Wolfgang Matt

Gelehrte Kommunikation in der res publica litteraria der Frühaufklärung. (Arbeitstitel)

Projektleiter: Prof. Dr. Joachim Bahlcke

Beschreibung und Zielsetzung des Projekts: Vor allem durch seine Arbeit als Historiker und Chronist widerfuhr Friedrich Lucae ein besonderer Nachhall. Tätig als reformierter Hofprediger in den schlesischen Herzogtümern Brieg und Liegnitz musste er nach dem Aussterben der Schlesischen Piasten, der darauf folgenden Machtübernahme der katholischen Habsburger und der damit verbundenen Schließung der Liegnitzer Schlosskirche 1675 Schlesien verlassen. Aufnahme fand er im heutigen Hessen, wo er bis zu seinem Tod von den Höfen Hessen-Kassel und Nassau-Siegen mit verschiedenen kirchlichen hofnahen Funktionen betraut worden war. Bereits in seiner neuen hessischen Wahlheimat verfasste Lucae 1689 sein bekanntestes siebenbändiges Werk „Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten oder vollkommene Chronica von Ober- und Nieder-Schlesien“, in welcher  er ein ausführliches Bild der schlesischen politischen Geographie und Gesellschaft der Frühen Neuzeit zeichnete.

Im Zuge seiner beruflichen Tätigkeiten baute Friedrich Lucae ein umfassendes Korrespondentennetzwerk in theologischen Kreisen auf. Unter anderem führte er einen reichhaltigen Gedankenaustausch mit den reformierten Theologen Johann Christoph Becmann, Samuel Andreae, Conrad Mel oder mit seinem Schwager und Berliner Hofprediger Heinrich Schmettau. Durch seine schriftstellerischen Arbeiten als Geschichtswissenschaftler knüpfte Lucae zudem Kontakt zu anderen Historikern seiner Zeit. Im besonderen Maße engagierte er sich u.a. bei dem Projekt der Gründung eines historischen Reichkollegiums, das es sich zum Ziel gemacht hatte, eine Geschichte des gesamten deutschsprachigen Raums in deutscher Sprache zu schreiben. Hierzu hielt er zum Beispiel einen ausgedehnten Kontakt mit den beiden geistigen Vätern der Gelehrtensozietät Hiob Ludolf und Christian Franz Paullini. Auch mit dem ebenfalls an dem Projekt interessierten Gottfried Wilhelm Leibniz korrespondierte Lucae.

Im Mittelpunkt des Dissertationsprojektes steht die historische Erschließung und Analyse der Gelehrtenkorrespondenz Friedrich Lucaes anhand der tradierten Originalbriefe. Lucae, der sich als Hoftheologe und Historiker an der Schnittstelle zwischen theologischen und historischen Kreisen bewegte, verband mit seinen Briefwechseln beide Welten. Dementsprechend vielfältig fallen seine Anknüpfpunkte und Positionen zu den jeweiligen Korrespondenzpartnern aus, die es zu untersuchen gilt. Ziel der Dissertation ist es, einen umfassenderen Blick auf die sich im Umbruch befindliche Gelehrtenwelt um 1700 zu ermöglichen und zu erweitern.

Ammermann, Monika: Gelehrten-Briefe des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. In: Fabian, Bernhard/Raabe, Paul (Hgg.): Gelehrte Bücher vom Humanismus bis zur Gegenwart. Referate des 5. Jahrestreffen des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Geschichte des Buchwesens vom 6. bis 9. Mai 1981 in der Herzog August Bibliothek, Wiesbaden 1983 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens, 9), 81-96; Bahlcke, Joachim: Briefe, Bücher, Bildungsreisen. Gelehrte Kommunikation im Europa der Frühaufklärung. In: Ders. et al. (Hgg.): Brückenschläge. Daniel Ernst Jablonski im Europa der Frühaufklärung, Dößel 2010, 288-305; Döring, Detlef: Die res publica litteraria im mitteldeutschen Raum um 1700 im Spiegel ihrer Korrespondenz. In: Donnert, Erich (Hg.): Europa in der Frühen Neuzeit, Bd. 5. Festschrift für Günter Mühlpfordt, Köln 1999, 221-240; Fleischer, Manfred: Friedrich Lucae (1644-1708). In: Menzel, Josef (Hg.): Schlesier des 15. bis 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001 (Schlesische Lebensbilder, 7), 66-71; Löwenstein, Uta: Zwischen Panegyrik und Kritik. Der Chronist Friedrich Lucae. In: Menk, Gerhard (Hg.): Hessische Chroniken zur Landes- und Stadtgeschichte, Marburg an der Lahn 2003 (Beiträge zur Hessischen Geschichte, 17), 131-146; Lucae, Friedrich: Der Chronist Friedrich Lucä. Ein Zeit- und Sittenbild aus der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, Frankfurt a.M. 1854; Lucae: Friedrich: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten oder vollkommene Chronica von Ober- und Niederschlesien, 7 Bände, Frankfurt a.M. 1689; Völkel, Markus: Dem Reich seine Geschichte geben! Die Diskussion über die Errichtung eines Historischen Reichskollegiums am Ende des 17. Jahrhunderts. In: Gruner, Wolf/Völkel, Markus (Hgg.): Region – Territorium – Nationalstaat – Europa. Beiträge zu einer europäischen Geschichtslandschaft. Festschrift für Ludwig Hammermayer zum 70. Geburtstag am 7. Oktober 1998, Rostock 1998 (Rostocker Beiträge zur Deutschen und Europäischen Geschichte, 4), 41-63; Wegele, Franz Xaver von: Das historische Reichscolleg. In: Lang, Wilhelm (Hg.): Im neuen Reich. Wochenschrift für das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst 11, H. 2 (1881), 941-960.

 

Sekretariat Abteilung Frühe Neuzeit

Keplerstraße 17, 70174 Stuttgart, Kollegiengebäude II (K II), Stockwerk 8b, Dienstzimmer 8.042

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