung, klösterliche Baukunst, seelsorgerisches Wirken sowie Klöster als Wirtschaftsfaktoren. All diese Aspekte wurden während der Exkursion vor Ort buchstäblich er-fahren.

Neben dem Kennenlernen der mittelalterlichen Klosterlandschaft, deren Kenntnis als unentbehrlicher Bestandteil des Geschichtsstudiums anzusehen ist, sind die Vorteile des „Lernens vor Ort“ in erster Linie in Bezug auf die Schulpraxis für angehende LehrerInnen relevant. 21 TeilnehmerInnen des Proseminars erlebten die Geschichte der Klöster und den Alltag der Mönche anhand ausführlicher Führungen und der Ausstellungen in den Klostermuseen. Die Arbeit am Original soll den Studierenden Schlüsselkompetenzen für den Umgang mit historischen Quellen vermitteln. Sie steigert den Wert der historischen Erkenntnis, das Interesse für das Fach und die Motivation der Studierenden in der Studieneingangsphase.

Neben der Verlebendigung der Geschichte und der inhaltlichen Erweiterung bzw. Vertiefung des Seminarthemas diente die Exkursion dem Erschließen der alternativen Berufsfelder für Historiker: inhaltliche Vorbereitung und Gestaltung einer Ausstellung (Museumsdidaktik und -pädagogik), Führungen durch die Ausstellung bzw. Reiseleitung (wissenschaftlich qualifizierte Reiseführungen, Tourismusbranche).
Natalia Pfau

Generallandesarchiv Karlsruhe (Übung "Die Ehre des Kaufmanns im Mittelalter", Februar 2024)
Generallandesarchiv Karlsruhe (Übung "Die Ehre des Kaufmanns im Mittelalter", Februar 2024)
Württembergische Landesbibliothek (Übung "Fürst:innen und ihre Bibliotheken", Juli 2023)
Württembergische Landesbibliothek (Übung "Fürst:innen und ihre Bibliotheken", Juli 2023)
Stadtrundgang Stuttgart (Proseminar "Württemberg im Spätmittelalter", Juli 2023)
Stadtrundgang Stuttgart (Proseminar "Württemberg im Spätmittelalter", Juli 2023)
Heidelberg (Übung "Fürst:innen und ihre Bibliotheken", Juni 2023)
Heidelberg (Übung "Fürst:innen und ihre Bibliotheken", Juni 2023)
Staatsarchiv Detmold (Exkursion "Lippe im Spätmittelalter", 2022)
Staatsarchiv Detmold (Exkursion "Lippe im Spätmittelalter", 2022)
Landesmuseum Württemberg (Übung "Hof und Schrift", Juli 2022)
Landesmuseum Württemberg (Übung "Hof und Schrift", Juli 2022)
Schloss Kilchberg (Exkursion "Burgen im Neckartal", Juli 2018)
Schloss Kilchberg (Exkursion "Burgen im Neckartal", Juli 2018)
Notre Dame (Exkursion Paris, Februar 2017)
Notre Dame (Exkursion Paris, Februar 2017)
Reichenau (Exkursion "Von der gotischen Handbibliothek zum barocken Prachtsaal. Handschriften und Fragmente in oberschwäbischen Bibliotheken", Juli 2016)
Reichenau (Exkursion "Von der gotischen Handbibliothek zum barocken Prachtsaal. Handschriften und Fragmente in oberschwäbischen Bibliotheken", Juli 2016)
Die Exkursionsgruppe mit  dem ehem. Ministerpräsident Erwin Teufel im Plattenhof in Tramin (Exkursion "Städte, Burgen, Alpenpässe - Tirol im Mittelalter", Mai 2016)
Die Exkursionsgruppe mit dem ehem. Ministerpräsident Erwin Teufel im Plattenhof in Tramin (Exkursion "Städte, Burgen, Alpenpässe - Tirol im Mittelalter", Mai 2016)

Kontakt

 

Historisches Institut - Abteilung Mittlere Geschichte - Sekretariat

Keplerstr. 17, D-70174 Stuttgart, Etage 8b, Raum 8.056

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